Schmetterlinge
Schmetterlinge stellen mit über 3.000 heimischen Arten – neben Käfern, Hautflüglern (Bienen, Wespen) und Zweiflüglern (Fliegen, Mücken) – eine der artenreichsten Insektenordnungen.
Die Tagfalter bilden die bekannteste, allerdings mit gut 170 in Bayern nachgewiesenen Arten auch die weitaus artenärmste Untergruppe der Schmetterlinge. Die Nachtfalter, welche zusammen mit den Tagfaltern zu den Großschmetterlingen gehören, kommen auf circa 1.000 Arten. Den größten Artenreichtum erreichen die Kleinschmetterlinge. Hier sind bisher fast 2.000 Arten nachgewiesen und die Erfassung ist keineswegs vollständig.
Bayern beherbergt von allen Bundesländern aufgrund seiner Flächengröße und seiner reichhaltigen naturräumlichen Ausstattung (zum Beispiel Magerrasen der Frankenalb, Moore im Alpenvorland, Lebensräume in den Alpen) die artenreichste Schmetterlingsfauna Deutschlands. Schmetterlinge erfüllen zahlreiche Funktionen, beispielsweise als Bestäuber von Pflanzen oder als Nahrung für andere Tiere. Gleichzeitig sind viele Arten auf ganz bestimmte Lebensräume und ökologische Bedingungen angewiesen. Schmetterlinge sind aus unterschiedlichen Gründen gefährdet und in ihren Beständen zurückgegangen. Wegen ihrer Bedeutung und des Rückgangs zahlreicher Arten stellen Schmetterlinge einen Aktionsschwerpunkt des Bayerischen Artenschutzzentrums dar.
Metamorphose
Die Biologie der Schmetterlinge kennzeichnet eine vollständige Metamorphose. Nachfolgend ist die Metamorphose der Schmetterlinge am Beispiel des Maivogels näher dargestellt.
Die ökologischen Ansprüche der verschiedenen Stadien sind unterschiedlich und teilweise sehr spezifisch, am bekanntesten sind Bindungen der Raupen bzw. Larven an bestimmte Nahrungspflanzen, im Extremfall sogar an eine einzige Art (zum Beispiel Apollofalter an Weißen Mauerpfeffer).
Bedeutung für Arten- und Biotopschutz
Für den Arten- und Biotopschutz repräsentieren vor allem Tagfalter eine naturschutzfachlich und ökologisch sehr bedeutsame Gruppe, da ihre Verbreitung, Bestandssituation und ihre komplexe Ökologie vergleichsweise gut bekannt sind. Als überwiegende Bewohner von nährstoffarmem bis mäßig nährstoffreichem Offenland (zum Beispiel Streuwiesen, Magerrasen) sind die Tagfalter besonders vom Artenrückgang betroffen.
Die Tagfalterfauna mit einem hohen Anteil an Arten mit enger Bindung an Habitate und komplexen Ansprüchen an Lebensräume wurde durch den tiefgreifenden Wandel von der vielfältigen traditionellen Kulturlandschaft zur einförmigen industriell geprägten Landnutzung besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. In den Roten Listen gefährdeter Arten sind sie deshalb als überdurchschnittlich bedroht geführt. So gelten fast 60% der bayerischen Tagfalter als gefährdet; zum Vergleich: Der Gefährdungsanteil der bayerischen Fauna liegt im Mittel bei etwa 40%. Sieben Schmetterlingsarten in Bayern sind ausgestorben, davon zwei Arten erst in den letzten Jahrzehnten: der Kleine Waldportier (Hipparchia alcyone) (1994) und der Regensburger Heufalter (Colias myrmidone) (2000). Weitere Arten drohen der bayerischen Fauna verlorenen zu gehen, vor allem Berghexe (Chazara briseis) und Streifenbläuling (Polyommatus damon) sind akut vom Aussterben bedroht.
Nur etwa ein Drittel der bayerischen Tagfalterarten verfügt über stabile und gesicherte Bestände. Einige wenige Arten haben zugenommen (zum Beispiel Kurzschwänziger Bläuling, Cupido argiades, vermutlich Klimagewinner) oder konnten in jüngster Zeit erstmals in Bayern nachgewiesen werden (zum Beispiel Karstweißling, Pieris mannii). Dies ist vor dem Hintergrund des vorherrschenden Rückgangs von Arten und Individuen bemerkenswert. Dennoch kompensiert dies nicht die schwerwiegenden Verluste anderer Arten.