Schmetterlinge

Schmetterlinge stellen mit über 3.000 heimischen Arten – neben Käfern, Hautflüglern (Bienen, Wespen) und Zweiflüglern (Fliegen, Mücken) – eine der artenreichsten Insektenordnungen.

Die Tagfalter bilden die bekannteste, allerdings mit gut 170 in Bayern nachgewiesenen Arten auch die weitaus artenärmste Untergruppe der Schmetterlinge. Die Nachtfalter, welche zusammen mit den Tagfaltern zu den Großschmetterlingen gehören, kommen auf circa 1.000 Arten. Den größten Artenreichtum erreichen die Kleinschmetterlinge. Hier sind bisher fast 2.000 Arten nachgewiesen und die Erfassung ist keineswegs vollständig.

Bayern beherbergt von allen Bundesländern aufgrund seiner Flächengröße und seiner reichhaltigen naturräumlichen Ausstattung (zum Beispiel Magerrasen der Frankenalb, Moore im Alpenvorland, Lebensräume in den Alpen) die artenreichste Schmetterlingsfauna Deutschlands. Schmetterlinge erfüllen zahlreiche Funktionen, beispielsweise als Bestäuber von Pflanzen oder als Nahrung für andere Tiere. Gleichzeitig sind viele Arten auf ganz bestimmte Lebensräume und ökologische Bedingungen angewiesen. Schmetterlinge sind aus unterschiedlichen Gründen gefährdet und in ihren Beständen zurückgegangen. Wegen ihrer Bedeutung und des Rückgangs zahlreicher Arten stellen Schmetterlinge einen Aktionsschwerpunkt des Bayerischen Artenschutzzentrums dar.

Metamorphose

Die Biologie der Schmetterlinge kennzeichnet eine vollständige Metamorphose. Nachfolgend ist die Metamorphose der Schmetterlinge am Beispiel des Maivogels näher dargestellt.

Behaarte Raupe sitzt auf einem Blatt. 2. Aus dem Ei schlüpft nach ca. acht Tagen eine Raupe, die sich mehrmals häutet und schließlich, in der Regel nach vier Wochen, verpuppt. Foto: Gerhard Rotheneder
Weißer Kokon mit schwarzen Flecken an einem Ast hängend. 4. Das Endstadium ist der aus der Puppe entschlüpfte, geschlechtsreife Falter. Foto: Gerhard Rotheneder

Die ökologischen Ansprüche der verschiedenen Stadien sind unterschiedlich und teilweise sehr spezifisch, am bekanntesten sind Bindungen der Raupen bzw. Larven an bestimmte Nahrungspflanzen, im Extremfall sogar an eine einzige Art (zum Beispiel Apollofalter an Weißen Mauerpfeffer).

Bedeutung für Arten- und Biotopschutz

Für den Arten- und Biotopschutz repräsentieren vor allem Tagfalter eine naturschutzfachlich und ökologisch sehr bedeutsame Gruppe, da ihre Verbreitung, Bestandssituation und ihre komplexe Ökologie vergleichsweise gut bekannt sind. Als überwiegende Bewohner von nährstoffarmem bis mäßig nährstoffreichem Offenland (zum Beispiel Streuwiesen, Magerrasen) sind die Tagfalter besonders vom Artenrückgang betroffen.

Die Tagfalterfauna mit einem hohen Anteil an Arten mit enger Bindung an Habitate und komplexen Ansprüchen an Lebensräume wurde durch den tiefgreifenden Wandel von der vielfältigen traditionellen Kulturlandschaft zur einförmigen industriell geprägten Landnutzung besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. In den Roten Listen gefährdeter Arten sind sie deshalb als überdurchschnittlich bedroht geführt. So gelten fast 60% der bayerischen Tagfalter als gefährdet; zum Vergleich: Der Gefährdungsanteil der bayerischen Fauna liegt im Mittel bei etwa 40%. Sieben Schmetterlingsarten in Bayern sind ausgestorben, davon zwei Arten erst in den letzten Jahrzehnten: der Kleine Waldportier (Hipparchia alcyone) (1994) und der Regensburger Heufalter (Colias myrmidone) (2000). Weitere Arten drohen der bayerischen Fauna verlorenen zu gehen, vor allem Berghexe (Chazara briseis) und Streifenbläuling (Polyommatus damon) sind akut vom Aussterben bedroht.

Nur etwa ein Drittel der bayerischen Tagfalterarten verfügt über stabile und gesicherte Bestände. Einige wenige Arten haben zugenommen (zum Beispiel Kurzschwänziger Bläuling, Cupido argiades, vermutlich Klimagewinner) oder konnten in jüngster Zeit erstmals in Bayern nachgewiesen werden (zum Beispiel Karstweißling, Pieris mannii). Dies ist vor dem Hintergrund des vorherrschenden Rückgangs von Arten und Individuen bemerkenswert. Dennoch kompensiert dies nicht die schwerwiegenden Verluste anderer Arten.

Artenhilfsprogramme für Schmetterlinge

Die Bestände vieler Schmetterlinge in Bayern sind stark gefährdet. Um die hochgradig gefährdeten Arten zu erhalten, sind Artenhilfsprogramme (AHP) ein wichtiges Instrument im gezielten Artenschutz. Worum es sich bei einem AHP handelt und welche Maßnahmen dabei zur Anwendung kommen, stellen wir anhand ausgewählter Beispiele vor.

Artenporträt Berghexe

Die Berghexe (Chazara briseis) ist seit Jahren vom Aussterben bedroht und findet sich in Bayern nur noch in den Landkreisen Eichstätt und Weißenburg-Gunzenhausen. Grund hierfür ist ein selten gewordener Biotoptyp, auf den die Berghexe als Lebensraum angewiesen ist.

Artenporträt Glücks-Widderchen

Das Glücks-Widderchen (Zygaena fausta) ist mittlerweile eine seltene Art in Mitteleuropa. In Bayern gibt es noch Vorkommen in der Südlichen Frankenalb und in Unterfranken. Jedoch ist es vom Aussterben bedroht. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Artenporträt Heckenwollafter

Der Heckenwollafter (Eriogaster catax) ist in Bayern einzig im Südlichen Steigerwald sowie an der Grenze zu Thüringen zu finden. Alle anderen Vorkommen sind erloschen. Aufgrund verschiedener Ursachen ist der Bestand des streng geschützten Falters stark gefährdet.

Artenporträt Kreuzenzian-Ameisenbläuling

Beim Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris alcon rebeli) haben etwa fünf Vorkommen im gesamten Freistaat eine stabile Populationsgröße. Insgesamt ist die Bestandssituation des Falters rückläufig. Ursache hierfür ist der Mangel geeigneter Lebensräume und weiterer wichtiger Faktoren.

Artenporträt Maivogel

Der Maivogel (Euphydryas maturna) ist europaweit streng geschützt, sodass Natura 2000-Gebiete für seinen Erhalt ausgewiesen wurden. Er zählt zu den am stärksten gefährdeten Tagfalterarten Deutschlands. Warum sein Bestand so stark zurückgeht, hat mehrere Ursachen.

Artenporträt Wald-Wiesenvögelchen

Bayern ist das einzige deutsche Bundesland, das noch größere Populationen des Wald-Wiesenvögelchens (Coenonympha hero) beherbergt. Dennoch ist die Art auch im Freistaat vom Aussterben bedroht. Forstliche Nutzungsänderungen bedrohen den Fortbestand des Tagfalters.

Teilen