Artenhilfsprogramme Großmuscheln

Heimische Süßwassermuscheln, wie die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) und die Gemeine Flussmuschel oder auch Bachmuschel (Unio crassus), zählen zu den akut vom Aussterben bedrohten Tierarten. Sie durchleben einen äußerst komplexen Entwicklungszyklus: Am Anfang steht ein parasitäres Stadium an den Kiemen eines Wirtsfisches, dann folgt eine Phase als kleine, millimetergroße Jungmuschel eingegraben im Sediment. Ab einem Alter von drei bis fünf Jahren verbringen sie den Rest ihres jahrzehntelangen Lebens am Gewässergrund. Deshalb reagieren Muscheln auf Veränderungen ihres Lebensraumes besonders sensibel. Sie sind gute Indikatoren für die Funktionalität von Gewässerökosystemen und für eine besonders gute Wasserqualität.

Bachlauf mit gut erkennbarer Flussperlmuschelkolonie Flussperlmuschelbank; Foto: Andreas Hartl
Bachlauf in einer Wiesenlandschaft mit Gehölzsaum Kleiner Bachlauf, ein typischer Lebensraum der Bachmuschel

Aufgrund des hohen Gefährdungsstatus und des anhaltenden Rückganges der Bachmuscheln und der Flussperlmuscheln wurden unter der Federführung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) im Jahr 1989 die Artenhilfsprogramme (AHP) "Bachmuschel" und "Flussperlmuschel", jetzt zusammengefasst in das AHP Großmuscheln, ins Leben gerufen. Seitdem tragen verschiedene Institutionen in Bayern – neben dem LfU vor allem die Wasserwirtschaftsverwaltung, die Naturschutzbehörden, die Bezirksfischereifachberatungen sowie Fischerei- und Naturschutzverbände – zum Schutz dieser Muschelarten bei.

Seit 2009 gibt es am Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München eine Koordinationsstelle für Muschelschutz (KfM), die im Auftrag des LfU die in Bayern vorhandenen Schutzbemühungen koordiniert und fachlich begleitet.
Um die Kräfte und Ressourcen für einen effektiven Muschel- und Gewässerschutz zu bündeln, ist die Vernetzung regionaler, nationaler und internationaler Schutzprogramme und Forschungsprojekte notwendig. Die KfM arbeitet in enger Abstimmung mit dem LfU und fungiert somit als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und praktischem Artenschutz. Zu den wichtigsten Tätigkeiten der Koordinationsstelle zählen der Informationstransfer sowie die Beratung und Unterstützung der Behörden, Verbände und lokaler Akteure in allen Fragen des Muschelschutzes.

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