Beweidung an der Radspitzalm zur Pflege von vielfältigen Lebensräumen und Optimierung von artenreichem Grünland

An der Radspitze werden artenreiche und vielfältige Lebensräume durch Beweidung und Anlage von Strukturelementen wiederhergestellt und optimiert. Zahlreiche Nachweise von Arten der Roten Liste bestätigen das Projekt.

Hintergrund

Wie vielerorts wurden auch an der Radspitze, mit 678 m ü. NN die höchste Erhebung an der Fränkischen Linie, im Zuge des 20. Jahrhunderts (Jhd.) zahlreiche Offenlandbereiche aufgeben oder gezielt aufgeforstet. Von ehemals über 70 ha Äckern und Wiesen im 19. Jhd. waren 2021 noch 26 ha erhalten. Auch die dorfeigene Allmende wurde als Fichtenforst umgenutzt, die historische Bedeutung der Beweidung ist auf zahlreichen Bildern verbürgt und spiegelt sich noch immer in der Bezeichnung "Radspitzalm" wider. Die traditionelle Rinderhaltung wurde vor Ort ab den 1960ern eingestellt, ab Ende der 1970er Jahren wurden Schafe zur Pflege der letzten Weiden eingeführt. Familie Martini pflegt mit Ihren Tieren die Offenlandbiotope und versucht auf ihren Flächen ein Stück historisches Landschaftsbild wiederherzustellen und Lebensräume für bedrohte Arten zu gestalten.

Maßnahmen

Auf den Privatflächen von Familie Martini wurde für ehemalige Offenlandbereiche Rodungsgenehmigungen erwirkt und Fichtenforste entfernt. Über das LNPR-Projekt "Bärwurzwiesen und -weiden im Frankenwald" wurde eine 8 ha große Extensivweide eingerichtet: Hierbei handelt es sich um 5 ha Offenland und 3 ha Wald. Die Beweidung wird hier mit acht Rindern kleinwüchsiger Rassen (Zwergzebu, Dexter, Tiroler Grauvieh) von August bis Mai durchgeführt. Auf den Wiesen findet Ende Juni/Juli eine Schnittnutzung statt. Die Vor- und Nachweide dient der Optimierung der Wiesenbiotope durch Abschöpfen von wüchsigem Grasaufwuchs und für bessere Keimbedingungen von Kräutern durch Viehtritt. Im Wald führt die Winterweide zur Reduktion von Brombeeraufwuchs und führt zu lichteren Beständen.

Weitere Kleinflächen von insgesamt 7 ha werden extensiv mit Schafen, Ziegen und Rindern beweidet. Das Zaunmaterial wurde über das Bergbauernprogramm gefördert. Im Rahmen des LNPR-Projekts zum "Fadenmolch im Frankenwald" wurden Drainagen entfernt und Feuchtbiotope gestaltet. Weiterhin wurden artenreiche Waldränder gestaltet, Hecken angelegt und 40 Hochstamm-Obstbäume alter Sorten gepflanzt, Ansitzwarten für Braunkehlchen ausgebracht, Totholzhaufen sowie Reptilienburgen angelegt sowie angrenzende Äcker extensiviert.

Bisherige Ergebnisse

Stand März 2025 sind 30 Arten der Roten Liste im Projektgebiet nachgewiesen: Unter anderem fühlen sich hier Schlingnatter, Waldeidechse, Grasfrosch, Fadenmolch, Warzenbeißer, Dukatenfalter, Brauner Feuerfalter, Bibernell-Widderchen, Feldlerche, Neuntöter, Bluthänfling, Heidelerche, Baumpieper, Bärwurz, Pechnelke und Grünliche Waldhyazinthe wohl.

Besonders bemerkenswert: 2024, nur wenige Monate nach Beginn der Rinderbeweidung, gelang der Fund von Melinopterus consputus, einer in Bayern vom Aussterben bedrohten Dungkäferart! Die Zunahmen der Dungkäfer und der Feldvögel stimmen sehr hoffnungsvoll und Familie Martini ist gespannt welche Arten sich hier noch niederlassen werden.

Ein hellblauer Schmetterling sitzt auf einem grünen Kleeblatt. Zahlreiche Schmetterlinge wie der Hauhechel-Bläuling konnten in den letzten Jahren im Projektgebiet nachgewiesen werden und profitieren von den Maßnahmen; Foto: Markus Martini, Kronach

Projektlaufzeit

01/2021 bis 12/2025
Stand: laufend

Finanzierung

LNPR, VNP, Bergbauernprogramm, Waldförp

Kontakt

  • Markus Martini, Biodiversitätsberater uNB Kronach
  • Alexander Ulmer, Regierung von Oberfranken