Bayernweites Konzept zur Ausweitung des Biotopverbunds

Für eine möglichst effektive Ausweitung des Biotopverbunds definiert das Bayerische Artenschutzzentrum (BayAZ) Handlungsräume. Dabei wird der Ansatz verfolgt, dass die Artenvielfalt im Allgemeinen im Fokus steht. Somit sind neben einem verstärkten Artenschutz der Erhalt und die Wiederherstellung von Lebensräumen eine zentrale Aufgabe, um den Austausch zwischen den bestehenden Kernflächen zu verbessern. Auf Landschaftsebene ist es daher wichtig, vielfältige und qualitativ hochwertige Lebensräume zu schaffen. Das bedeutet, dass eine generelle Extensivierung der Nutzung und die Wiederherstellung von Strukturen in der Landschaft notwendig sind. Je mehr Biotopverbundflächen über die Landschaft verteilt sind, desto kürzer werden die Strecken zwischen den Kernflächen und umso wahrscheinlicher ist es, dass ein erfolgreicher Austausch zwischen vitalen Population über die Kernflächen hinweg stattfindet.

Schematische Darstellung des Biotopverbunds (dargestellt als hellrote 50% gefüllte Rechtecke) mit Erweiterungsflächen (dargestellt als hellrote 25% gefüllte Rechtecke), die in einer Landschaft aus Offenland (dargestellt als braune Rechtecke), Wald (dargestellt als grüne Rechtecke), Gewässer (dargestellt als blaue Rechtecke) und Siedlungen (dargestellt als graue Rechtecke) liegen. Schematische Darstellung des Biotopverbunds (BV) und der Erweiterungsgebiete im Offenland (Abbildung in Anlehnung an Fahrig et al. 2021). Potenzielle Erweiterungsflächen sind bestehende oder in absehbarer Zeit naturnahe Flächen und bilden ein Mosaik im Offenland. Je mehr Erweiterungsflächen vorhanden sind, desto besser ist die Vernetzung zwischen den Kernflächen des bestehenden Biotopverbunds.

Wie werden die Erweiterungsflächen für den Biotopverbund identifiziert?

Die Ausweitung des Biotopverbunds im Offenland folgt einem klaren Ansatz: Basierend auf der Auswertung von räumlichen Daten wählen wir Erweiterungsflächen anhand definierter Indikatoren. Die Gebiete sollen im Hinblick auf ihre ökologische Ausstattung hochwertig sein oder ein hohes Potenzial für die Wiederherstellung von Lebensräumen besitzen. Als Indikatoren dienen Artvorkommen und Lebensräume. Hier spielen besonders die FFH-Schutzgüter und die Arten der Prioritätenlisten, die derzeit das BayAZ für mehrere Artengruppen erarbeitet, eine Rolle. Die Gebiete zur Ausweitung sind so ausgewählt, dass sie bestmöglich die Verbreitung der Arten und Lebensräume auf Landschaftsebene abdecken. Die Prioritätenlisten liegen derzeit für die folgenden Artengruppen vor: Libellen, Tagfalter, Heuschrecken, Amphibien, Reptilien und Pflanzen. Für die Auswahl wichtiger Lebensräume nutzen wir die Biotopkartierung, die am LfU entwickelte Schutzgutkarte für Arten und Lebensräume sowie die Naturschutzfachkartierung. Zusätzlich identifizieren wir mit Hilfe von Satellitenbildern potenzielle Flächen für die Wiederherstellung von artenreichem Grünland. Über den Shannon Diversity Index bestimmen wir den generellen Strukturreichtum der Landschaft und verwenden ihn als Datengrundlage.

Die Festlegung der Handlungsräume zur Ausweitung des Biotopverbunds erfolgt mit der Software ‚Marxan'. Die Software findet weltweite Anwendung in der sogenannten systematischen Naturschutzplanung und wird verwendet, um als Planungshilfe wichtige Naturschutzflächen aufzuzeigen. Mit Hilfe eines Algorithmus (heuristisches Approximationsverfahren) wird die bestmögliche Flächenkombination aller verfügbaren Flächen basierend auf dem Vorkommen der zuvor definierten Indikatoren angestrebt. Die so erfassten Handlungsräume sollen den Biodiversitätsberaterinnen und -beratern und Naturschutzfachkräften in Bayern nach Abschluss des Projektes als Arbeitsgrundlage digital zur Verfügung stehen.

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