Im Folgenden sind die einzelnen Arbeitsschritte der Fachplanung (F) sowie der Kommunikation (K), die eng ineinandergreifen, beschrieben.
F
Vom Auftaktgespräch zur Bestandsanalyse
In einem Auftaktgespräch klärten Bürgermeister und Stadtverwaltung mit Vertretern des Bayerischen Landesamtes für Umwelt und der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege die wesentlichen Ziele und Inhalte. Die Gesprächsergebnisse bildeten die Grundlage für die Vergabe des Fachmoduls „Schwammflur-Konzept“.
Den offiziellen Start zum Konzept bildete ein Screening-Termin. Hier lernten sich alle relevanten Akteure wie Fachbehörden, Verbände und Mitglieder der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) kennen und tauschten sich über ihre Erwartungen aus. Gleichzeitig wurde der inhaltliche Rahmen des Schwammflur-Konzepts vorgestellt und in den parallelen Prozess zum Landschaftsplan eingeordnet.
Für die Bestandsanalyse erfolgte eine Befragung der vom Hochwasser betroffenen Bürger sowie eine Auswertung von Feuerwehrberichten und Unterlagen des Wasserwirtschaftsamtes. Die Resultate wurden mit den Zwischenergebnissen aus dem Landschaftsplan und dem Konzept zum Sturzflutrisikomanagement abgeglichen.
K
Sondierungsworkshop
Der Sondierungsworkshop war in Selbitz der Startschuss für den kommunikativen Begleitprozess zur Fachplanung.
Im Zentrum stand die Frage: Zu welchem Zweck wollen wir wen wann wie beteiligen? Beantwortet wurde diese durch eine gemeinsame Analyse relevanter Akteure, die Festlegung einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) sowie zweier Bürgerwerkstätten. Diese Ergebnisse mündeten in ein Beteiligungskonzept.
Als Kompass erarbeitete sich die Kommune ein Ablaufschema mit klarer Abfolge und Aufgabenteilung für das weitere Gesamtverfahren.
K
Projektbegleitende Arbeitsgruppe
Aufgabe der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) war es, gemeinsam mit der Fachplanung ein umsetzbares Schwammflur-Konzept zum Landschaftsplan zu entwickeln und es zu unterstützen. Gleichzeitig agierte die PAG als Multiplikatorin zum Thema „Schwammflur“ in der Stadtgesellschaft.
Bei der Besetzung der Selbitzer PAG wurde darauf geachtet, ein ausgewogenes Verhältnis aus Repräsentativität und Betroffenheit abzubilden: Vertreter aller Fraktionen des Stadtrates, des Bauamtes, der Landwirtschaft, der Gewerbetreibenden, der Kirche, des Naturschutzes sowie verschiedener Generationen kamen an Bord. Die Moderation der vier Treffen übernahm ein engagierter Bürger.
Wesentliche Ergebnisse der PAG-Treffen waren die Entwicklung der Schwammflur-Vision 2040 sowie Beiträge zur Bestandsanalyse und Maßnahmen des Fachplaners. Somit bereitete die PAG Stadtratsbeschlüsse ideal vor.
K
Coaching
Das Coaching bildete die Schnittstelle zwischen dem Beteiligungskonzept und der Umsetzung der Beteiligung.
Kommunale Vertreter und der Moderator der Stadt Selbitz konnten hier mithilfe externer Kommunikationsprofis Fragen klären, die sich beispielsweise zur PAG-Moderation oder in der Vorbereitung der Bürgerwerkstätten stellten.
Mit Regiebüchern wurde die Kommune befähigt, die Bürgerwerkstätten detailliert im Ablauf zu skizzieren und durchzuführen. Besonderes Augenmerk galt auch der Strategie, wie man einlädt, um die gewünschten Zielgruppen bestmöglich zu erreichen. Hieraus ergab sich, dass Selbitz erstmals eine Zufallsauswahl innerhalb der jungen Generation probierte, um speziell diese Bevölkerungsgruppe an Bord ihres Schwammflur-Prozesses zu holen.
K
Ortsbegehungen und Runder Tisch
Foto: Klaus Schaumberg
Ortsbegehungen sowie ein Runder Tisch mit den Landnutzern trugen in Selbitz wesentlich zur Vermittlung der Schwammflur-Idee bei. Themen waren die Schadensschwerpunkte, die Zusammenhänge von Abfluss und Einzugsgebiet sowie eine rasche Umsetzung von Maßnahmen.
F
Wirkungspfad Niederschlag-Boden
Mithilfe der Bestandsanalyse wurden Faktoren erfasst, die den Wirkungspfad Niederschlag-Boden bestimmen und im Sinne einer Schwammflur beeinflussbar sind: Versiegelung, Fließgeschwindigkeit der Gewässer, Humusgehalt, Bedeckungsgrad landwirtschaftlich genutzter Fläche, lineare Gehölzpflanzungen und andere.
K
Bürgerwerkstätten und PR
Für die erfolgreiche Umsetzung einer Schwammflur ist es wichtig, neben der Fachexpertise auch die Kenntnisse und Erfahrungen der Öffentlichkeit zu berücksichtigen. Die Bürgerwerkstätten wurden konzipiert, um die Öffentlichkeit aktiv und gestaltend an der Konzepterstellung zu beteiligen. Begleitend hat die Stadt die Presse intensiv eingebunden.
Die erste Bürgerwerkstatt hatte das Ziel, die Bürgerschaft für die Schwammflur-Idee zu begeistern. Gleichzeitig konnten die Teilnehmenden ihr (historisches) Wissen in die Fachplanung einbringen.
Die zweite Bürgerwerkstatt stellte die bisherigen Ergebnisse in den Mittelpunkt und brachte den Bürgern speziell das Zusammenspiel zwischen Landschaftsplan, Schwammflur-Konzept und Sturzflutrisikomanagement-Konzept näher. Stadtspaziergänge mit den Fachplanern im Wechsel mit Marktständen machten die Themen greifbar und ermöglichten Feedback.
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Maßnahmensteckbriefe
Zu Flächen, die sich für den Aufbau einer Schwammflur eignen, wurden konkrete Maßnahmen in praktikablen Steckbriefen beschrieben. Eine Schwammflur kann nur in Verbindung mit einer „Schwammstadt“ den gewünschten Erfolg bringen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen betreffen daher sowohl die Landschaft, als auch die besiedelten Bereiche: Entsiegelung von Hofflächen, Versickerung von Dachrinnen, Begrünung von Flachdächern, Renaturierung von Bächen, Förderung von Humusaufbau auf Ackerflächen oder Waldumbau von Fichtenforsten. Weitere Informationen zu den Maßnahmen befinden sich in der Infobox.
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Schwammflur-Konzept und Integration in den Landschaftsplan
Das Schwammflur-Konzept beinhaltet unterschiedliche Maßnahmen, wie die Initiierung von Gewässerdynamik an Bächen und Gräben. Eine Renaturierung der Dietscha wird im Schwammflur-Konzept unterhalb der Bundesstraße vorgeschlagen (rot umrandeter Bereich) und entsprechend in den Landschaftsplan integriert (rechter Planausschnitt).
Grafiken: Felix Schmitt, Landschaftsplanung Klebe
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Startmaßnahmen
Eine der sieben Startmaßnahmen betrifft die Renaturierung der Dietscha. Die Maßnahmen wurden in einem Ausführungsplan detailliert dargestellt und in einer Fotomontage visualisiert. Das Foto unten zeigt, dass die Stadt die Renaturierung an der Dietscha erfolgreich umgesetzt hat: eingebaute Wurzelstöcke sollen die Eigendynamik des Gewässers anregen .
Foto: Roland Weiß
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Rechtswirksam durch Integration in den Flächennutzungsplan
Der Landschaftsplan wurde im Rahmen einer Gesamtfortschreibung in den Flächennutzungsplan (FNP) integriert. Dabei wurden die Inhalte mit den Trägern öffentlicher Belange (Behörden, Verbände) und der Öffentlichkeit diskutiert und geschärft. Auch die dargestellten Maßnahmen aus dem Schwammflur-Konzept sind dadurch verbindlich für die Kommune und Behörden. Das bedeutet, sie müssen bei ihren hoheitlichen Entscheidungen den Flächennutzungsplan beachten, und ihre Maßnahmen darauf abstimmen.