Einsatz von Satellitenbildern zur Ermittlung von extensivem Grünland

Extensiv genutzte Wiesen sind für viele Arten ein unersetzlicher Lebensraum. Gerade für den Insektenschutz haben sie eine große Bedeutung. Für den Erhalt der Artenvielfalt ist es deshalb wichtig, bestehendes extensives Grünland zu optimieren und die Wiederherstellung von artenreichen Wiesen zu fördern.

Darstellung einer Wiese mit unterschiedlicher Wuchshöhe. Von der Oberfläche der Wiese zeigen Pfeile in Richtung Himmel zu einem Satelliten. Ein hellroter Pfeil stellt die Reflexion der Vegetation im roten und ein dunkelroter Pfeil die Reflexion im nahen Infrarot- Bereich dar. Über der Wiese mit kurzer Vegetation ist der hellrote Pfeil für die Reflexion im roten Bereich länger als der dunkelrote Pfeil im nahe Infrarot-Bereich. Über der Wiese mit hoher Vegetation ist der dunkelrote Pfeil für die Reflexion im nahen Infrarot-Bereich länger als der hellrote Pfeil für die Reflexion im roten Bereich. Je nach Höhe der Vegetation werden unterschiedlich starke Reflexionen im roten und nahen Infrarot-Bereich vom Sensor am Satelliten aufgezeichnet.

Um Flächen mit extensivem Grünland in Bayern flächig zu identifizieren, kann die Fernerkundung genutzt werden. Der Sensor eines Satelliten erfasst die reflektierte Strahlung über dem Grünland in verschiedenen spektralen Bereichen. Anhand dieser Reflexionsmuster lassen sich Rückschlüsse auf die Vegetationsentwicklung im Jahresverlauf treffen und folglich die Schnitthäufigkeit und der Schnittzeitpunkt ableiten.

Zwei Karten mit farblich unterschiedlich eingefärbten Bereichen eines Rasterdatensatzes. Sie geben Auskunft über den Schnittzeitpunkt der ersten Mahd und die Schnitthäufigkeit im Jahr 2021 im Dauergrünland. Das Datum des ersten Schnittzeitpunktes ist farblich in die Monate März, April, Mai, Juni, Juli, August, September und Oktober eingeteilt. Die Schnitthäufigkeit ist farblich in die Kategorien keine Mahd, einmal, zweimal, dreimal, viermal und fünfmal gemäht, eingeteilt. Der Ausschnitt zeigt den Schnittzeitpunkt (links) und die Schnitthäufigkeit (rechts) von Dauergrünland basierend auf ausgewerteten Satellitenbildern.

Wird Grünland extensiv genutzt, führt dies zu einer großen Pflanzenvielfalt mit einem hohen Anteil an Kräutern, was wiederum eine hohe Artenvielfalt von Insekten wie z. B. den Heuschrecken bedingt. Eine geringe Nutzungsintensität des Grünlands, also eine Schnitthäufigkeit von ein- bis maximal dreimal im Jahr und ein relativ später erster Schnittzeitpunkt, geben erste Hinweise darauf, dass artenreiches Grünland vorhanden sein kann. Es ist wichtig, den zeitlichen Aspekt zu berücksichtigen, da gewährleistet sein sollte, dass der erste Schnittzeitpunkt nicht zu früh die Blüte der Pflanzen beendet. Zusammen mit der Grünlandzahl einer Fläche (indirekter Indikator für einen hohen Artenreichtum) und weiteren Indikatoren, kann eine Vorauswahl an Flächen getroffen werden, die ein hohes Potenzial für die Wiederherstellung von artenreichen Wiesen haben.

Der am Bayerischen Artenschutzzentrum erarbeiteten Suchraumkulisse für potenziell artenreiches Grünland liegen Daten zugrunde, die von der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Thünen Institut und dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung zusammen erarbeitet und veröffentlicht wurden.

Anwendungen der Suchraumkulisse

Die Suchraumkulisse kann für gezielte Beratungen im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms oder für Umsetzungsprojekte zur Ausweitung des Biotopverbunds genutzt werden. Indem die Suchraumkulisse als Grundlage für die Erarbeitung weiterer Arbeitsmaterialien dient, können Flächen mit hohem ökologischem Potenzial gezielt identifiziert werden.

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