Beschreibung, Ökologie und Standortansprüche
Die Wohlriechende Becherglocke ist ein Warmzeitrelikt: Als osteuropäisch-südwestsibirisches Florenelement wurde sie nach der letzten Eiszeit von östlicher liegenden Vorkommen getrennt. Die niederbayerischen Bestände sind die westlichsten Vorkommen der Art nördlich des Alpenbogens.
Adenophora liliifolia ist eine ausdauernde, tief wurzelnde Staude, die ab Ende April aus ihrer Wurzelknolle austreibt. Die Blütezeit reicht von Mitte Juli bis Anfang September. Da sich die Art nicht vegetativ vermehren kann, ist sie für die Keimung auf geeignete offene Bodenstellen angewiesen. Einmal etablierte Pflanzen können deutlich über 50 Jahre alt werden. Die wärme- und lichtliebende Art wächst bevorzugt in lichten Hartholz-Auwäldern, wie sie teilweise durch die Mittelwaldnutzung entstanden sind, aber auch in deren Säumen und in Pfeifengras-Wiesen. Kürzere Trockenphasen verträgt sie gut. Die Böden auf denen Adenophora vorkommt sind humusarme bis mäßig humose, wechseltrockene bis wechselfeuchte, meist kalkreiche, lehmige Schotter- oder reine Tonböden. Die Art verträgt Mahd oder Beweidung nur schlecht, daher sollte diese nicht vor Anfang November stattfinden.

Motivation und Bedarf
Das Verbreitungsgebiet der Becherglocke war historisch in Bayern wohl nicht deutlich größer als aktuell. Die Anzahl an Vorkommen war aber sicherlich deutlich höher. Durch Intensivierung und Drainage oder Verbrachung von Streuwiesen, Aufgabe von Waldweide mit Streurechen, Eutrophierung und Verbrachung von Waldrändern und -säumen sind etliche Vorkommen verloren gegangen. Aufforstungen mit standortfremden Gehölzen und die Absenkung des Grundwasser durch Flussregulierungen haben ebenfalls zum Rückgang beigetragen.
Um die Bestände zu erhalten und zu vergrößern wurde daher schon 1994 ein Artenhilfsprogramm durch das LfU gestartet und von der Regierung von Niederbayern weitergeführt.
Ziel
Im Zuge der EU-Biodiversitätsstrategie hat man sich dazu verpflichtet, den Erhaltungszustand der Art bis 2030 zu verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Maßnahmen über das AHP verstärkt werden.
Inhalt der Schutzmaßnahmen
- vollständige Bestandszählungen an allen Wuchsorten
- manuelle, kleinflächige Pflege der Konkurrenzvegetation
- Koordination größerer Pflegemaßnahmen
- Durchführung von Verbissschutzmaßnahmen
- Gewinnung von Samenmaterial und Vermehrung
- Auspflanzung von vorgezogenen Pflanzen
- Ausbringung von Samen an vorab vorbereiteten offenen Bodenstellen



Laufzeit
Beginn 2025