Reptilien

Reptilien, auch Kriechtiere genannt, gehören zur Klasse der Wirbeltiere. In Deutschland umfassen sie unter anderem insgesamt 14 heimische Arten aus Schildkröten (Testudines) und Schuppenkriechtieren (Squamata). In Bayern sind zehn bodenständige Reptilienarten zu finden. Neben fünf Echsenarten kommen nach derzeitiger Systematik fünf Schlangenarten vor. Wichtige Verbreitungsschwerpunkte befinden sich entlang der großen Flüsse und extensiven Moor- und Heidelandschaften. Auch Bahn- und Stromtrassen spielen eine wichtige Rolle als Sekundärhabitat mit Korridorfunktion.

Reptilien sind wechselwarme Tiere, deren Körpertemperatur stark mit der Temperatur ihrer Umgebung zusammenhängt. Schlangen und Echsen sind lungenatmend und besiedeln ein breites Spektrum von vorwiegend warmen und besonnten Landlebensräumen. Bei einzelnen Arten befinden sich Teilhabitate im Wasser.

Kopf einer gelb-schwarzen Schlange Ringlnatter; Foto: Stefan Ott, piclease Naturbildagentur

Reptilien überwintern in geeigneten Verstecken in Felsspalten, Erdlöchern, Lücken im Wurzelbereich von Bäumen oder Hohlräumen unter Totholz. Die Nahrung besteht je nach Art und Lebensraum aus Bodentieren wie Insekten, Schnecken und Würmern. Amphibien, kleinere Reptilien, Fische und Kleinsäuger stehen ebenfalls auf dem Speiseplan.

Habitus

Reptilien besitzen primär zwei paarige Extremitäten mit jeweils fünf Fingern/Zehen, die bei einigen Arten stark (unter anderem Westliche Blindschleiche) oder gänzlich (alle Schlangen) zurückgebildet sind.

Der Schwanz der heimischen Echsenarten hat Sollbruchstellen, um ihn bei Gefahr abzuwerfen (Autotomie). Vor dem Austrocken schützt die Tiere ein festes, keratinhaltiges und drüsenarmes Schuppenkleid. Da sie zeitlebens wachsen, aber die oberste Hautschicht (Epidermis) nicht mitwächst, häuten sich Reptilien regelmäßig. Die Fortpflanzung erfolgt durch innere Befruchtung und darauffolgender Eiablage ausschließlich an Land. Zudem gibt es auch lebendgebärende Arten (unter anderem Kreuzotter und Waldeidechse).

Für alle heimischen Reptilienarten sind melanistische Farbmorphe dokumentiert. Relativ häufig tritt Melanismus bei der Kreuzotter auf, was dieser schwarzen Variante den Beinamen "Höllenotter" eingebracht hat.

Graues Reptil sitzt auf Totholz. Zauneidechse beim Sonnenbaden auf Totholz; Foto: Ralf Thannemann

Gefährdung und Schutz

Alle in Europa beheimateten Reptilienarten sind nach Bundesartenschutzverordung besonders geschützt. Die im Anhang IV der FFH-Richtlinie gelisteten Reptilienarten sind darüber hinaus streng geschützt.

Mehr als die Hälfte (60%) der heimischen Reptilien sind in der Roten Liste Bayern von 2019 als selten oder extrem selten eingestuft. Ein Grund ist die Intensivierung in der Landwirtschaft mit erhöhtem Pestizideinsatz. Weiterhin spielen der Verlust von nährstoffarmen Standorten, Rainen und Saumstrukturen sowie die fehlende Vernetzung von Lebensräumen zur Wiederbesiedlung und zum genetischen Austausch eine Rolle.

Auch der Rückgang an Insekten und Amphibien beeinträchtigt die Reptilien, denen sie als Nahrungsgrundlage dienen. Verstärkt wird der Rückgang der Reptilienbestände auch durch die Zunahme an Fressfeinden wie Hauskatzen oder Wildschweine. Um heimische Arten langfristig zu erhalten, führt das Bayerische Artenschutzzentrum Grundlagenuntersuchungen und Kartierungen durch und konzipiert darauf aufbauend langfristig wirksame Artenhilfsprogramme. Für die Reptilienarten der FFH-Richtlinie führt das BayAZ zudem ein regelmäßiges Monitoring der Populationen und Habitate durch.

Tabelle1: In Bayern heimische Reptilienarten (Stand 2023)
Unterordnung Deutscher Name Wissenschaftlicher Name Rote Liste BY (2019) FFH-Anhang Verbreitung
Echsen
(Sauria)
Mauereidechse Podarcis muralis Vom Aussterben bedroht IV Südbayern
Echsen
(Sauria)
Östliche Smaragdeidechse Lacerta viridis Vom Aussterben bedroht IV Ostbayern
Echsen
(Sauria)
Waldeidechse Zootoca vivipara Gefährdet - Flächendeckend
Echsen
(Sauria)
Westliche Blindschleiche Anguis fragilis Ungefährdet - Flächendeckend
Echsen
(Sauria)
Zauneidechse Lacerta agilis Gefährdet IV Flächendeckend
Schlangen (Serpentes) Alpen-Barrenringelnatter Natrix helvetica Extrem selten - Südbayern
Schlangen (Serpentes) Äskulapnatter Zamenis longissimus Stark gefährdet IV Ostbayern
Schlangen (Serpentes) Kreuzotter Vipera berus Stark gefährdet - Süd- und Ostbayern
Schlangen (Serpentes) Ringelnatter Natrix natrix Gefährdet - Flächendeckend
Schlangen (Serpentes) Schlingnatter Coronella austriaca Stark gefährdet IV Flächendeckend

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