Sumpf-Fetthenne (Sedum villosum)

Ökologie und Standortansprüche

Die Blütezeit der Sumpf-Fetthenne liegt zwischen Juni und Juli, im August sind die Samen ausgereift. Die kurzlebigen Samen benötigen offene Bodenstellen mit ausreichend hohem Lichtangebot (Lichtkeimer).

Die Sumpf-Fetthenne wächst auf eher nährstoffarmen, quell- und sickernassen oder selten zeitweise abtrocknenden kalkarmen, schwach sauren Sand-, Grus-, Stein- und Torf-, seltener auch auf nassen, durchsickerten Lehmböden. Silikat-Quellfluren (Cardamino-Montion) sind der primäre Lebensraum der Art, sie kommt aber auch in lückigen, sauren Kleinseggenrieden (Braunseggensümpfe, Caricetalia fuscae) vor. In Bayern kommt die Sumpf-Fetthenne auch in Kalkgebieten vor, wenn huminsaurer Wasserzustrom aus angrenzenden Mooren oder Rohhumusbereichen erfolgt und hieraus ein dystroph-basisch geprägtes Mischwassersystem resultiert.

Nahezu alle Vorkommen liegen in Extensivweiden. Durch den Tritt der Tiere entstehen offene Bodenstellen.

Motivation und Bedarf

Die Sumpf-Fetthenne verzeichnet seit Anfang des 20. Jahrhunderts einen sehr starken Rückgang. Derzeit existieren in Bayern nur noch wenige, meist über große Distanz isolierte Wuchsorte mit oft winzigen Populationen. Die Art hat etwa 95 % ihrer Vorkommen eingebüßt. In der Roten Liste Deutschlands und Bayerns ist sie als vom Aussterben bedroht eingestuft.

Die Art ist auf lückige, nasse und eher nährstoffarme Weiden angewiesen. An vielen aktuellen Wuchsorten begünstigen jedoch Nährstoffeinträge aus umliegenden Flächen und eine verringerte Nutzungsintensität den Bestandsschluss der Begleitvegetation.

Ziel

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollen verschiedene Maßnahmen die letzten Populationen stabilisieren und die Art vor dem Aussterben bewahren.

Inhalt der Schutzmaßnahmen

  • die verbliebenen Wuchsorte auf das Vorhandensein von Sedum villosum überprüfen
  • alle aktuellen Wuchsorte im Hinblick auf angemessene Bewirtschaftung prüfen; dazu mit Eigentümerinnen und Eigentümern, Pächterinnen und Pächtern, Höheren und Unteren Naturschutzbehörden, Landschaftspflegeverbänden Kontakt aufnehmen und zur angepassten Nutzung beraten; Vor-Ort-Termine mit relevanten Akteurinnen und Akteuren
  • ein unterstützendes Pflegemanagement etablieren
  • Bestände regelmäßig kontrollieren, um bei Bestandsveränderungen frühzeitig reagieren zu können
  • reife Samen vor Ort an geeigneten Stellen sammeln und ausbringen; dazu zum Teil offene Bodenstellen in geeigneten Bereichen schaffen
  • potenzielle Wuchsgebiete auf weitere Vorkommen von Sedum villosum absuchen
  • gegebenenfalls Erhaltungskultur anlegen und in botanischem Garten vermehren

Laufzeit

Beginn 2017

Offene Bodenstrukturen in einer Weide Offene Bodenstrukturen sind Voraussetzung für das Vorkommen der Sumpf-Fetthenne; Foto: Dr. Alfred u. Ingrid Wagner

Weiterführende Informationen

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