Streifenbläuling (Polyommatus damon)

Ökologie und Standortansprüche

Der Streifenbläuling (Polyommatus damon) erreicht eine Flügelspannweite von 34 bis 38mm. Namensgebend ist der deutliche, weiße Querstrich auf dem Außenflügel. Die Flügeloberseite der Männchen ist türkisbraun mit schwarzbraunen Außenrändern, die der Weibchen einfarbig braun. Der Streifenbläuling benötigt als Lebensraum Kalkmagerrasen mit Vorkommen der Sandesparsette (Onobrychis arenaria) sowie ein trockenwarmes Mikroklima. Seine Flugzeit liegt zwischen Ende Juni und Anfang August. Raupen schlüpfen etwa im September und überwintern in Bodennähe an den Sandesparsetten.

Auf einer Blumenwiese sitzen zwei Streifenbläulinge auf einer Pflanze. Zwei Streifenbläulinge bei der Kopulation; Foto: Susanne Mader-Speth

Motivation/Bedarf

Der Streifenbläuling gilt in Europa als stark gefährdet und rückläufig. In der Roten Liste Deutschlands wird die Art als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Auch in Bayern existieren neben Baden-Württemberg und Thüringen noch aktuelle Vorkommen. Diese beschränken sich dabei größtenteils auf die Rhön und das Grabfeld im nördlichen Unterfranken sowie den Landkreis Rhön-Grabfeld. Geringe Restbestände, welche kaum überlebensfähig scheinen, finden sich zudem auf der südlichen Frankenalb. Aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebiets und der geringen Populationsgröße zählt der Streifenbläuling zu den seltensten Tagfalterarten Bayerns. Seit 2006 wird die Art deshalb durch ein entsprechendes Artenhilfsprogramm (AHP) gefördert, welches das Biodiversitätszentrum Rhön seit 2021 koordiniert.

Ziel des AHP

Die Ziele der aktuellen Bearbeitungsphase sind, die verbliebenen Vorkommen des Streifenbläulings in der Rhön zu erhalten und zu fördern.

Inhalt der Schutzmaßnahme

Der Streifenbläuling ist gefährdet, weil er stark an seine Futterpflanze gebunden ist. An der Sandesparsette legt er seine Eier ab. Dort entwickeln sich die Raupen und überwintern. Lediglich die Puppenphase, etwa im Juni, findet am Boden statt. Kommt es zu einer Beweidung oder Mahd außerhalb dieses "Puppenfensters", beeinträchtigt dies den Streifenbläuling stark. Ein Aussetzen der Pflege ist allerdings ebenfalls nicht zielführend. Voranschreitende Sukzession und Verbuschung verdrängen die Sandesparsette und führen zu einem ungünstigen Mikroklima. Weiterhin fressen Schafe und Ziegen bevorzugt die Futterpflanze des Streifenbläulings.

Das AHP erfasst seit 2006 die Habitatansprüche des Streifenbläulings und entwickelt entsprechende Pflegeansätze. Diese sollen im Rahmen der aktuellen Bearbeitungsphase des AHPs noch verstärkter umgesetzt werden, um der Abnahme aktueller Vorkommen entgegenzuwirken. Die Pflegeansätze sind nachfolgend aufgelistet.

  • Die Beweidungs- und Mahdzeiten an das "Puppenfenster" anpassen. Das "Puppenfenster" kann mit Hilfe der Raupen des Esparsetten-Widderchens (Zygaena carniolica) festgestellt werden, welche sich etwa zeitgleich entwickeln, jedoch deutlich häufiger vorkommen. Das "Puppenfenster" ist kein im Jahresverlauf feststehendes Zeitfenster, da dieses im starken Maß von der jährlich schwankenden Witterung abhängt.
  • Rotationsbrachen einführen und Larvalhabitate einzäunen: Um Teilbereiche für eine ungestörte Raupenentwicklung vorzuhalten, sind Rotationsbrachen nützlich, die beispielsweise nur in jedem dritten Jahr gemäht oder beweidet werden. Gegebenenfalls sind auch Teilbereiche auszupflocken oder einzuzäunen, um diese vor Störungen zu bewahren.
  • Lebensräume entbuschen: Bleibt eine Beweidung oder Mahd aus oder ist eine Nachpflege notwendig, kann dies eine manuelle Entbuschung erfordern, um geeignete mikroklimatische Bedingungen zu erhalten.
  • Offenboden schaffen: Die Sandesparsette ist auf Offenbodenstellen angewiesen, um keimen zu können. Diese haben in den letzten Jahren verstärkt abgenommen, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass sich Moos und Trespen auf vielen Flächen stark verbreiten. Offenboden kann beispielsweise durch den Einsatz einer Kreiselegge oder Abschiebungen des Oberbodens geschaffen werden.
Eine dicke, kurze und grüne Raupe sitzt auf einer rosafarbenen Blüte. Raupe des Streifebläulings an einer Blüte der Sandesparsette; Foto: Büro Geyer und Dolek
Blick von oben auf eine vergraste und vermooste Fläche Eine Fläche, auf der ursprünglich Sandesparsetten wuchsen, ist vergrast und vermoost; Foto: Sebastian Vogel

Weitere Inhalte des AHPs

  • die lokalen Akteurinnen und Akteure sensibilisieren und schulen
  • ehemalige Vorkommen in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen erfassen und nachkartieren
  • die bisherigen Schutzbemühungen evaluieren
  • flächenscharfe Pflegekonzepte für Einzelflächen erarbeiten
  • entsprechende Maßnahmen zur Steigerung der Habitatqualität (auch auf Flächen mit ehemaligen Vorkommen) umsetzen
Drei Personen stehen im Kreis und betrachten einen Schmetterling an einem Grashalm. Schulung von Naturschutzakteuren zur Ökologie des Streifenbläulings; Foto Sebastian Vogel

Laufzeit

Die aktuelle Bearbeitungsphase des AHPs läuft bis 2025.

Weiterführende Informationen

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