Freie Fahrt für Natur statt Züge

Auf 3 km Länge wurden zwischen Röhrmoos und Hebertshausen im Landkreis Dachau Gleise einer ehemaligen Bahntrasse abgebaut. Durch den ICE-Ausbau (2006) nehmen die Züge zwischen München und Ingolstadt nun eine andere Route, wodurch die Natur freie Fahrt bekam. Besitzer ist nach wie vor die DB, die der BUND Naturschutz Ortsgruppe Röhrmoos die Pflege der Flächen erlaubt.

Die Bahntrasse ist so zum wichtigen Lebensraum für viele Arten in der ansonsten intensiv genutzten Landschaft und zu einem besonders ungestörten blüten- und strukturreichen Verbund-Element der gesamten Bahntrasse geworden.

Neues Leben auf alter Bahntrasse

Die alten Gleise wurden abgebaut, Schotter teilweise entfernt und sandreicher Oberboden aufgebracht. Auf dem nährstoffarmen Oberboden hat sich nach dem „Animpfen“ der Fläche mit heimischen Saatgut schon in den ersten Jahren ein blütenreicher Magerrasen entwickelt. Dies hat die Ortsgruppe Röhrmoos des BUND Naturschutz veranlasst. Durch regelmäßige Mahd werden die Magerrasenflächen weiterentwickelt. Die Verbuschung an den Böschungen wird begrenzt und die Trassenfläche durch Mahd offengehalten. Seit 2009 werden die Flächen in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde ein- bis zweimal im Jahr gemäht und das Mähgut abgefahren. Auch ein Landwirt und Imker aus Unterweilbach hilft fleißig mit. Knapp die Hälfte der Flächen hat sich als Magerrasen entwickelt, der Rest als trockenes artenreiches Grünland und auf weniger als 1/3 der Fläche haben sich auch Gehölze entwickelt. Ein kleiner Teil ist als feuchtes artenreiches Grünland anzusprechen.

Die einzelnen Teilflächen der Trasse ergeben heute ein ca. 2,5 km langes buntes Band inmitten der intensiv genutzten Agrarlandschaft des tertiären Dachauer Hügellandes.

Artenvielfalt im alten Gleisbett

Auf den insgesamt 3,5 ha großen Flächen hat sich eine erstaunliche Artenvielfalt entwickelt. Zwischen dem südlichen Waldrand von Röhrmoos und dem nördlichen Rand von Hebertshausen blühen beispielsweise im Mai und Juni zehntausende Kartäusernelken. Auch Kreuzenzian und Tausendgüldenkraut haben sich eingestellt. Bei einer Erfassung durch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) im Juli 2024 wurden ca. 2.700 Exemplare des Kreuzenzians geschätzt. Die Bahndämme sind in den beiden Gemeinden fast die einzigen Flächen, auf denen noch Geflecktes Knabenkraut, Wiesensalbei, Klappertopf, Gelbe Sommerwurz, Odermenning, Nickendes Leimkraut, Gelbes Labkraut, Knautie, Flockenblume, Wilde Möhre, Wiesen-Bärenklau und mehrere Arten von Glockenblumen vorkommen. Im Juli duften Thymian und Oregano. Auf feuchten Flächen wächst Kuckuckslichtnelke. Entsprechend hoch ist auch der Insektenreichtum. Es nutzen Schwalbenschwanz, Dickkopffalter und mehrere Arten von Bläulingen die Flächen. Insgesamt konnten bei der Untersuchung der HSWT (2024) 24 Tagfalter-Arten nachgewiesen werden, darunter auch der Idas-Bläuling (RL BY 3, RL D 2). 2022 konnten auch Eier des Kreuzenzian-Ameisenbläulings gefunden werden. Der Strukturreichtum hat auch Neuntöter, Zauneidechsen und Blindschleichen angezogen.

Blick von oben auf ein winziges weißes Schmetterlingsei, das an der Blattbasis einer Pflanze liegt. Vom Stängel gehen rundherum viele weitere Blätter ab. An der Spitze der Pflanze stehen drei verschwommene blaue Blüten. Den besonderen ökologischen Wert der Flächen belegt auch der Fund von Eiern des Enzian-Ameisenbläulings. Auf trockenen Standorten wie den Magerrasen auf der ehemaligen Bahntrasse ernähren sich Ihre Raupen fast ausschließlich vom Kreuzenzian; Foto: Stephanie Millonig.

Projektlaufzeit

Seit 2009 laufend

Finanzierung

Weitestgehend ehrenamtlich, die Pflege der Flächen wird über LNPR-Gelder finanziert.

Kontakt

Horst Pillhöfer, BUND Naturschutz Ortsgruppe Röhrmoos, c/o BUND Naturschutz Kreisgruppe Dachau.

Weiterführende Informationen