Die Vils mit ihren Auenlebensräumen ist das prägende Gewässer in der Gemeinde Eichendorf im Landkreis Dingolfing-Landau. Da die artenreichen Wiesen dort immer seltener wurden, rief die BUND Naturschutz Ortsgruppe Eichendorf schon 1990 ein Wiesenprojekt ins Leben. 1997 entstand daraus in Kooperation mit den Naturschutzbehörden von Regierung und Landratsamt und dem Projektbüro PAN das BayernNetzNatur-Projekt „Auenverbund Vilstal“. Um dem Brachvogel (Numenius arquata, RL 1) und weiteren für die Vilsaue charakteristischen Arten wieder mehr Lebensraum zu geben, wurde ein Schutz- und Renaturierungskonzept mit Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung erstellt, die in der Trägerschaft des BN umgesetzt werden. Die wichtigsten Maßnahmen sind der Erhalt und die Extensivierung von Wiesen durch Abschluss von Vertragsnaturschutzprogrammen, sowie die Neuanlage von Wiesen auf ertragsschwachen, feuchten Ackerstandorten. Mehr als 45ha an Flächen hat der BN bis 2024 bereits angekauft und damit dauerhaft gesichert. Die Flächen wurden durch die Anlage von Seigen oder ganzjährig Wasser führenden Tümpeln aufgewertet, an Landwirtinnen und Landwirte verpachtet und von diesen mit speziellem Saatgut („Zahlheimermischung“) angesät. Anschließend werden sie nach den Vorgaben des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Insgesamt entstanden so bisher in der Talaue 85 ha (inklusive Pachtflächen und Flächen im Privatbesitz) neue, jetzt naturschonend bewirtschaftete Wiesen.

Ein Band bunter Wiesen

Um die Entwicklung hin zu blühenden Wiesen zu beschleunigen, wird auf die neu geschaffenen Wiesen das Mahdgut von den wenigen im Vilstal noch vorhandenen Urwiesen aufgebracht. Seit zehn Jahren führt der BN die Wiesen-Neuschaffungen nicht mehr mit gekauften Saatmischungen durch, sondern ausschließlich mittels Mähgutübertragung. Die als Spenderflächen dienenden Urwiesen haben sich durch angepasste Pflege inzwischen selbst zu hervorragenden Spendern autochthonen Materials entwickelt. Mit dieser Methode werden nicht nur artenreichere, vielfältigere Wiesen geschaffen, sondern auch die in der Gemeinde beheimateten genetischen Varianten der Wiesenpflanzen bewahrt.

Artenvielfalt und Rückkehr von Arten

Auf den Flächen erholen sich die Bestände typischer gefährdeter Arten wie des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous, RL V), der durch eine wenig schonende Bewirtschaftung fast verschwunden war. Auch der Große Brachvogel kehrte zurück: Auf Wiesen, die von der Diözese Passau im Besitz der Pfarrpfründestiftung Pitzling zur Verfügung gestellt wurden, brütete 2000 zum ersten Mal nach 20-jähriger Abwesenheit mit Erfolg wieder ein Paar des Großen Brachvogels, seit 2004 kam ein zweites Paar dazu.

Eine vom Landschaftspflegeverband initiierte Kartierung (2002) bestätigt bereits früh den Erfolg der Maßnahmen: Auf 12 Untersuchungsflächen wurden unter anderem 15 Heuschreckenarten (sieben Rote Liste-Arten), 31 bedeutsame Pflanzenarten (fünf davon bayernweit gefährdet), sechs charakteristischen und im Rückgang begriffenen Tagfalterarten des (davon eine Art des Anhanges II der FFH-Richtlinie), fünf Vogelarten der Vogelschutz-Richtlinie und 18 weitere gefährdete bis stark gefährdete Tierarten nachgewiesen. Dies unterstreicht die überregionale Bedeutung des Gebietes.

Wiedervernässung für dauerhafte Sicherung

Inzwischen hat sich die Situation des Großen Brachvogels aber wieder dramatisch verschlechtert: Seit 2015 brütet wieder nur ein einziges Paar, allerdings ohne Bruterfolg; die Eier werden Beute von Prädatoren. Der Grund liegt vermutlich in der zunehmenden Trockenheit und der daraus folgenden hohen Mäusepopulation, was Füchse anlockt. Deshalb ist eine Wiedervernässung dringend geboten. Es fehlen lediglich noch zwei Ackerflächen, die in nächster Zeit angekauft werden sollen. Dann können ca. 30 ha vernässt werden. Der Biber hat in dieser Richtung bereits vorgearbeitet und den vom Landschaftspflegeverband aufgeweiteten Erletgraben aufgestaut.

Ausdehnung auf Petzenbach und Schwarzen Grubenlaufkäfer

Das Projekt strahlt aus. Insbesondere hat der BN inzwischen auch Grundstücke in der Gemeinde Eichendorf am Petzenbach, einem Zufluss zur Vils, angekauft, um dortige Vorkommen des Schwarzen Grubenlaufkäfers (Carabus variolosus nodulosus, BY RL 2, Dtl. RL 1) zu sichern (Bestandssicherung und Biotopverbund). 2024 konnte eine Fläche mit Hangschichtquellen angekauft werden, um den angrenzend nachgewiesenen Schwarzen Grubenlaufkäfer eine Ausbreitung zu ermöglichen.

Durch Anlage von Seigen (links) und erfolgreicher Mähgutübertragung (rechts) sind im Vilstal wieder mehr artenreiche Wiesen und für den Großen Brachvogel geeignete großflächige Wiesenlandschaften entstanden; Fotos: Franz Peterhans

Ein wasserführender Graben mit Gräserhorsten im Wasserlauf, umgeben von Wiesen und im Hintergrund Gehölze. Mit Hilfe des Bibers und seiner Dämme ist im Bereich um den vom Landschaftspflegeverband aufgeweiteten Erletgraben der Grundwasserstand angestiegen und so die dringend nötige Wiedervernässung bereits begonnen; Foto: Franz Peterhans.

Projektlaufzeit

Seit 1990 laufend

Finanzierung

Betreuung weitgehend ehrenamtlich, Ankauf und Pflege der Flächen über Fördergelder des Bayerischen Naturschutzfonds, LNPR und VNP

Kontakt

BUND Naturschutz, Ortsgruppe Eichendorf, c/o Bund Naturschutz Kreisgruppe Dingolfing-Landau