Naturschätze am Grünen Band erhalten und Menschen einbinden

Das Artenschutzprojekt will Waldbirkenmaus-Lebensräume und deren Vernetzung am Grünen Band im Bayerischen Wald, in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau, verbessern und erweitern. Dies kommt einer Vielzahl anderer hochgradig gefährdeter Arten wie Hochmoor-Laufkäfer und Randring-Perlmuttfalter zugute. Denn die Waldbirkenmaus (Sicista betulina) steht exemplarisch für Arten, die auf einen funktionierenden Biotopverbund von Feucht- und Moorlebensräumen angewiesen sind. Die lokale Bevölkerung sowie Besucherinnen und Besucher werden über Mitmachprojekte eingebunden und für die Naturschätze der Region sensibilisiert.

Lebensräume verbessern und vernetzen

Die Waldbirkenmaus benötigt Moore, Hochstaudenfluren und kurzrasige Bereiche, aber auch alte Bäume und Gebüsche zum Überleben. Damit ist sie eine sogenannte „Schirmart“ für insekten- und strukturreiche, naturnahe Feuchtgebiete, die in Bayern bis auf kleine Reste zurückgegangen sind. Geht es der Waldbirkenmaus gut, profitieren auch andere hochgradig gefährdete Arten. In Bayern kommt die Waldbirkenmaus nur im Oberallgäu und im Bayerischen Wald vor, deutschlandweit nur noch an einem weiteren Standort in Schleswig-Holstein. Bayern hat damit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art. Ihr wichtigstes Verbreitungsgebiet in Deutschland hat sie entlang des Grünen Bands an der bayerisch-tschechischen Grenze. Doch die räumliche Isolation und schleichende Verschlechterung ihrer Lebensräume durch Zerschneidung der Landschaft, Intensivierung der Landnutzung sowie die Nutzungsaufgabe (Verbuschung von Offenland) sind in einigen Bereichen des Gebietes eine akute Gefährdung.
Die grenznahen bayerischen Vorkommen sind bislang nur teilweise gut mit Lebensräumen auf tschechischer Seite, im Nationalpark Šumava, vernetzt. Langfristig drohen Verinselung der Lebensräume und fehlender genetischer Austausch zwischen den Populationen.

Ziel ist daher die Verbesserung der Lebensräume in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau und des Verbundes untereinander sowie zur tschechischen Seite. Außerdem geht es darum, durch Fotofallen und andere Erfassungen mehr darüber zu erfahren, wie die Waldbirkenmaus im Jahresverlauf ihren Lebensraum nutzt. So können effektive Schutzmaßnahmen und Handreichungen zur Renaturierung und Pflege ihrer Lebensräume erarbeitet werden.

Mit Bagger und Smartphone: Maßnahmenumsetzung und Mitmachprojekte

Erste Maßnahmen zur Verbesserung der bekannten Waldbirkenmaus-Lebensräume wurden bereits im Frühjar 2025 umgesetzt. Diese erfolgen generell in enger Abstimmung mit lokalen Akteurinnen und Akteuren, die in Naturschutz und Landschaftspflege aktiv sind sowie in Teilen auch auf deren Flächen. Der BUND Bayern arbeitet hierbei eng mit dem LBV, dem Naturpark und Nationalpark Bayerischer Wald, der Wildland-Stiftung und den Bayerischen Staatsforsten zusammen. So konnten z. B. wertvolle Feuchtlebensräume entbuscht und in Pflege genommen oder ein komplett verrohrter Bach wieder in einen mäandrierenden, naturnahen Bachlauf umgestaltet werden, an dessen Ufer die für die Waldbirkenmaus so wichtigen Hochstaudenfluren und Weidengebüsche wachsen können.

Durch Citizen-Science-Aktionen (Beteiligung von Freiwilligen an z. B. Arterfassungen), die den Kenntnisstand zu den Zielarten Waldbirkenmaus und Randring-Perlmuttfalter verbessern sollen, wird die lokale Bevölkerung direkt eingebunden und für die Themen Artenschutz und Biotopverbund sensibilisiert: Ein erster Aufruf zur Meldung von Waldbirkenmaus-Funden ist in Planung, der über lokale Gemeindenachrichten und Postwurfwendungen im Projektgebiet im Frühsommer 2025 verbreitet wird.

Ein weiteres Mitmachprojekt zur Insektenvielfalt in bereits bekannten oder potenziellen Waldbirkenmaus-Lebensräumen wird ebenfalls im Sommer 2025 gestartet. Hier können im Rahmen eines „BioBlitz“ (Arterfassungen in einer bestimmten Region in einem bestimmten Zeitraum) Insektenfunde, insbesondere Tagfalter, Spinnen, Zikaden und Heuschrecken, über die App „ObsIdentify“ gemeldet werden. Auf Hinweise zur Einhaltung von naturschutzfachlichen Bestimmungen (Wegegebot, Wiesenbrüterschutz etc.) wird explizit hingewiesen.

Projektlaufzeit

10/2024 bis 12/2028
Stand: Laufend

Finanzierung

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und kofinanziert von der Europäischen Union (EFRE IBW Programm Bayern 2021 bis 2027)

Kontakt

  • Melanie Kreutz, Projektkoordination, Nationales BUND Kompetenzzentrum Grünes Band
  • Tobias Windmaißer, Projektleiter Umsetzung, Nationales BUND Kompetenzzentrum Grünes Band

Weiterführende Informationen