Biodiversität und Moorschutz

Die Regionalstelle Karlshuld arbeitet an der Weiterentwicklung des Moorschutzes in Bayern und bietet fachliche Beratung und Unterstützung im Rahmen ihres Projektes "Biodiversität und Moorschutz" an. Wir fungieren dabei als Kompetenzzentrum zur Klärung grundsätzlicher Fragestellungen im bayerischen Moorschutz mit Schwerpunkt Niedermoorschutz. Das Projekt basiert auf vier Bausteinen.

Es ist eine Moorlandschaft zu sehen, in der die Projektbausteine symbolisiert werden. 1) Libelle 2) Wassertropfen 3) Drohne 4) Besucher mit Fernglas. Das Projekt "Biodiversität und Moorschutz" gliedert sich in vier Bausteine. Grafik: Josephine Jedicke, Foto: Dr. Theresa Lehmair

Baustein I: Biodiversität und Lebensraumentwicklung

Intakte, naturnahe Moore beheimaten durch ihre immense Strukturvielfalt zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Liste reicht von wiesenbrütenden Vogelarten, seltenen Amphibien und Schmetterlingen bis hin zu gefährdeten Pflanzenarten.

Fünf dunkelrote, sternförmige Blüten in hochwüchsigem Gras. Artenreiche Niedermoorwiesen bieten Lebensraum für zahlreiche hoch spezialisierte und oft gefährdete Tier- und Pflanzenarten, wie das Sumpf-Blutauge (Comarum palustre); Foto: Dr. Theresa Lehmair

In Bayern gelten noch knapp 12% der Moorflächen als intakt bzw. naturnah renaturiert. Es ist daher wichtig, die Entwicklung dieser Gebiete zu beobachten und den Erfolg umgesetzter Maßnahmen zu dokumentieren, um deren positive Biodiversitäts- und Klimaschutzeffekte dauerhaft zu sichern. Im Rahmen des Projekts monitoren wir deshalb die Entwicklung des Torfkörpers, der Hydrologie (Wasserhaushalt) sowie der Flora und Fauna in ausgewählten Modellgebieten.

Solarpaneele hinter einer großen Pfütze aus Staunässe. Freiflächen-Photovoltaikanlage auf entwässertem Niedermoor. Foto: Dr. Theresa Lehmair

Im Sinne des Natur- und Klimaschutzes sollte die Errichtung von Solarparks auf entwässerten Moorböden immer mit einer Anhebung des Wasserstands auf ein oberflächennahes Niveau einhergehen. Als Hilfestellung für Kommunen haben wir 2022 umweltfachliche Grundlagen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen (PV) auf Moorstandorten im oberbayerischen Donaumoos erarbeitet. Diese zeigen auf, wo sich potenziell geeignete Flächen befinden und welche Flächen für PV grundsätzlich nicht oder nur eingeschränkt geeignet sind. Wir geben außerdem Empfehlungen zu relevanten Gutachten, die bereits in der Planungsphase Berücksichtigung finden sollten.

Baustein II: Renaturierung und Umgang mit Zielkonflikten

Intakte Moore beheimaten hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum. Um Lebensräume für diese Moorspezialisten wiederherzustellen, ist eine Erhöhung des Grundwasserstands notwendig. Ein Wasserstand von 10 bis 0cm unter Flur ist zur Förderung der moortypischen Biodiversität optimal. Darüber hinaus wird bei diesem Wasserstand Torf erhalten und damit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

In Bayern wurden bisher ca. 5.000ha Moorfläche zur Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands renaturiert. Aufgrund der Vielseitigkeit der bayerischen Moore bedarf es bei Renaturierungen immer einer individuellen und auf das Zielgebiet angepassten Maßnahmenplanung und Umsetzung. Deshalb aktualisieren wir bedarfsorientiert die bestehenden Leitfäden des LfU zur Moorrenaturierung.

Ein länglicher Fisch mit bräunlichen Seitenstreifen. Der Schlammpeitzger ist eine Fischart, die unter anderem Entwässerungsgräben in Niedermooren als Ersatzlebensraum nutzt. Foto: Andreas Hartl

Darüber hinaus entwickeln wir Lösungsansätze für den Umgang mit seltenen und geschützten Arten, die Entwässerungsgräben und trockengelegte Moore als Sekundärlebensraum nutzen. Solche Artvorkommen können zu Verzögerungen bei der Umsetzung von Moorschutzmaßnahmen, wie Grabenanstau oder -verfüllung führen. Anhand von Kartierungen und Praxisbeispielen erarbeiten wir im Austausch mit Expertinnen und Experten Lösungen für diese Arten. Die Erkenntnisse sollen in Handlungsleitfäden zu aquatisch gebundenen und terrestrischen Arten für Moorschutzpraktiker veröffentlicht werden und die Umsetzung von Moorschutzmaßnahmen erleichtern.

Baustein III: Räumliche GIS-Analysen, Moordatenbank und Einsatz von Drohnen

Zur Dokumentation bereits umgesetzter Moorschutzmaßnahmen hat das LfU die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit der Erstellung einer Moordatenbank beauftragt. Diese erfasst seit 2008 die umgesetzten Moorrenaturierungsmaßnahmen im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2020 und 2050 und bilanziert ihre Treibhausgaseinsparung. Mit Stand 2023 konnten durch Moorrenaturierungen im Offenland ca. 175.000t CO2-Äquivalente eingespart werden.

In einer Erweiterung der Moordatenbank werden zusätzlich die Moorschutzmaßnahmen auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Moorflächen erfasst, um einen bayernweiten Überblick über den Stand ihrer Umsetzung zu erlangen.

Luftaufnahme eines Moores mit wassergefüllten Rissen im Moorkörper, die im Vordergrund halbmondförmig angeordnet sind. Drohnenaufnahme des Schwarzen Moores in der Rhön. Aufgrund der Flarken (mit Wasser gefüllte Risse, die durch die Bewegung des Moorkörpers entstanden sind) und Mooraugen wird es auch als Kermi-Hochmoor bezeichnet und stellt somit eine Besonderheit dar. Foto: Nadine Gebhardt, LfU

Seit 2021 sind wir mit Drohnen im Einsatz und befliegen Moore in ganz Bayern. Wir unterstützen unter anderem Moorschutzmanagerinnen und -manager sowie Gebietsbetreuerinnen und -betreuer, um das Moormonitoring zu erleichtern und den Einsatz von Drohnen für verschiedene Zwecke zu erproben. Wir führen beispielsweise erfolgreich Kontrollen von Dammbauwerken durch, kartieren Quell- und Entwässerungsstrukturen und dokumentieren die Verbreitung von Gehölzen. Drohnen erreichen dabei auch schwer zugängliche Bereiche und sind bei fachgerechter Anwendung störungsarm. Gleichzeitig können hochaufgelöste Luftbildaufnahmen erstellt (0,2 bis 3cm/Pixel) und Befliegungen in einem regelmäßigen Turnus wiederholt werden.

Da wir meist sehr sensible Gebiete (beispielsweise Naturschutzgebiete oder FFH-Gebiete) mit störungsempfindlichen Arten befliegen, ist eine angepasste, schonende Flugweise und entsprechende Ausnahmegenehmigung für den Drohneneinsatz unerlässlich. Diese werden vorab bei der zuständigen Behörde angefordert. Im Regelfall ist ein Drohneneinsatz ohne Genehmigung in Moorgebieten untersagt.

Baustein IV: Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer

Der Schlüssel für die Akzeptanz und damit für den Erfolg von Moorschutzmaßnahmen liegt in einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit. Hier bietet das breite Spektrum an digitalen Medien und sozialen Netzwerken eine gute Möglichkeit, Informationen zu vermitteln und die Thematik Moor- und Klimaschutz in ein öffentliches Interesse zu rücken. Darüber hinaus sollen Kinder wie Erwachsene durch die Konzeption verschiedener Umweltbildungsmaßnahmen und die Organisation diverser Veranstaltungen eingeladen werden, selbst aktiv zu werden.

Messestand zu ausgewählten Moorschutzthemen. Informationsveranstaltungen sind für die Aufklärung der Bevölkerung und öffentliche Akzeptanz geplanter Maßnahmen von höchster Bedeutung; Foto: Laura Korbacher

Weiterhin gilt es, bereits aktive Moorschutzakteure über Projekt- und Verwaltungsgrenzen hinaus wirkungsvoller miteinander zu vernetzen. Zu diesem Zweck etablierten wir ein bayernweites, ressortübergreifendes Netzwerk in Form einer Kommunikationsplattform "Moorschutz". Hier diskutieren und erörtern die Akteure ausführlich Themen wie Wiederherstellung, Erhalt und Förderung von Ökosystemleistungen und moortypischer Biodiversität.

Darüber hinaus fördern wir mit der Organisation von Fortbildungen und Exkursionen den Aufbau eines überregionalen Forschungs-Praxis-Netzwerks, in dessen Rahmen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt und ausgetauscht werden.