Duftendes Mariengras (Hierochloe odorata)

Beschreibung, Ökologie und Standortansprüche

Das mittelhohe konkurrenzschwache Gras wächst auf feuchten bis nassen Böden in flussnahen Auwiesen, Großseggenrieden, Niedermooren und an Flussufern, verträgt aber keine längeren Überstauungen. Die ausdauernde Art ist ein Lückenpionier, der witterungsabhängig unregelmäßig zur Blüte kommt. Die Blütezeit reicht von Ende April bis Ende Mai, Fruchtreife ist von Ende Mai bis Anfang August. Das Mariengras bildet nur kurzlebige Samen aus, sodass kein Reservoir an keimfähigen Samen entstehen . Die Art ist also auf offene Bodenstellen als Keimbetten angewiesen. Der Verbreitungsschwerpunkt der Art innerhalb Bayerns liegt entlang des Lechs und der Isar. Die größten verbliebenen Vorkommen finden sich im Isarmündungsgebiet. Den Namen verdankt die Art ihrem hohen Kumaringehalt, der sie nach Waldmeister duften lässt.

Einzelne Ährchen eines Süßgrases in voller Blüte vor verschwommenem Hintergrund. Die Narben sind weiß. Die weißen Blütenteile der einzelnen Ährchen sind deutlich zu erkennen; Foto: Marcel Ruff

Motivation und Bedarf

Das Duftende Mariengras gilt aktuell als vom Aussterben bedroht. Die Bestände sind insgesamt um fast 90 Prozent zurückgegangen. Für einige Vorkommen fehlen aktuelle Erfassungen, womit die aktuelle Bestandssituation nicht ausreichend eingeschätzt werden kann.

Ursachen für den Rückgang sind Entwässerungen von Feuchtstandorten, Düngung und die damit mögliche Nutzungsintensivierung mit vielschüriger Mahd. Ebenso aber das Brachfallen oder die Überführung von Grünlandnutzung in Ackerbau oder Aufforstung. Wasserbauliche Maßnahmen wie Flussbegradigungen, Staustufen oder Uferverbauungen haben ebenfalls zum Rückgang der Art beigetragen.

Ziel

Mit Hilfe des Artenhilfsprogramms sollen die verbliebenen Vorkommen erfasst und gesichert werden und damit das Aussterben der Art verhindert werden.

Inhalt der Schutzmaßnahmen

  • Vorbereitung der Geländearbeiten durch Datenrecherche und Befragung von Orts- und Artkennern
  • Nachsuche an den zuletzt bekannten Wuchsorten mit Bestandszählung
  • Ermittlung von Möglichkeiten der Standortoptimierung und deren Durchführung (Pflegebedarf und Pflegeumsetzung), dazu Ortstermine mit allen relevanten Akteuren
  • Etablierung einer angepassten Pflege
  • Gewinnung von Samenmaterial mit strikter Trennung der Provenienzen zum Zwecke der Nachzucht; ein Teil der gewonnenen Samen wird nach Möglichkeit in nächster Umgebung des Wuchsorts an geeigneten Stellen sofort ausgebracht
  • Vermehrung in botanischen Gärten und Ausbringung zur Stützung kleiner Populationen
  • Beobachtung der Bestandsentwicklung inklusive der ausgebrachten Pflanzen

Laufzeit

2022 - 2026

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