Ein landkreisübergreifendes Projekt der vier Landschaftspflegeverbände Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg und Schwandorf
Die Oberpfälzer Jurahänge sind eine der ökologisch wertvollsten Landschaften Bayerns. Geprägt von den imposanten Kalksteinformationen des Juras erstrecken sich hier sonnenverwöhnte Trockenhänge, artenreiche Magerrasen und naturnahe Wälder. Mit mehr als 2.000 Quadratkilometer, die sich über die Landkreise Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg, Schwandorf sowie über das Gebiet der Städte Amberg und Regensburg erstrecken, ist das landkreisübergreifenden Naturschutzprojekts „Juradistl“ eines der größten Biotopverbund-Projekte in Bayern. Die Regierung der Oberpfalz unterstützt und fördert das Projekt seit über 20 Jahren. Ein vorrangiges Ziel ist die Stärkung des Biotopverbunds, denn der Oberpfälzer Jura ist ein Mosaik einzigartiger Lebensräume aus blütenreichen Magerrasen, alten Streuobstwiesen, strukturreichen Waldrändern und feuchten Quellmulden. Vielerorts sind diese wertvollen Flächen heute voneinander isoliert. Siedlungen, intensive Landwirtschaft oder Verkehrswege durchschneiden Lebensräume, so dass Tiere und Pflanzen kaum noch Möglichkeit zum Wandern und Ausbreiten haben. Diese Lebensräume will das Projekt wieder miteinander verbinden – wie ein grünes Netz, das die Vielfalt in der Landschaft stärkt und dauerhaft sichert.
Naturschutzberatung, Beweidung, Streuobstkartierung und Juradistl-Naturschutzprodukte für den Biotopverbund
Das Juradistl-Projektgebiet ist geprägt von den Tälern von Naab, Vils, Lauterach, Schwarzer Laber, Weißer Laber und Forellenbach. Teil des Landschaftsbilds sind deren markante Kalkmagerrasen-Talhänge, ebenso wie die zwischen den Tälern liegende Kuppenalb mit den Dolomitkuppen. Im Projektgebiet allein liegen 18 Natura 2000-Gebiete. Eine Besonderheit liegt zum Beispiel in der Nähe zum Natura 2000-Gebiet Truppenübungsplatz Hohenfels mit dessen hoher Vielfalt an Sonderstandorten, der ein zentrales Lieferbiotop für die angrenzenden Flächen im Projektgebiet darstellt.
Die Sicherung des Biotopverbunds gelingt nur mit Unterstützung der Menschen vor Ort. Bewirtschaftende, Schäfer und Schäferinnen, Streuobstwiesen-Besitzende, Kommunen und Ehrenamtliche leisten mit ihrer täglichen Arbeit einen unschätzbaren Beitrag. Auch kleine Maßnahmen wie das Stehenlassen von Altgrasstreifen, der Verzicht auf Pestizide oder die Pflanzung heimischer Gehölze sind ein wichtiger Teil der Umsetzung.
Zentrale Maßnahmen des Juradistl-Projekts sind daher unter anderem Naturschutzberatung von Landwirten, Streuobst-Strukturkartierungen mit Streuobst-Pflegemaßnahmen, Ausdehnung der Beweidung, Etablierung und Beratung der vier Biotopverbund-Modellkommunen Gemeinde Birgland, Markt Lupburg, Stadt Hemau und Stadt Burglengenfeld sowie die Entwicklung von Juradistl-Produkten als Botschafter für den Naturschutz.
Das Tal der Schwarzen Laber in der Modellkommune Lupburg gehört sicher zu den attraktivsten Landschaften im Landkreis Neumarkt. Die weitläufigen Magerrasen an den Talhängen beeindrucken mit markanten Felsen, Wacholderheiden und Blütenreichtum. Im Talraum schlängelt sich die Schwarze Laber, gesäumt von schmalen Wiesen und Ufersäumen; Foto: Agnes Hofmann
Wanderschäfer mit Schafherde unterwegs an den Trockenhängen des Tals der Schwarzen Laber, ebenfalls in der Modellkommune Lupburg. Bei einem Flächenkauf konnten kürzlich 13,4ha gekauft und somit langfristig für den Biotopverbund gesichert werden; Foto: Agnes Hofmann
Schäfer mit Schafherde zieht über die Juratalhänge mit Kalkmagerrasen und Wacholderheiden und leistet damit wichtigen Beitrag zum Biotopverbund; Foto: Hubert Schraml
Bisherige Umsetzungs-Maßnahmen
Ein zentraler Baustein im Juradistl-Projekt ist die enge Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten. Bei der persönlichen und praxisnahen Beratung geht es zum Beispiel darum, wie Flächen weniger intensiv genutzt werden können. Ein besonderes Merkmal: Die Beratung schaut auf den gesamten Betrieb – also auch auf Wiesen, Äcker, Hofgebäude und Flurstücke im Umfeld. Dafür wurde eigens das Konzept der „Höfe der Biologischen Vielfalt“ mit passenden Lösungen für Betrieb und Landschaft entwickelt. Ob spezielle Mähtechnik, Blühstreifen am Feldrand, artenreiches Grünland, Nisthilfen am Stall oder Rückzugsorte für Fledermäuse – die Möglichkeiten sind vielfältig. So entsteht Stück für Stück ein lebendiges Netzwerk– getragen von den Menschen, die hier leben und wirtschaften.
Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft – und prägen wie kaum ein anderer Lebensraum das Bild des Oberpfälzer Juras. Zahlreiche Streuobstbestände wurden im Projekt bereits systematisch erfasst und bewertet. Für jeden Standort werden individuelle Pflege- und Entwicklungskonzepte erstellt, die Schritt für Schritt umgesetzt werden, um wertvolle Lebensräume langfristig zu sichern und miteinander zu vernetzen. Die Juradistl-Naturschutzprodukte wie Juradistl-Schafwollpellets zur ökologischen Düngung und Juradistl-Apfelsaft in der kleinen Flasche repräsentieren als Botschafter den Biotopverbund auf den schafbeweideten Magerrasen sowie den Streuobstwiesen.
Die systematische Erfassung der Streuobstbestände im Juradistl-Projektgebiet ist Grundlage für die Umsetzung von Pflege-und Entwicklungsmaßnahmen auf Streuobstwiesen, die wichtiger Bestandteil im Biotopverbund sind; Foto: Agnes Hofmann
Auch Gemeinden spielen eine wichtige Rolle für mehr biologische Vielfalt: In Lupburg, Burglengenfeld, Birgland und Hemau wird das Thema Biotopverbund direkt auf kommunaler Ebene angepackt – mit der naturschonenden Pflege von gemeindeeigenen Flächen, der gezielte Beratung in ökologisch wertvollen Bereichen, neuen Streuobstkartierungen oder auch dem Ankauf von Flächen mit besonderem Naturschutzwert. So wird der Biotopverbund auch gemeinsam mit den Kommunen aktiv gestaltet – über Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinweg.
Projektlaufzeit
2023/24 bis 2026/27 (insgesamt 4 Jahre)
Stand: laufend
Finanzierung
LNPR, Bayerischer Naturschutzfonds, EFRE
Kontakt
Agnes Hofmann, Landschaftspflegeverband Neumarkt (stellvertretend für die Trägergemeinschaft der vier Landschaftspflegeverbände Amberg-Sulzbach, Neumarkt i.d.OPf., Regensburg und Schwandorf)
