Berghexe

Steckbrief zur Berghexe (Chazara briseis)
Aspekte Erläuterung
Merkmale Flügelspannweite 45 bis 60mm, Weibchen größer als Männchen, Flügeloberseite dunkelbraun mit breiter aus querovalen cremeweißen Flecken zusammengesetzter Längsbinde, auf den Hinterflügeln undeutlicher ausgebildet, Vorderrand der Vorderflügel bei den Männchen größtenteils weiß und braun übergossen, Unterseite der Hinterflügel variiert von gelbbraun bis graubraun mit zwei unscharf begrenzten dunklen Binden, bei Weibchen weiße Binde auf der Flügeloberseite breiter und Rand der Vorderflügel größtenteils cremefarben, das Muster auf der Hinterflügelunterseite ist undeutlicher und graubraun übergossen, Eier mit Quer- und Längsrippen, Raupen ca. 30mm, hellgelbbraun, dunkelbrauner Rückenstreifen, je zwei braune Seitenstreifen, Puppe glänzend braun.
Verbreitung Die Gesamtverbreitung reicht von Nordwestafrika über Süd- und vereinzelt auch Mitteleuropa bis Westchina, aktuelle Vorkommen in Deutschland nur noch vereinzelt in Baden-Württemberg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern.
Lebensraum und Lebensweise großflächige, oft steile, intensiv beweidete Kalkmagerrasen mit Steintriftcharakter, als Sekundärlebensräume auch Halden in Steinbrüchen Larvalhabitat nur in vollsonnigen und schütter bewachsenen bis sehr vegetationsarmen Bereichen, Raupe frisst an verschiedenen Süßgräsern wie Aufrechter Trespe (Bromus erectus) oder Schaf-Schwingel (Festuca ovina), Eiablage bodennah an Streu, Moos etc., bis zu 25cm von der nächsten Futterpflanze entfernt, Raupen überwintern halbwüchsig, Verpuppung im nächsten Frühjahr Flugzeit der Falter: Mitte Juli bis September, Falter sonnen und ruhen bevorzugt auf steinigen Bereichen, auch mit zusammengeklappten Flügeln an windgeschützten Baumstämmen, Holzstapeln und Felsen (Tarnung durch Färbung der Hinterflügel-Unterseite).
Ansprüche hoher Flächenanspruch (kleinräumige Habitate werden nicht besiedelt), Steintriftcharakter der Kalkmagerrasen, intensive Beweidung, vegetationsarme Bereiche mit kleinen Grashorsten der Raupennahrungspflanzen.

Bestand und Gefährdung

Die Berghexe gehört seit Jahren zu den am stärksten gefährdeten Tagfalterarten Deutschlands und Bayerns, wie ihre dauerhaft hohe Einstufung (Gefährdungskategorie 1 "vom Aussterben bedroht") in den Roten Listen zeigt. Nach drastischen Bestandseinbrüchen bis in die jüngste Zeit kommt die Art in Bayern heute nur noch in den Landkreisen Eichstätt und Weißenburg-Gunzenhausen vor.

Der Lebensraum der Berghexe sind vollsonnige, flachgründige Trockenrasen mit einem hohen Anteil an Steinen, Schottern und Geröll, sogenannte Steintriften. Selten geworden ist dieser Biotoptyp, weil er einer intensiven Weidewirtschaft in Form der Hütehaltung bedarf. Eine Reduzierung der Beweidungsintensität kann schon nach kurzer Zeit eine Veränderung des Flächencharakters bewirken. Kräuter und Gräser nehmen zu, durch die Vermehrung von Schmetterlingsblütlern wird Stickstoff im Boden angereichert und aus der lückigen Steintrift entwickelt sich ein geschlossener Rasen, der als Larvalhabitat für die Berghexe nicht mehr geeignet ist.

Das rasch fortschreitende Verschwinden der Lebensräume der Berghexe und Hinweise auf Bestandsrückgänge führten im Jahr 2007 zu einer Gelände-Überprüfung der meisten der bis dahin bekannten bayerischen Fundorte. Dabei offenbarte sich ein drastischer Rückgang der Berghexe. Zahlreiche noch in den 1990er Jahren besiedelte Standorte waren verwaist. Heute gibt es nur mehr zwei vorläufig überlebensfähige Bestände: in einem großen Steinbruchgelände im Lkr. Eichstätt sowie auf einem ehemaligen Militärgelände (Panzerfahrbetrieb!) im Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen.

Ei der Berghexe Ei der Berghexe, an einem trockenem Grashalm abgelegt; Foto: Büro Geyer & Dolek

Eine Besonderheit bei der Berghexe ist die große zeitliche Lücke zwischen Paarung und Eiablagebeginn, weshalb aufgrund von natürlichen Verlusten nur 25-50% der Weibchen zur Eiablage kommen. Diese Ausfälle durch Mortalität bedeuten, dass erheblich mehr Weibchen zum Schlupf kommen müssen, um eine überlebensfähige Populationsgröße zu sichern. In diesem Zusammenhang sind auch die relativ großen bekannten Abwanderungsentfernungen der Berghexe zu sehen, denn für den Aufbau der notwendigen großen Populationen wird eine weit größere Fläche bzw. ein großräumiger Verbund zwischen verschiedenen Standorten benötigt.

Die wesentlichen Maßnahmen zur Förderung der Populationen der Berghexe bestehen in der Einrichtung einer ausreichend intensiven Beweidung (mindestens 3 Weidedurchgänge pro Jahr), in der Erweiterung bestehender Larvalhabitate auf Haldenstandorten und dem Aufbau eines möglichst großräumigen Biotopverbundes, zum Beispiel dort wo Magerrasen und Halden enge Verzahnungen aufweisen.

Im Vordergrund steiniger Magerrasenabhang, im Hintergrund stark beweideter mit Schafttriften durchsetzter Magerrasenhang Scharfe Beweidung ist eine Möglichkeit Lebensräume für die Berghexe zu erhalten; Foto: Büro Geyer & Dolek

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