Ökologisch hochwertige Lebensräume in Weinbergslagen im nördlichen Mittelfranken

Die im nordwestlichen Mittelfranken noch vorhandenen, überwiegend nicht flurbereinigten Weinberge gehen in ihrem Bestand teilweise bis ins Mittelalter zurück. Die abwechslungsreiche, historische Nutzung der oft steilen Hänge bringt einen hohen Strukturreichtum hervor und die sonnenexponierten Hanglagen bieten wertvolle Lebensräume für zahlreiche wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Für den Biotopverbund sind diese Flächen von großer Bedeutung in der umgebenden, zumeist intensiv genutzten Acker- und Wiesenflur.

Bedeutung alter Weinbergslagen für die Biodiversität

Im Laufe des Projektzeitraums von 2019 bis 2024 konnte durch eine umfassende floristisch-vegetationskundliche und zoologische Kartierungen der 90 Teilflächen eine große Anzahl bedeutender Fauna-Flora-Habitat-Arten (FFH) und Rote-Liste-Arten nachgewiesen werden. Untersucht wurden relevante Tiergruppen thermophiler Lebensräume wie Tagfalter und tagaktive Nachtfalter, Heuschrecken, Wildbienen und Wespen sowie Zauneidechse und Schlingnatter. Darunter finden sich einige sehr seltene, vom Aussterben bedrohte, oder stark gefährdete Arten von bayernweiter Bedeutung, wie Libellen-Schmetterlingshaft, Heckenwollafter, Spanische Flagge oder der Variable Erdbock, eine bodenlebende, reliktische Käfer-Art (Reliktart). Bei den Wespen gelang der Wiederfund einer verschollenen Art und auch ein Neufund für Bayern. Besonderheiten gibt es ebenso bei den Pflanzen: verschiedene Orchideen, Weinbergstulpe, Ackerwildkräuter und alte Dorfpflanzen wie Acker-Haftdolde, Hartgras und Herzgespann. Dies zeigt eine sehr hohe Bedeutung dieser Flächen für die Biodiversität. Kleinteilige, strukturreiche und weitgehend unbereinigte Weinbergslagen finden sich bayernweit fast nur noch in Mittelfranken.

Libellen-Schmetterlingshaft mit sehr zarten, gelben Flügeln und dunklen Körper mit pelzigem Köpfchen auf einem Grashalm in der Wiese sitzend. Libellen-Schmetterlingshaft auf Magerrasen im Taubertal bei Tauberzell; Foto: Andrea Kerskes, Regierung von Mittelfranken

Was wir dafür tun

Auf Grundlage dieser Zustandserfassung wurde ein abgestimmtes Maßnahmenkonzept mit dem Ziel erarbeitet, diese besondere und außergewöhnlich hohe Artenvielfalt zu erhalten. Dazu bedarf es einer gezielten Pflege und Optimierung der vorhandenen Lebensräume sowie die Entwicklung weiterer Biotopverbundstrukturen. Die Umsetzung entsprechender Maßnahmen erfolgt unter der Leitung einer Fachkraft für Biodiversitätsberatung in direkter Zusammenarbeit mit den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern, dem Landschaftspflegeverband, den Weinbauvereinen und Kommunen. Eine begleitende Öffentlichkeitsarbeit mit Informationen und Führungen (natur.digital, BayernTourNatur) zur Abrundung des Projekts ist in Vorbereitung.

Projektlaufzeit

5/2019 bis 12/2028
Stand: laufend

Finanzierung

Gefördert durch Mittel des StMUV

Kontakt

Andrea Kerskes, Regierung von Mittelfranken