Die richtige Blühmischung

Standard-Blühmischungen, wie sie im Handel häufig zu finden sind, erfüllen die genannten Kriterien in den meisten Fällen nicht. Oft enthalten sie naturschutzfachlich kritische, fremdländische Arten, teilweise sogar in hohen Anteilen. Viele dieser einjährigen Mischungen sind für Blütenbesucher nahezu wertlos, als Nahrungspflanzen für heimische Insekten ungeeignet oder können nur von sehr häufigen und anspruchslosen Arten genutzt werden.

Die richtige Auswahl von Saatgut ist für den Erfolg der Maßnahme entscheidend und fachlich oft sehr anspruchsvoll. Die folgenden Punkte haben sich in der Praxis bewährt:

Das sollte in der Blühmischung enthalten sein:

  • Es empfiehlt sich eine Mischung mit rund 20 % (konkurrenzschwachen!) Gräsern und 80 % Kräutern. Insgesamt sollten dabei jeweils rund 20-30 (40) Krautarten und 4-6 konkurrenzschwächere Grasarten in einer Mischung enthalten sein.
  • Samenmischungen, die sowohl Wildkräuter als auch Wildgräser (zum Beispiel Glatthafer (Arrhenaterum elatius), Wiesen-Goldhafer (Trisetum flavescens), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Gewöhnliches Zittergras (Briza media), Weide-Kammgras (Cynosurus cristatus)) enthalten, fördern eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung artenreicher Bestände.
  • Die Mischungen sollten nur Wildarten enthalten. Wenige einjährige heimische Arten (zum Beispiel Kornblume - Cyanus segetum, Klatschmohn – Papaver rhoeas) oder kurzlebige gebietsfremde Kulturpflanzen (zum Beispiel Buchweizen – Fagopyrum oder Büschelschön - Phacelia tanacetifolia) können als "Ammenpflanzen" oder für einen schnellen Blüheffekt beigemischt werden. Letztere sollten dann nach einem bzw. wenigen Jahren ausfallen.
  • Das Saatgut sollte von Betrieben stammen, die auf dauerhafte Vermehrungen in Reinkulturen verzichten, da ansonsten genetische Veränderungen kaum zu vermeiden sind. Die Kulturen in zertifizierten Betrieben werden alle fünf Generationen durch erneute Wildsammlungen aufgefrischt.

Das sollte nicht in der Blühmischung enthalten sein:

  • (Invasive) Neophyten (zum Beispiel Goldrute - Solidago canadensis, Nachtkerze - Oenothera biennis oder Kanadisches Berufkraut - Erigeron canadensis) dürfen in den Mischungen nicht enthalten sein.
  • Weitere fremdländische und insbesondere mehrjährige Arten (zum Beispiel Schmuckkörbchen (Cosmea), Kalifornischer Mohn (Eschscholzia) oder Ähnliches) sollten nicht in den Mischungen enthalten sein.
  • Reine Staudenmischungen brechen vielfach nach ein paar Jahren als unschön aussehende Brachen mit wenigen dominanten Arten zusammen. Meist müssen sie auch in kurzen Abständen erneuert werden und können nicht gemäht werden. Auf derartigen Flächen können sich auch von alleine schnell invasive Neophyten ansiedeln. Sie sollten daher besser nicht verwendet werden.
  • Sehr konkurrenzkräftige Gräser wie Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) oder Knaulgras (Dactylis glomerata), Wiesen-Rispengras (Poa angustifolia) oder Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecuros pratensis), die alle anderen Arten dauerhaft verdrängen können, sollten nicht ausgebracht werden. Genauso wie herdenbildende, dominante Grasarten, wie zum Beispiel Landreitgras (Calamagrostis epigejos), Wehrlose Trespe (Bromus inermis), Quecke (Elymus spec.) sind sie in der Lage die Artenvielfalt in wenigen Jahren nach der Aussaat zu reduzieren. Auch größere Anteile krautiger Dominanzbildner, wie zum Beispiel Karde (Dipsacus), sind kritisch zu sehen, da sich diese auf Kosten kleinwüchsiger Arten durchsetzen können.
  • Arten schwierig zu bestimmender kleinartenreicher Gruppen, wie zum Beispiel Schafgarbe (Achillea millefolium-Aggregat) sollten nur in Form weit verbreiteter, unkritischer Arten (wie Achillea millefolium ssp. millefolium) enthalten sein.
  • Pyrrolizidin-Alkaloide enthaltende Arten wie beispielsweise Borretsch (Borago) oder Natternkopf (Echium) sollten in den Mischungen nicht oder nur in geringen Mengen verwendet werden. Kreuzkräuter (vor allem Senecio jacobaea und S. aquaticus) dürfen nicht ausgesät werden. Diese Arten sind eine Gesundheitsgefahr für Weidetiere und beeinträchtigen die Honig-Qualität.
  • Zuchtformen von Gräsern oder Leguminosen können genetische Besonderheiten verdrängen, indem sie sich in etablierte Populationen von Wildkräutern einkreuzen und diese verändern.
  • Sorten mit gefüllten Blüten sind zu vermeiden, da diese für Blütenbesucher wertlos sind.
  • Eine weitere Hilfestellung zur Artenauswahl sind die Artenlisten des LfU für die bayerischen Regionen:
Blühender Natternkopf Trotz ihrer attraktiven Blüten sollten Arten, wie hier dieser Natternkopf (Echium vulgare), aufgrund ihres Gehalts an Pyrrolizidin-Alkaloiden nicht in den Blühmischungen enthalten sein

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