Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri)
Ökologie und Standortansprüche
Das Bodensee-Vergissmeinnicht ist eine hochspezialisierte Pflanzenart die als sogenannter Endemit weltweit nur am Bodenseeufer vorkommt. Es gibt in Bayern nur ein weiteres wahrscheinlich nicht natürliches Vorkommen am Starnberger See.
Die Art kommt hauptsächlich am Seeufer des Bodensees vor, und zwar genau in dem kiesigen und vegetationsarmen Bereich des Strandes, der im Sommer häufig überflutet ist und im Winter weitgehend trockenfällt. Das Bodensee-Vergissmeinnicht überlebt die Überstauung im Sommer und kann sich so gegen weniger wassertolerante aber dafür umso konkurrenzstärkere Arten wie die Steif-Segge behaupten. Der Zeitraum im Frühjahr bis das Schmelzwasser die Seepegel steigen lässt, gibt der Art gerade genug Zeit, um zur Blüte und Samenreife zu kommen. Mit jährlichen Pegelschwankungen von durchschnittlich 1,5 Metern und vielen flachen Kiesstränden bietet der Bodensee optimale Bedingungen für das Bodensee-Vergissmeinnicht und seine Begleitarten.
Das Bodensee-Vergissmeinnicht kommt an den beschriebenen Strandabschnitten zusammen mit drei weiteren naturschutzfachlich sehr bedeutsamen Arten vor. Das sind der Europäische Strandling (Littorella uniflora), der Ufer-Hahnenfuß (Ranunculus reptans) und die ebenfalls für den Bodensee endemische Bodensee-Strandschmiele (Deschampsia rhenana). Die Strandschmiele ist wie das Bodensee-Vergissmeinnicht in Bayern vom Aussterben bedroht (Rote Liste Status 1), die beiden anderen Arten stark gefährdet (Rote Liste Status 2).


Motivation und Bedarf
Die Ursachen für die starke Gefährdung der Arten sind vielfältig. Die starke Nähstoffbelastung des Bodensees in der Vergangenheit, die zunehmende Verbauung des Bodenseeufers und nicht zuletzt auch der Klimawandel durch sich verändernde Pegelschwankungen tragen zum starken Rückgang der Bodensee-Strandrasenarten bei. Ein weiteres Problem ist die große Menge an Treibholz die durch den Bau des Rheindamms mittlerweile sehr konzentriert im westlichen Teil des bayerischen Bodenseeufers anlandet und die Strände oft unter eine dicken Schicht Holz begräbt. Dort gab es in der Vergangenheit die größten Bestände des Bodensee-Vergissmeinnichts in Bayern.


Inzwischen ist die Art dort aufgrund der Treibholzproblematik weitgehend verschwunden und kommt nur noch am östlichen Teil des bayerischen Bodenseeufers vor. Ein weiteres zunehmendes Problem stellt der hohe und zunehmende Besucherdruck am Bodenseeufer dar. Die starke Trittbelastung und teilweise auch illegale Feuerstellen tragen zur Gefährdung der Strandrasenarten bei.
Ziel und Inhalt der Schutzmaßnahmen
Ziel des Artenhilfsprogramms für die vier genannten Strandrasenarten ist es die Bestände regelmäßig zu erfassen, um Veränderungen schnell zu registrieren und mit Maßnahmen reagieren zu können. Laufende Maßnahmen wie die Räumung von Treibholz, Besucherlenkungsmaßnahmen und Ansiedlungsversuche sollen durch die Erfassungen begleitet und optimiert werden. In enger Abstimmung mit den beteiligten Akteuren vor Ort (untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverband, Gebietsbetreuung) soll die Pflege der betreffenden Strandrasenabschnitte optimiert werden, sodass sich die Bestände der Arten stabilisieren und möglichst zunehmen. Es sollen im Weiteren über Kooperationen mit Universitäten auch weitere Erkenntnisse zur Keimungsökologie und Standortökologie der Arten gewonnen werden. Geplant ist zudem ein regelmäßiger Austausch mit den Anrainerstaaten des Sees um Erkenntnisse auszutauschen und die Schutzmaßnahmen zu koordinieren.
Laufzeit
Das AHP zum Bodenseevergissmeinnicht und den drei weiteren Bodensee-Strandrasenarten läuft seit 2023. Es hat aber auch vorher regelmäßig Kartierungen und Umsetzung von Schutzmaßnahmen gegeben.