Große Sandgebiete konzentrieren sich als nordbayerische Besonderheit in Mittel- und Oberfranken in den Tälern von Rednitz, Pegnitz, Regnitz und deren Zuflüssen. Mittlerweile sind nur noch 1 % der ehemaligen ausgedehnten Sandlebensräume erhalten. Ein guter Biotopverbund ist daher überlebenswichtig. Darum kümmern sich die Projektpartner der SandAchse Franken.
Hintergrund und Ziele
Das Projektgebiet der SandAchse Franken zieht sich von Bamberg im Norden bis Weißenburg im Süden an den Flüssen Rednitz, Pegnitz, Regnitz und deren Zuflüssen entlang. Während der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren verwitterte der Sandstein aus den Hassbergen, dem Steigerwald und der Frankenhöhe, wurde von den Flüssen abtransportiert und als Sandterrassen an den Talrändern abgelagert. Starke Westwinde formten meterhohe Dünen am Anstieg der Frankenalb z.B. bei Leinburg im Nürnberger Land. So entstand das größte Lockersandgebiet Süddeutschlands. Auf dem Sand herrschen extreme Lebensbedingungen, wie in der Wüste - heiß, trocken und nährstoffarm. Tier- und Pflanzenarten haben sich mit ausgefeilten Strategien angepasst. So schützt z.B. ein dichter Pelz vor der intensiven Sonneneinstrahlung oder schmale, harte Blätter verringern die Wasserverdunstung.
Überlebenskünstler ihre Bleibe. In den Sandgebieten leben daher zahlreiche hochbedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Silbergras, Mohnbiene oder Heidelerche. Maßnahme zum Schutz, zur Entwicklung und zum Biotopverbund der verbliebenen Sandlebensräume haben größte Priorität. Dabei sind die Sandgebiete durch die Sukzession im ständigen Wandel: von den Offensanden über Silbergrasfluren und Sandmagerrasen hin zu Heideflächen und schließlich bis zum Flechten-Kiefernwald.
Auf der eindrucksvollen Sanddüne bei Leinburg gehen offene Sandflächen in Heide-Bestände und schließlich in Flechten-Kiefernwald über; Foto: SandAchse FrankenZwischen 2000 und 2007 hat der Bayerische Naturschutzfonds das Naturschutz-Großprojekt SandAchse Franken mit insgesamt 2,4 Mio. Euro gefördert. Zusammen mit den Eigenmitteln der Projektpartner wurden damit wertvolle Sand-Lebensräume gekauft, gepachtet, gepflegt und somit gerettet. Seitdem tragen der BN, der Landschaftspflegeverband Mittelfranken und die vielen Projektpartner (Naturschutzbehörden, Landkreise, Städte, Naturschutzverbände, Landschaftspflegeverbände) die SandAchse weiter und haben zusammen mit dem Bayerischen Naturschutzfonds weit über 500.000 Euro in den Schutz der Sandlebensräume investiert. Mit Erfolg, wie eine Evaluierung im Jahr 2016 zeigte: Die SandAchse Franken wächst weiter!
Aktueller Stand und Ergebnisse
Damit die seltenen, offenen Sandlebensräume nicht zuwachsen, brauchen sie regelmäßige Pflege. Sie werden gemäht oder beweidet und aufkommender Gehölzjungwuchs wird entfernt. Darum kümmern sich die Landschaftspflege- und Naturschutz-Verbände sowie die Naturschutzbehörden im Projektgebiet zusammen mit vielen weiteren Partnerinnen und Partnern und ehrenamtlichen Helfern.
Im NSG Tennenloher Forst sind Przewalski-Wildpferde als vierbeinige Landschaftspfleger aktiv. In den Pferdeäpfeln findet außerdem der Wiedehopf reichlich Insektenlarven als Nahrung und brütet daher wieder hier.
Przewalski-Wildpferde beweiden im Gehege im Tennenloher Forst als vierbeinige Landschaftspfleger die Sandflächen; Foto: Verena Fröhlich/SandAchse FrankenEin gutes Beispiel für einen erfolgreichen Biotopverbund ist die Ausbreitung der Mohn-Mauerbiene (Hoplitis = Osmia papaveris): Noch vor 20 Jahren gab es nur einen einzigen bayerischen Fundort im Landkreis Coburg. 2005 wurde dann ein Vorkommen in Kemmern im Landkreis Bamberg vom Landschaftspflegeverband Bamberg entdeckt und dort 2007 der weltweit größte Bestand kartiert. Von dort breitet sich die Mohnbiene entlang der SandAchse nach Süden aus: 2018 wurde sie im Landkreis Erlangen-Höchstadt entdeckt und 2022 haben SandAchsen-Partner vom Auftreten in Fürth und Nürnberg berichtet. Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) Bamberg hat 2023 über 600 Nester dokumentiert. Die Mohnbienen graben ihre Bruthöhlen im etwas festeren Sand und kleiden diese mit Blütenstücken des Klatschmohns aus. Dafür benötigen sie idealerweise Sandwege, wo der Sand durch Tritt oder Befahren zusammengepresst wird. Durch die Befestigung mit Kalkschotter werden solche Lebensräume leider häufig zerstört. Eine Hilfsmaßnahme für die Mohnbiene ist die Ansaat von regionalem Klatschmohn und von Trachtpflanzen wie der Kornblume.
Die Mohn-Mauerbiene kleidete ihre Brutröhre mit Klatschmohnblüten aus. Oft sieht man zuerst die Mohnblüten mit kreisrund ausgeschnitten Stellen bevor man die Mohnbienen entdeckt; Foto: Stefan Mümmler/SandAchse Franken
Die gut getarnte Blauflügelige Ödlandschrecke ist das Wappentier der SandAchse Franken. Erst beim Auffliegen werden die leuchtend blauen Hinterflügel sichtbar; Foto: Andreas Niedling/SandAchse FrankenAuch ungewöhnliche Trittsteinbiotope sind für den Biotopverbund wichtig. So wurden im Rahmen des Kirchentages in Nürnberg auf dem Friedhof St. Jobst einige Sandgräber angelegt.
Projektlaufzeit
2000 bis 2007 Großprojekt mit Projektbüro, seitdem Weiterführung durch die Projektpartner (HNB, UNB, Naturschutzverbände, LPV)
Stand: laufend
Finanzierung
LNPR, Bayerischer Nautrschutzfonds, VNP, Ausgleichs- und Ökokontomaßnahmen, Ersatzgelder
Kontakt
Für die Trägerverbände:
- Wolfgang Dötsch (BUND Naturschutz)
- Karin Klein-Schmidt (Landschaftspflegeverband Mittelfranken)
