Ein innovativer Baustein zum Landschaftsplan am Beispiel der Stadt Bamberg (Oberfranken)
Klimaresilienz bezieht sich auf die Fähigkeit von Siedlungsräumen, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und sich von klimabedingten Störungen zu erholen. Klimaresiliente Siedlungsräume sind weniger verwundbar gegenüber klimatischen Veränderungen.
Klimaresilienz umfasst Maßnahmen zur Minderung von Risiken, wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Trockenheit sowie Strategien zur Förderung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Sie berücksichtigt ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren, um langfristige Lösungen zu finden, die auch zukünftigen Generationen zugutekommen.
Ziel ist es, die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu sichern und die Infrastruktur zu schützen, während gleichzeitig die Umwelt geschont wird. Im Idealfall sind die Maßnahmen multifunktional ausgelegt und dienen neben der Klimaanpassung auch der Verbesserung des Ortsbildes und des Lebensraumangebotes für Tiere und Pflanzen.
Das Projekt 'Landschaftsplanung in Bayern - kommunal und innovativ' zeigt auf beeindruckende Weise, wie wir durch innovative Ansätze das Potenzial des Landschaftsplans für eine zukunftsorientierte räumliche Entwicklung unserer Städte und Gemeinden nutzen können. Der Landschaftsplan hilft uns, auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren und die Klimaresilienz unserer Städte zu stärken.
Andreas Starke, Oberbürgermeister Stadt Bamberg

1. Klimaresilienz: Herausforderung für Kommunen
Aktuell stehen die Kommunen in Bayern vor zahlreichen Herausforderungen: Energiewende, Boden- und Gewässerschutz, Sicherung der biologischen Viel-falt und viele mehr — all dies unter zunehmendem Flächennutzungsdruck. Bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind Städte und Gemein-den besonders gefordert.
In Bamberg sind die Folgen des Klimawandels deutlich spürbar. Im Sommer liegt die Anzahl von Hitzetagen und Tropennächten über dem bayernweiten Durchschnitt, die Temperaturextreme können die Lebensqualität und Ge-sundheit der städtischen Bevölkerung beeinträchtigen. Starkregenereignisse sind keine Seltenheit mehr, sie führen immer wieder zu punktuellen Überschwemmungen und Überflutungen.
2. Der Landschaftsplan als Lösungsweg
In dieser Gemengelage zwischen Flächennutzungsdruck und Wetterextremen kann der kommunale Landschaftsplan relevante Lösungswege aufzeigen. Als zentrale Arbeits- und Entscheidungsgrundlage für die räumliche Entwicklung der Kommune ist er für die Entscheidungsträger ein hilfreicher Kompass, um konkurrierende Belange rechtssicher abzuwägen.
Die Stadt Bamberg befindet sich seit 2017 im Fortschreibungsprozess des Flächennutzungsplans mit integriertem Landschaftsplan. Der Landschaftsplan soll die aktuellen Defizite sowie zugehörigen Entwicklungspotentiale zur Klimaanpassung aufzeigen und behördenverbindlich verankern. In Anbetracht der Flächenknappheit spielt hierbei ein multifunktionaler Ansatz für Bamberg eine entscheidende Rolle.
3. Von der strategischen Ebene zur Umsetzung
Der kommunale Landschaftsplan ist vorrangig ein strategisches Planungsinstrument. Seine Darstellungen sind sehr umfassend und für Laien manchmal schwer verständlich. Um seine Entscheidungsträger und die Bürgerschaft dennoch als Mitstreiter an Bord zu haben, gilt es, die Aussagen des Landschaftsplans zur Klimaanpassung so greifbar wie möglich zu machen.
Die Stadt hat daher auf ein Fachmodul zum Landschaftsplan gesetzt, um den Sprung von der Strategieebene in die Umsetzung zu meistern. Dieses erfüllt eine Doppelfunktion: einerseits zeigt es auf, wie klimarelevante Inhalte auf die Ebene des Landschaftsplans übertragen werden können. Andererseits verdeutlicht es durch konkrete Maßnahmenkonzepte, wie aus klimarelevanten Darstellungen im Landschaftsplan Umsetzungsprojekte entstehen können. Eine Übersetzungshilfe, von der alle profitieren.
4. Der Bamberger Weg
Mit dem Fachmodul zur urbanen Klimaresilienz hat die Stadt Bamberg im Fortschreibungsprozess zum Landschaftsplan Neuland betreten. Die ämterübergreifende Zusammenarbeit wurde und wird dabei groß geschrieben — eine gängige Herausforderung insbesondere für Kommunen mit großer Verwaltung. Den Bamberger Weg zeichnet auch seine Praxis- und Zielgruppennähe aus.
Praxisnähe: Der Brückenschlag zwischen Darstellungen zur Klimaresilienz im Landschaftsplan und Klimaanpassungsmaßnahmen gelang durch die Arbeit am Konkreten: drei Projektgebiete lieferten spezifische Handlungsfelder für mehr Klimaresilienz. Hergeleitet aus den lokalen Gegebenheiten und Erfordernissen wurden schrittweise anhand von Ideenskizzen, Grob– und Maßnahmenkonzepten beispielhaft Entwicklungsziele und Maßnahmen für die urbane Klimaresilienz konkretisiert.
Zielgruppennähe: Ein passgenaues Beteiligungskonzept half dabei, die Planungsinhalte zielgruppenspezifisch aufzubereiten und zu visualisieren. Strategien zur Umsetzung und Integration in städtische Planungsabläufe zeigen auf, wie aus den Maßnahmenkonzepten „Schlüssel- oder Leuchtturmprojekte“ verwirklicht werden können.
Als Ergebnis liegen beispielhaft entwickelte Signaturen zum Transfer der erarbeiteten Maßnahmen in den Landschaftsplan vor. Diese Signaturen erleichtern es, die einzelnen Maßnahmen zur Klimaanpassung in der Gesamtstadt zu verorten und nachvollziehbar zu machen. Der urbanen Klimaresilienz wird dadurch mehr Gewicht verliehen.
5. Der Mehrwert
Plus für Bürger und Entscheidungsträger: Der gelungene Maßstabssprung vom abstrakten Landschaftsplan auf die konkrete Umsetzungsebene macht die Inhalte des Landschaftsplans für Bürger greifbarer und verständlicher. Dies ermöglicht Dialog auf Augenhöhe in relevanten Gremien und mit der Bürgerschaft.
Plus für Stadtverwaltung: Die Stadtverwaltung von Bamberg hat mit dem Umsetzungskonzept eine klare Richtschnur an der Hand, wie die Maßnahmen zur Klimaanpassung zielorientiert verwirklicht werden können.
Plus für Klimaresilienz: Die neu entwickelten Planzeichen können auf die Gesamtstadt übertragen und in den Planungsprozess integriert werden. Die Klimaresilienz gewinnt dadurch an Bedeutung. Über die Integration in den Flächennutzungsplan werden die Zielsetzungen zur Klimaresilienz behördenverbindlich.
Plus für Alle: Von einer klimaresilienten Stadt profitieren alle: die Gesundheit, das Ortsbild und die Aufenthaltsqualität verbessern sich, das Lebensraumangebot für Tiere und Pflanzen nimmt zu, Risiken durch Wetterextreme werden reduziert.

Weiterführende Informationen
- Der Bamberger Weg
- Empfehlungen
- Urbane Räume klimaresilient gestalten - Chancen einer multifunktionalen Flächennutzung
- Schlussbericht: Das Fachmodul „Multifunktionalität von Flächen für urbane Klimaresilienz“ als innovativer Baustein zum Landschaftsplan der Stadt Bamberg
- Planungsmaterialien: Das Fachmodul „Multifunktionalität von Flächen für urbane Klimaresilienz“ als innovativer Baustein zum Landschaftsplan der Stadt Bamberg