Interkommunales Biotopverbundprojekt
In der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel wurde über Landkreisgrenzen hinweg mit elf Kommunen ein „Ökologisches Pflegekonzept kommunaler Flächen“ erarbeitet, eine Anleitung zur Aufwertung kommunaler Flächen als Lebensräume und zur Schaffung und Umsetzung von Biotopverbundstrukturen in Kommunen. Als kommunale Antwort auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ zeigt das Ökologische Pflegekonzept auf einzigartige Weise, wie Naturschutz, Landwirtschaft und kommunale Flächen miteinander verzahnt werden können.
Hintergrund und Ziele
Üppig blühende Magerwiese, die durch umgestellte Pflege zur Biotopvernetzung beiträgt; Foto: Wolfgang Schuardt, Traunstein
Im Bewerbungskonzept der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel wurde das „Ökologische Pflegekonzept kommunaler Flächen“ bereits 2013 genannt. Bis zum Beginn der Umsetzung dauerte es nach dem Start der Ökomodellregion 2014 sechs Jahre. Aus einst sieben Gemeinden in einem Landkreis wurden elf Kommunen in vier Landkreisen. Dies unterstreicht, wie wichtig der interkommunale Gedanke auch in der Biotopvernetzung ist. Das Zusammenwirken von Landwirtschafts- und Umweltministerium zeigt die Bedeutung dieses Pilotprojekts. Nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ war es Wunsch der Kommunen, voranzugehen und als Vorbild zu fungieren. Für die Entwicklung des Konzepts arbeitete das ausgewählte Landschaftsarchitekturbüro eng mit den Kreisfachberatenden sowie Biodiversitätsberatenden zusammen. Zunächst wurden in allen teilnehmenden Kommunen Flächen lokalisiert. Anschließend wurde eine Analyse der einzelnen Areale hinsichtlich ihres Potenzials zur Aufwertung durchgeführt. In der praktischen Ausgestaltung des Planungskonzepts wurde eng mit Bauhöfen und den Bauverwaltungen zusammengearbeitet. Ergebnis war eine Anleitung zur Aufwertung von Lebensräumen sowie Schaffung und Umsetzung von Biotopverbundstrukturen in Kommunen, die sowohl die Handreichungen für kommunale Verwaltungen und Gremien als auch das Praxis-Handbuch für Bauhöfe berücksichtigt. Das Ökologische Pflegekonzept ist eine kommunale Antwort auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ und zeigt, wie Naturschutz, Landwirtschaft und kommunale Flächen miteinander verzahnt werden können.
Aktueller Stand und Ergebnisse
Die Vorbereitungen zur Durchführung sowie die Aufnahme aller kommunaler Flächen dauerten von 2019 bis 2021. Anschließend wurden durch das Landschaftsarchitekturbüro Pflegehinweise für ca. 6.000 von 10.000 Flächen erstellt (ein Teil der Flächen wie z.B. Flächen im Wald oder Lagerflächen wurden nicht berücksichtigt). Der Abschluss der theoretischen Arbeit mündete in elf gemeindebezogene Praxishandbücher. Damit war der erste Meilenstein geschafft. Die langwierige Suche nach einem „Kümmerer“, der die Kommunen bei der Umsetzung unterstützt, wurde im Dezember 2023 durch die Förderzusage des Umweltministeriums im Rahmen der LNPR-Richtlinien von Erfolg gekrönt. Durch die Mitwirkung des Landschaftspflegeverbands Traunstein, der die Förderung in Abstimmung mit der Ökomodellregion beantragte, konnte im Dezember 2024 ein Mitarbeiter als „Kümmerer“ für sechs der beteiligten Gemeinden im Landkreis Traunstein eingestellt werden, der über theoretische und praktische Kenntnisse für Landschaftsökologie verfügt und sowohl die Bauhöfe als auch Landwirte, die einen Teil der kommunalen Flächen pflegen, bei der Umsetzung berät. Für weitere drei Gemeinden ist eine entsprechende Umsetzungsstelle geplant. Das über vier Jahre angelegte Projekt soll dafür sorgen, dass die erarbeiteten Praxishandbücher nicht in Schubladen verschwinden, sondern aktiv zur Biotopvernetzung in den teilnehmenden Kommunen beitragen. Insbesondere sollen die Wegränder in den Mittelpunkt gestellt werden. Denn mit einer richtigen Pflege können diese die Biodiversität auf kommunalen Flächen erheblich steigern. Straßen hören nicht an Gemeindegrenzen auf, sie verbinden nicht nur Menschen, sondern auch Biotope für Insekten.
Unbefestigte Wege und ihre Rand- und Mittelstreifen können – richtig gepflegt – erfolgreich zur Biotopvernetzung beitragen; Foto: Wolfgang Schuardt, Traunstein
Zweimalige Mahd mit Abtransport des Mähguts statt intensiver landwirtschaftlicher Nutzung – durch die Umstellung der Pflege entstehen an den Straßenrändern blühende Magerwiesen; Foto: Wolfgang Schuardt, TraunsteinProjektlaufzeit
2024 bis 2028 (Förderung Umweltministerium),
anschließend Fortführung durch Kommunen geplant.
Finanzierung
- Projektteil (Konzept): LEADER, Bayerischer Naturschutzfonds, 11 Kommunen,
- Projektteil (Digitalisierung von Teilflächen): Digitales Alpendorf, 9 Kommunen,
- Projektteil („Kümmerer“): LNPR, LPV Traunstein, 6 Kommunen.
Kontakt
- Stefanie Lang, 1. Bürgermeisterin Gemeinde Taching a. See, Vorstandssprecherin Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel,
- Matthias Baderhuber, 1. Bürgermeister Markt Waging a. See, Vorstandssprecher Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel,
- Oliver Kattner, Mitarbeiter „Kümmerer“, Landschaftspflegeverband Traunstein.
