Strukturreichtum im Oberpfälzer Wald

Das Kainzbachtal war ein ehemals extensiv genutztes Bachtal, dass vor ca. 30 bis 40 Jahren mit Fichten aufgeforstet wurde. Flächenankäufe bzw. -pachtungen, Rodungen und eine Wiederaufnahme der Pflege von Feuchtflächen haben dem strukturreichen Mittelgebirgstal seinen ehemaligen Artenreichtum zurückgebracht. Dank der Beweidung mit Rotvieh kann das Extensivgrünland erhalten werden. Heute kommen entlang des Kainzbaches viele seltene und gefährdete Arten vor – ein außergewöhnliches Beispiel für die Regenerationsfähigkeit von Lebensräumen.

Eine neue Heimat für Menschen, Tiere und Pflanzen

Das Kainzbachtal, nordöstlich von Tännesberg gelegen, war in früheren Zeiten ein typisches Tal für die Gegend, mit zusammenhängenden feuchten und moorigen Wiesen und hoher Artenvielfalt. In den fünfziger und sechziger Jahren wurden die Talwiesen aufgeforstet, wodurch sich die Lebensbedingungen für die ansässigen Arten sehr stark änderten und schließlich zu ihrem Verschwinden führte.

Bereits Mitte der achtziger Jahre leiteten Ankäufe und die Pflege verschiedener Flächen eine Wende ein. Nach und nach wurden mit viel Engagement und Einsatz die Fichtenaufforstungen entfernt und der ganze Talzug wieder freigestellt.

Drohnenaufnahme von schräg oben, im Vordergrund eine überschwemmte Wiese, der Himmel spiegelt sich in einer größeren Wasserfläche. Die Wiese geht nach hinten in einen offenen Waldsaum und anschließend dichteren Wald über. Nach Rodung und Selbstbegrünung haben sich weite Areale schnell wieder zu Moor- und Streuwiesen entwickelt. Der frühere Artenreichtum hat sich zum Teil wieder eingestellt; Foto: Ralf Hotzy/LBV

Aktueller Stand und Ergebnisse

Insgesamt hat der LBV bisher 60 ha erworben bzw. gepachtet. Fichtenaufforstungen wurden gerodet und nach der Selbstbegrünung säumen nun wieder Moor- und Streuwiesen den Kainzbach.

Um die geschaffenen Flächen dauerhaft als extensiv bewirtschaftetes Grünland zu erhalten, entschied sich der LBV dafür, die Flächen zu beweiden. Das „Rote Höhenvieh“, kurz „Rotvieh“ genannt, ist eine stark gefährdete, alte Haustierrasse, die nun dafür sorgt, dass die Flächen offen gehalten werden. Das schmackhafte Fleisch der Tiere wird regional in der Tännesberger Gastronomie direkt vermarktet. Seit Beginn des Projektes wurden drei Rotviehherden aufgebaut, die mittlerweile 60 Tiere umfassen. Durch die Wiederaufnahme der Pflege der Feuchtflächen sollen u.a. horstnahe Nahrungsflächen für den stark gefährdeten Schwarzstorch geschaffen werden. Doch auch andere Vogelarten profitieren von der Wiederherstellung des offenen Talcharakters. In den bachfernen Bereichen wurden standortgerechte Laubgehölze gepflanzt (Moorbirke, Erle, Esche). Auch die beiden kleinen Übergangsmoore im Quellbereich und im Oberlauf wurden freigestellt. Heute kommen entlang des Kainzbaches wieder viele seltene und gefährdete Arten vor, wie der Schlagschwirl, die grüne Keiljungfer oder die Knoblauchkröte.

Projektlaufzeit

unbefristet
Stand: laufend

Finanzierung

Bayerischer Naturschutzfonds, LNPR, VNP

Kontakt

Ralf Hotzy Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV)

Weiterführende Informationen