Amphibien gelten als weltweit am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe. Auch in Deutschland und Bayern sind die Amphibienbestände in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Die Bestandssituation vieler Arten ist kritisch, einige Arten sind lokal oder regional bereits ausgestorben.

Auch die "Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) Bayerns" (Stand 2019) weist die Amphibien in Bayern als überdurchschnittlich gefährdete Tiergruppe aus: Von den derzeit noch 19 heimischen Arten weisen zwölf einen Rote Liste-Gefährdungsstatus auf, fast Zweidrittel aller heimischen Amphibienarten. Acht Arten sind sogar den beiden höchsten Gefährdungskategorien "RL 1 – vom Aussterben bedroht" (Geburtshelferkröte, Moorfrosch, Wechselkröte) und "RL 2 – stark gefährdet" (Gelbbauchunke, Kammmolch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Laubfrosch) zugeordnet.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Hauptverantwortlich sind in der Menge weniger und weniger vielfältige Laichgewässer, zum Beispiel durch intensivierte land- und teichwirtschaftliche Nutzung oder stillgelegte Abbaugebiete und militärische Übungsflächen. Auch zerschnittene Landschaften und klimawandelbedingte Trockenperioden in den Sommerlebensräumen spielen eine wichtige Rolle.

Dazu kommen gefährliche Infektionskrankheiten, die unsere heimischen Amphibien bedrohen. Die weltweit verbreitete Amphibienkrankheit Chytridiomykose ist eine Pilzerkrankung, deren Erreger zwei nahe verwandte Chytridpilze sind und die ein unterschiedliches Artenspektrum befallen können. Sowohl für den sogenannten "Froschpilz" Bd (Batrachochytrium dendrobaditis) als auch für den "Salamanderpilz" Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) sind Sterbeereignisse von Amphibien in Bayern belegt. Stark betroffen sind neben der Geburtshelferkröte vor allem die heimischen Salamander- und Molcharten. Um die Krankheiten nicht zu verschleppen, sollten deshalb beim Umgang mit Amphibien bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Das LfU hat dazu Empfehlung in Form eines "Hygiene-Protokolls für die Kartierung von Amphibien, Libellen und Krebsen" erstellt.

Als weitere Schutzmaßnahme sollen Artenhilfsprogramme (AHP) die Lebensraumsituation der am stärksten gefährdeten Amphibienarten verbessern. Bayernweit hat das LfU bereits zahlreiche Artenhilfsprogramme initiiert.

Derzeit finden gezielte Schutzmaßnahmen in verschiedenen Gebietskulissen für folgende Arten statt:

AHP Geburtshelferkröte

Die Geburtshelferkröte (Alytes obstericans) gilt in Bayern als vom Aussterben bedroht. Ihre letzten Vorkommen liegen allesamt im Landkreis Rhön-Grabfeld in Unterfranken. Dort versuchen Expertinnen und Experten seit 2004 im Rahmen eines Artenhilfsprogramms die Art zu erhalten. Die aktuelle Bearbeitungsphase hat Anfang 2023 begonnen und geht noch bis Ende 2024. Aktuelle Ziele sind vor allem, den Bestand umfassend zu erheben, Naturschutzmaßnahmen zu planen und zu evaluieren. Vor Ort setzen die Untere Naturschutzbehörde und der Naturpark Bayerische Rhön e.V. in Zusammenarbeit mit dem Biodiversitätszentrum Rhön das Artenhilfsprogramm um.

AHP Kreuzkröte

Die Kreuzkröte (Epidalea calamita) ist in Bayern stark gefährdet, und die früher regional häufigen Bestände gehen in den meisten Gebieten deutlich zurück. Da ein großer Teil ihres Verbreitungsgebiets in Deutschland liegt, trägt Bayern besondere Verantwortung für ihren Schutz. Ein 2024 in Mittelfranken gestartetes Schutzprojekt erfasst aktuelle Bestände und entwickelt gezielte Maßnahmen für die verschiedenen Lebensraumtypen wie Abbaustellen und intensivierte Auenbereiche. Erste Umsetzungsmaßnahmen werden 2025 im Rahmen eines Monitorings evaluiert. Auch für die ebenfalls stark gefährdete Knoblauchkröte werden im Projektgebiet gezielte Schutzmaßnahmen umgesetzt.

AHP Moorfrosch

Der Moorfrosch (Rana arvalis) erreicht in Bayern die südwestliche Grenze seines europäischen Verbreitungsgebiets. Die größten Populationen in Bayern finden sich in den ausgedehnten Teichlandschaften Mittelfrankens und der Oberpfalz. Darüber hinaus gibt es angrenzend kleinere Vorkommen auch in Schwaben und Oberfranken. Aufgrund des Rückgangs wichtiger Landlebensräume und der Aufgabe extensiv genutzter Teiche sind die Bestände und Verbreitungsgebiet des Moorfrosches stark rückläufig, weswegen seit 2008 ein Artenhilfsprogramm (AHP) für den Moorfrosch existiert. Als weitgehend isolierter Vorposten hat ein niederbayrisches Vorkommen in Isarmündungsgebiet dabei eine besondere Bedeutung. Seit 2014 liegen jedoch nur noch vereinzelt Hinweise auf eine Reliktpopulation vor, die nur noch durch schwer verifizierbare Nachweise von Laich und Kaulquappen erbracht wurde. Im Rahmen eines 2025 gestarteten Projekts soll eine Nachkartierung der ehemaligen Laichgewässer erfolgen, um anschließend geeignete Schutzkonzepte für die noch vorhandenen Bestände und die betroffenen Flächen zu entwickeln.

AHP Wechselkröte

Der Bestand der Wechselkröte (Bufotes viridis) ist bayernweit stark rückläufig, sie gilt ebenfalls als vom Aussterben bedroht. Nachdem bereits 2019 und 2020 der Zustand und die Gefährdungsfaktoren der stark verinselten Populationen in Nordbayern erfasst wurden um flächenspezifische Schutz- und Pflegemaßnahmen zu ergreifen, ist 2024 ein weiteres Schutzprojekt für die Vorkommen im südbayerischen Raum gestartet. Im Fokus liegen dabei Vorkommen in den Landkreisen Altötting, Erding und Starnberg. Im Großraum München läuft seit 2009 zudem erfolgreich ein durch den LBV begleitetes Artenhilfsprojekt für die Wechselkröte.

Wichtige Partner für die Umsetzung der Artenhilfsprogramme sind neben den Naturschutzbehörden vor allem Grundstückseigentümer, Landschaftspflege- und Naturschutzverbände sowie ehrenamtliche Helfer vor Ort.