Chytridiomykose
Die Chytridiomykose ist eine durch die invasiven Chytridpilze Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) und Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) hervorgerufene und häufig aggressive Amphibienkrankheit. Für die heimische Amphibienfauna stellt insbesondere die meldepflichtige Tierseuche Bsal eine erhebliche Bedrohung dar.
Bsal
Der Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans – kurz Bsal oder auch Salamanderfresser – stammt ursprünglich aus Asien und wurde vermutlich durch den Handel mit Tieren und Pflanzen nach Europa eingeschleppt. Der Pilz befällt insbesondere die heimischen Molche und Salamander. Während einige Molcharten den Pilz bei geringer Sporenlast durch vermehrte Häutung abstoßen können, wirkt eine Infektion bei Feuersalamandern unbehandelt immer letal. Der Pilz wurde erstmals 2013 in Europa in den Niederlanden nachgewiesen und wissenschaftlich beschrieben und hat dort im Verlauf zu Massensterben und einem flächigen Aussterben des Feuersalamanders geführt. In Bayern sind seit 2020 bestätigte Fälle von Bsal-Infektionen im Steigerwald sowie in Bayerisch-Schwaben bekannt. Im Verbreitungsgebiet des Alpensalamanders wurde der Pilz bislang nicht nachgewiesen.
Aktuelle Verbreitung des Chytridpilzes Bsal auf Landkreisebene in Bayern (Stand: 2025).
In Bayern wurden nach Bekanntwerden der Bsal-Fälle umfassende Schutzmaßnahmen eingeleitet, mit dem Schwerpunkt eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Derzeit laufen mehrere Monitoringprogramme, um die aktuelle Verbreitung in und um die Befallsgebiete sowie den Zustand der betroffenen Populationen kontinuierlich zu überwachen. Durch Öffentlichkeitsarbeit soll das Bewusstsein für die Umsetzung von Hygienemaßnahmen gestärkt werden, um eine weitere Verschleppung der umweltresistenten Pilzsporen zu verhindern.
Wichtige Hygienemaßnahmen in betroffenen Gebieten sind
- Fahrzeuge nur auf festem Untergrund abstellen
- Fließ- und Stillgewässer sowie Uferbereiche nicht betreten oder durchqueren (falls erforderlich: flussabwärts)
- Wegegebot und Leinenführung von Hunden
- Amphibien nicht berühren (falls erforderlich: Nitrilhandschuhe)
- Keine Wasserorganismen (Tiere und Pflanzen) in andere Gewässer verbringen
- Bei Verlassen des Gebiets Kleidung und Ausrüstung gründlich von anhaftendem Substrat reinigen, desinfizieren und vollständig durchtrocknen lassen
Auffällige Tiere melden
Tiere mit geschwürartigen Hautveränderungen (sogenannte "Läsionen") sollten unter Angabe des Fundortes und möglichst mit Foto sowohl der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde als auch dem LfU über das Funktionspostfach des Artenschutzzentrums gemeldet werden. Auffällige Totfunde (ausgenommen Verkehrsopfer) sollten zunächst in Alufolie umwickelt werden und anschließend in einem Gefrierbeutel (doppelt verpackt) tiefgekühlt werden. Wenn möglich, sollte vor dem Einfrieren zudem ein Hautabstrich an Bauch und Extremitäten mit einem sterilen Wattestäbchen (Q-Tip) genommen und der eingefrorenen Probe beigelegt werden.
Meldungen zu anderen Amphibienpathogenen, wie etwa Amphibiocystidium- oder Ranavirus-Infektionen, sind ebenfalls von Interesse und sollten mit Fundort und Foto übermittelt werden.
Weiterführende Informationen
- Hygiene-Protokoll für Kartierungen an Gewässern
- Hygieneprotokoll und Praxistipps zur Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern v.a. Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal), Batrachochytrium dendrobatidis (Bd), Ranavirus zwischen Amphibienpopulationen - PDF
- Die Salamanderpest: Charakterisierung, aktuelle Situation in Deutschland, Handlungsempfehlungen – Böning et al. 2024 - PDF
- Handlungsempfehlungen zum Umgang mit seuchenartig verlaufenden Amphibienkrankheiten - PDF
- Amphibienkrankheiten im Freiland und deren Eindämmung
- Hautpilz bei Feuersalamander nachgewiesen
