Ein innovativer Baustein zum Landschaftsplan am Beispiel der Stadt Abensberg (Niederbayern)

Bei der Ausübung der kommunalen Planungshoheit stellen sowohl Potentialanalysen als auch Raumwiderstandsanalysen zentrale Werkzeuge dar.

Die Potentialanalyse identifiziert Flächen, die sich besonders gut für eine Nutzung eignen, am Beispiel Abensberg für Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Im Gegensatz dazu fokussiert sich die Raumwiderstandsanalyse auf mögliche Konflikte mit bestehenden Nutzungen oder rechtliche Restriktionen.

Die Stadt Abensberg hat beide Instrumente zusammen genutzt. Dies ermöglichte eine ausgewogene Planung, die sowohl die Entwicklungsmöglichkeiten von Abensberg als auch die Empfindlichkeiten von Natur und Landschaft im Blick hat.

Spitze war die fachliche Qualität aller beteiligten Akteure. Unsere Stadt würde den Prozess exakt wieder so durchführen.

Dr. Bernhard Resch, Erster Bürgermeister Stadt Abensberg
Ein innovativer Baustein zum Landschaftsplan am Beispiel der Stadt Abensberg Der Mehrwert Der Abensberger Weg Innovativer Baustein des Landschaftsplans: die Potential– und Raumwiderstandsanalyse Der Landschaftsplan als Lösungsweg Energiewende: Herausforderung für Kommunen

1. Energiewende: Herausforderung für Kommunen

Aktuell stehen die Kommunen in Bayern vor zahlreichen Herausforderungen: Energiewende, Klimaanpassung, Arten- und Biotopschutz, und viele mehr – all dies unter zunehmendem Flächennutzungsdruck. Gleichzeitig wird ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien gefordert. Angesichts zahlreicher und stetiger Investorenanfragen stehen Städte und Gemeinden vor der Aufgabe geeignete Standorte für Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) zu finden.

So auch die Stadt Abensberg in Niederbayern: Durch ihre besondere Lage im Einzugsbereich Ingolstadt, Regensburg und Landshut ist sie als Wohn- und Arbeitsstandort sehr gefragt. Insbesondere die Wasserstofferzeugung ist ein Kernthema in der Region, und der damit verbundene Energiebedarf will gedeckt werden. In diesem Sinne möchte die Stadt bei der Suche nach geeigneten Standorten für PV-FFA ihre landschaftlich wertvollen Flächen erhalten und gleichzeitig umweltverträgliche Standorte identifizieren.

2. Der Landschaftsplan als Lösungsweg

Der kommunale Landschaftsplan stellt die zentrale Arbeits- und Entscheidungsgrundlage für die weiterführenden baurechtlichen Planungsinstrumente wie den Flächennutzungsplan oder den Bebauungsplan dar. Wie in vielen Kommunen Bayerns erfüllte der Abensberger Landschaftsplan aufgrund seines Alters diesen Zweck nicht mehr. Der Stadtrat beschloss daher, den Landschaftsplan zeitgemäß fortzuschreiben und hierbei eine Potentialanalyse zur möglichen Ansiedlung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen als innovativen Baustein zu ergänzen. Der neue Landschaftsplan soll somit ein aktueller Kompass für die Kommune und deren Entscheidungsträger sein, um konkurrierende Belange rechtssicher abzuwägen.

3. Innovativer Baustein des Landschaftsplans: die Potential– und Raumwiderstandsanalyse

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien gilt es, landschaftlich wertvolle Flächen zu erhalten und möglichst umweltverträgliche Standorte zu finden. Die Stadt Abensberg hat sich daher das Ziel gesetzt, mit Hilfe einer kombinierten Potential- und Raumwiderstandsanalyse die geeignetsten und zugleich konfliktärmsten Standorte für Photovoltaik- Freiflächenanlagen zu identifizieren. Da das Thema vor Ort kontrovers diskutiert wird, ist es der Stadt ein Anliegen, die Kriterien wissenschaftlich fundiert zu erarbeiten und sich eine solide Entscheidungsgrundlage zu schaffen. Durch eine gezielte Beteiligung der Öffentlichkeit sollen das Vertrauen gefördert und die Ergebnisqualität des Planungsprozesses gestärkt werden.

4. Der Abensberger Weg

Um den Brückenschlag zwischen kommunaler Energiewende und Umweltvorsorge zu meistern, hat die Stadt Abensberg Neuland betreten. Ihre Herangehensweise kombiniert im Wesentlichen drei Trittsteine, die sich für die Stadt zu einem stimmigen Weg zusammengefügt haben:

Trittstein 1 – Landschaftsplan mit Potential- und Raumwiderstandsanalyse: Die Stadt Abensberg hat den Weg einer vorgezogenen Fortschreibung des Landschaftsplans zum Flächennutzungsplan gewählt. Die Potential- und Raumwiderstandsanalyse für Photovoltaik-Freiflächenanlagen wurde zusammen mit dem Landschaftsplan entwickelt. Dadurch kann der Stadtrat seine Entscheidungen bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans transparent und nachvollziehbar treffen.

Trittstein 2 – vorgezogene Standorteinschätzungen: Bei bereits vorliegenden Anfragen ist es für Kommunen oft nicht möglich, den Weg einer umfassenden Potentialanalyse zu gehen. Daher wurden in Abensberg beispielhaft für drei Flächen, die von Investoren angefragt wurden, vorgezogene Standorteinschätzungen auf Basis der Analysen des Landschaftsplans durchgeführt. Dadurch konnten die Chancen einer Realisierung frühzeitig eingeschätzt werden.

Trittstein 3 – Fachplanung im Dialog: Die Potentialanalyse für Photovoltaik- Freiflächenanlagen wurde im intensiven Dialog zwischen Fachplaner und der Kommune entwickelt. Basierend auf einem extern unterstützten Beteiligungskonzept und gezielter Beratung bildete sich eine Kerngruppe, die von Anbeginn eine adäquate Einbindung der relevanten Schlüsselakteure garantierte.

5. Der Mehrwert

Durchdachte zukunftsfähige Planung: Die Nutzung von Daten, Analysen und Bewertungen des Landschaftsplans in Verbindung mit einer frühzeitigen Beteiligung der Akteure vor Ort stellt sicher, dass sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte in die Planung mit einfließen.

Optimale Standortwahl: Auf Grundlage der Potentialanalyse kann die Kommune zusätzliche Faktoren wie Sonneneinstrahlung und Einspeisepunkte mit einbeziehen und hierdurch die optimalen Standorte für Photovoltaik-Freiflächenanlagen finden.

Transparenz und Akzeptanz: Die Einbindung der Öffentlichkeit, in Abensberg realisiert durch die Kerngruppe, erhöht die Transparenz des Planungsprozesses und fördert Akzeptanz. Konflikte lassen sich so minimieren und die Umsetzung der Vorhaben erleichtern.

Rechtssicherheit: Eine fachlich fundierte Herleitung geeigneter Standorte für Photovoltaik-Freiflächenanlagen hilft, Abwägungsfehler in der nachfolgenden verbindlichen Bauleitplanung zu vermeiden. Dies vereinfacht und beschleunigt letztendlich die Genehmigungsverfahren.

Der Blick auf Freiflächenphotovoltaikanlage. Foto: Prof. Dr. Reinke