Im Folgenden sind die einzelnen Arbeitsschritte der Fachplanung (F) sowie der Kommunikation (K), die eng ineinandergreifen, beschrieben.

  • F

    Auftaktgespräch

    Die bisherige Praxis war es, die gleichrangige Bewertung der im Regionalplan festgelegten Nachnutzungen (Biotopentwicklung, Landwirtschaft / Forstwirtschaft) in einzelnen Genehmigungsbescheiden herunterzubrechen. Dies war für Kalksteinabbauunternehmer, Genehmigungsbehörden sowie die Gemeinde nicht zufriedenstellend. Gespräche zwischen diesen Akteuren diesbezüglich führten bislang nicht zu akzeptablen Lösungen.

    Mit diesem Fachmodul, als innovativen Baustein zum Landschaftsplan, sollte eine für alle Beteiligten befriedigende Lösung entwickelt werden. Im Auftaktgespräch mit dem Bürgermeister wurden der inhaltliche Rahmen des Fachmoduls vorgestellt sowie die zu beteiligenden Akteure vereinbart. Zudem wurde besprochen, wie das Fachmodul in den planungsrechtlichen Prozess von Landschafts- und Flächennutzungsplan einzuordnen ist.

    Die Gesprächsergebnisse bildeten die Grundlage für die Vergabe des Fachmoduls an ein Planungsbüro.

  • K

    Sondierungsworkshop

    Im Sondierungsworkshop der Gemeinde Kirchheim wurde geklärt, welche Anforderungen die kommunikative Begleitung des Fachmoduls erfüllen muss.

    Dazu lud der Bürgermeister örtliche Kalksteinabbauunternehmer und Mitarbeiter des Landratsamts zum Diskurs ein. Zielgruppen wurden festgelegt, die durch passende Beteiligungsformate in die Diskussion der Folgenutzung eingebunden werden sollten. Neben den Kalksteinabbauunternehmern, die als Flächeneigentümer direkt betroffen sind, sollte auch eine zweite Beteiligungsgruppe mit verschiedenen Schlüsselakteuren den Planungsprozess begleiten.

  • K

    Flächenpool

    Im Sondierungsworkshop hat man sich darauf geeinigt, eine Sammlung möglicher Konversionsflächen anzulegen – den sogenannten Flächenpool. Die Flächen sind Eigentum der in Kirchheim tätigen Kalksteinabbauunternehmer, weshalb sie den Flächenpool eigenständig aufbauen müssen.

    Um dies zu initiieren, fanden einige Informationsveranstaltungen für alle Kalksteinabbauunternehmer statt. Hier wurden beispielsweise zwei Repräsentanten gewählt und eine Rechtsberatung beschlossen, um die geeignete Form der zukünftigen Kooperation zu definieren.

  • F

    Bestandsanalyse Biotopverbund

    Für die Planung des kommunalen Biotopverbunds sind verschiedene Fachdaten wie Schutzgebietsgrenzen, Managementpläne, Biotop- und Artenschutzkartierungen oder das Arten- und Biotopschutzprogramm notwendig. Diese Daten liegen für Bayern flächendeckend vor, wenn auch unterschiedlich aktuell. Ebenso liefert der aktuelle Landschaftsplan wichtige Daten für den Biotopverbund. Um die teilweise schon etwas älteren Planungsgrundlagen zu validieren, wurden auch aktuelle Genehmigungsplanungen ausgewertet sowie Ortsbegehungen mit örtlichen Artenkennern aus der projektbegleitenden Arbeitsgruppe (PAG) durchgeführt.

  • K

    Coaching

    Im Coaching wurde mit Kommunikationsexperten das weitere Vorgehen zum Aufbau des Flächenpools, beziehungsweise zum Zusammenschluss der Kalksteinabbauunternehmer geplant. Dazu wurde eine sogenannte Initiativenleinwand verwendet. Auf einem großen Plakat wurden Fragen bearbeitet, um eine solide Basis für die Gründung der Initiative zu schaffen und Mehrwerte für die Kalksteinabbauunternehmer aufzuzeigen. Immerhin acht von ihnen planen nun eine Genossenschaft zu gründen. Als zweites Beteiligungsformat wurde zudem eine projektbegleitende Arbeitsgruppe (PAG) vorbereitet.

  • K

    Projektbegleitende Arbeitsgruppe

    Zur Beratung der Fachplanung während der Erarbeitung des Biotopverbundkonzepts, aber auch zur Begleitung der späteren Umsetzung des Konzepts wurde eine PAG ins Leben gerufen. Die frühzeitige Einbindung verschiedenster fachlicher Experten sollte zukünftige Genehmigungsverfahren erleichtern. Die Mitglieder setzten sich zusammen aus Gemeinderatsmitgliedern, den Repräsentanten der Kalksteinabbauunternehmer, Vertretern von Behörden und Verbänden, sowie Bürgern mit Artenkenntnis.

    In der PAG sollten Kalksteinabbauunternehmer und Naturschützer ins Gespräch kommen und miteinander anstatt übereinander sprechen. Neben Diskussionsterminen gab es Ortsbegehungen mit dem Fachplaner, bei denen lokales Wissen weitergegeben und damit die Grundlagendaten ergänzt wurden.

    Außerdem wurden auf diesem Weg die Behörden informell beteiligt.

  • F

    Leitbild- und Maßnahmenkonzept

    Mit Hilfe einer Überlagerungsanalyse wurden die vorhandenen Bestandsdaten mit den Meldungen der PAG und den Zielvorgaben des Regionalplans zusammengeführt. Hieraus entstand eine Leitbild- und Maßnahmenkarte, die genau zeigt, wo im Gemeindegebiet der Biotopverbund am effektivsten gestärkt werden kann.

  • F

    Überplanung Pilotflächen

    Auf insgesamt sieben Pilotflächen wurden konkrete Maßnahmen, die aus dem Leitbild- und Maßnahmenkonzept entwickelt wurden, für alle Akteure greifbar und anschaulich dargestellt.

    Darüber hinaus sollte vor allem den Kalksteinabbauunternehmern beispielhaft aufgezeigt werden, dass durch die Flexibilität der auch hier zwingend anzuwendenden bayerischen Kompensationsverordnung Spielraum für qualitativ hochwertige Kompensationsmaßnahmen besteht. Zudem wird durch wertgleichen Tausch und die Möglichkeiten eines „Ökokontos“ eine wirtschaftliche Wertschöpfung für die Nachnutzung „Biotopentwicklung“ ermöglicht.

    Für eine maximale Transparenz und Vergleichbarkeit sind in Steckbriefen zu den Pilotflächen Hinweise zu Entwicklungsund Pflegemaßnahmen sowie zu Aufwertungseinschätzungen enthalten. Eine grobe Kostenschätzung sowie Angaben zum Unterhaltungsaufwand und Monitoring der vorgeschlagenen Maßnahmen runden die Steckbriefe ab.

  • F

    Nachnutzungskonzept

    Das Nachnutzungskonzept stellt geeignete Flächen für die verschiedenen Nutzungen: Landwirtschaft (gelb), Forstwirtschaft (dunkelgrün), Biotop­entwicklung (grün) oder auch Siedlung (rot). Pilotfläche 3 Bestand Pilotfläche 3 Planung

  • F

    Bürgerinformation

    Nachdem das Biotopverbundkonzept mit Zuarbeit der PAG fertig gestellt war, wurde es der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Dazu gab es eine abendliche Bürgerinformationsveranstaltung mit Vorträgen und anschließenden Informationsständen. An den Ständen der Fachplanung, der Kalksteinabbauunternehmer und der PAG konnten sich die Anwesenden Informationen aus erster Hand holen.

  • F

    Rechtswirksam durch Integration in den Flächennutzungs- und Landschaftsplan

    Das Nachnutzungskonzept sowie die Maßnahmen zum Biotopverbund werden im Rahmen des anschließenden Änderungsverfahrens in den Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan eingearbeitet. Dabei werden die Inhalte nochmals mit den Trägern öffentlicher Belange (Behörden, Verbände) und der Öffentlichkeit im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungsverfahrens diskutiert und geschärft.

    Mit dem Änderungsbeschluss des Gemeinderats werden die neuen Inhalte rechtswirksam und damit verbindlich für die Behörden. Das bedeutet, dass die Genehmigungsbehörden bei ihren Entscheidungen den Flächennutzungsplan berücksichtigen und ihre Maßnahmen entsprechend anpassen müssen.

    Durch diese verbindliche Darstellung der Nachnutzung im Flächennutzungsplan kann eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten geschaffen werden.