Ein Eldorado für Ackerwildkräuter

Im Landkreis Würzburg wurden Vorkommen seltener Ackerwildkräuter erfasst um die Schutzbemühungen gemeinsam mit den Bewirtschafterinnen und Bewirtschaftern voranzutreiben.

Hintergrund und Ziele

Der Landkreis Würzburg war bei den früheren Botanikern (v.a. HELLER 1810 und SCHENCK 1848) ein Eldorado für Ackerwildkräuter der Kalkscherbenäcker. Ein großer Teil dieser Ackerwildkräuter ist in Deutschland seit längerem ausgestorben oder im Bestand gefährdet und findet in der intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft kaum noch geeignete Standorte. Ziel des Projektes ist es geeignete Flächen für den Biotopverbund zu identifizieren und über das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP)-Acker zu fördern. Diese Flächen stellen einen wichtigen Baustein, um das Ziel von 15% Biotopverbund im Offenland bis 2030 zu erreichen.

Es konnten 18 stark gefährdete Arten der Roten Liste (RL 2) gefunden werden. Besonders bemerkenswert waren die Funde der beiden Rote Liste 1-Arten Flammen-Adonisröschen (Adonis flammea) und Spatzenzunge (Thymelaea passerina). Insgesamt konnten 44 verschiedene Arten erfasst werden.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass die Ertragsmesszahl (EMZ) nur bedingt die Eignung für VNP-Äcker darstellt, weil durch intensive Bewirtschaftungsmethoden die Böden aufgedüngt werden. Allerdings zeigt der Skelettanteil oft ein hohes Entwicklungspotential an. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass Äcker mit hoher Ertragsmesszahl ebenfalls ein erstaunliches Vorkommen an hochkarätigen Ackerwildkräutern beherbergen können. So konnte trotz einer EMZ von 7227 der auf der Roten Liste (RL 3) geführte Frauen-Venusspiegel (Legousia speculum-veneris) gefunden werden. Es ist somit der Acker mit der höchsten EMZ, auf der eine nennenswerte Segetalflora identifiziert werden konnte. In manchen Bereichen sind viele Ackerflächen förderwürdig, ohne dass sie seltene Ackerwildkräuter aufweisen. Wie langjährige Erfahrungen mit VNP-Acker zeigen, treten seltenere Ackerwildkräuter oft erst im zweiten oder dritten Jahr nach Vertragsbeginn auf. Sehr erfolgreich sind Ackerflächen, die im biologischen Anbau betrieben werden. Hier wird meist auf Düngung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ohnehin verzichtet. Allerdings sind solche Äcker kaum verbreitet (Elsner 2024).

Mit dem Projekt konnten bestehende Kenntnislücken weiter geschlossen werden, bekannte Standorte auf ausgewählten Flächen aktualisiert werden und neue, vielversprechende Standorte mit naturschutzfachlich wertvollen Vorkommen zur Erweiterung der Ackerwildkrautkulisse identifiziert werden. Mit konkreten Maßnahmenvorschlägen, Vorschlägen für geeignete Vernetzungsstrukturen und Empfänger- und Spenderflächen zur Ackerwildkrautvermehrung kann nun gezielt auf Eigentümerinnen und Eigentümer zugegangen und mit den Fördermöglichkeiten des Vertragsnaturschutz-Programms und der Begeisterung für einen Schutz und Erhalt dieser seltenen Schönheiten im Acker geworben werden.

Erste Erfolge

Erste Erfolge konnten mit der Sicherung eines Vorkommens des Flammen-Adonisröschen, der erfolgreichen Pflege der Flächen für die Spatzenzunge und der Aufnahme vieler Äcker mit (potenziellem) Vorkommen an seltenen Ackerwildkräutern in das VNP gefeiert werden.

Projektlaufzeit

2024, abgeschlossen

Finanzierung

Staatliche Mittel, VNP-Offenland

Kontakt

Miriam Koblofsky, Regierung von Unterfranken