Im Folgenden sind die einzelnen Arbeitsschritte der Fachplanung (F) sowie der Kommunikation (K), die eng ineinandergreifen, beschrieben.

  • F

    Auftaktgespräch

    Um ihre Herausforderungen strategisch sinnvoll anzugehen, hat sich die Stadt Abensberg zu Beginn Zeit für mehrere Auftaktgespräche genommen. In diesen vereinbarten der Bürgermeister, die Stadträte und die Verwaltung gemeinsam mit dem Fachplaner den weiteren „Fahrplan“:

    • Fortschreibung des Landschaftsplans bis Ende 2024
    • Parallel: Erarbeitung einer Potentialanalyse für Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Integration in den Landschaftsplan
    • Umsetzung einer maßgeschneiderten Beteiligung
    • Fortschreibung des Flächennutzungsplans 2025

    Auf dieser Grundlage wurde das Fachmodul vergeben.

  • K

    Sondierungsworkshop

    Der Sondierungsworkshop war in Abensberg das Sprungbrett zur maßgeschneiderten Beteiligung. Angeleitet durch Kommunikationsprofis wurden zunächst alle für das Thema relevanten Schlüsselakteure identifiziert. Hieraus resultierte der Vorschlag einer Kerngruppe als Begleitungsgremium zum Planungsprozess.

    Als Navigationshilfe erarbeitete sich die Kommune ein Ablaufschema mit klarem Überblick zu allen einzelnen Schritten und der zugehörigen Aufgabenteilung.

    Die Ergebnisse mündeten in ein Beteiligungskonzept, das die Stadt Abensberg als Nachschlagewerk und Anleitung für künftige Beteiligungsprozesse nutzen kann.

  • K

    Kerngruppe

    Um die Konkurrenz zwischen den etablierten Landnutzungsformen und Photovoltaik-Freiflächenanlagen zu minimieren, braucht es Perspektivenvielfalt. Deshalb wurde eine Kerngruppe in Abensberg gegründet. Ihre Aufgabe war es, gemeinsam mit der Fachplanung ein umsetzbares Fachmodul zum Landschaftsplan zu entwickeln, Multiplikatorin zu sein und Empfehlungen für den Stadtrat zu formulieren.

    Ausschlaggebend für die Besetzung der Kerngruppe war der Wunsch, möglichst unterschiedliche Interessen abzubilden. Daher kamen Vertreter aller Fraktionen des Stadtrates, der Landwirtschaft, der Jagdgenossenschaft, des Bauernverbands, des Bunds für Naturschutz und der Stadtverwaltung an Bord.

  • F

    Bestandsanalyse

    Photovoltaik-Freiflächenanlagen sind zweifellos wichtig für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern, aber nicht konfliktfrei. Die Anlagen benötigen viel Fläche, verändern die Vegetation und unterbrechen Wanderwege für Tiere. Außerdem können sie das Landschaftsbild und damit die Erholungswirksamkeit beeinträchtigen.

    Die umfangreiche Bestandsanalyse eines aktuellen Landschaftsplans liefert wertvolle Informationen. Insbesondere die Schutzgutkarten sind wesentlich, um geeignete Standorte zu finden, Umweltschäden zu vermeiden und Photovoltaik-Freiflächenanlagen passend auszugestalten. Ertragreiche Böden lassen sich so schonen, erosionsgefährdete Flächen schützen und Konflikte um Biotope und wertvolle Arten minimieren.

  • F

    Entscheidungsbaum

    Ein Entscheidungsbaum ist ein bewährtes Werkzeug für Standortentscheidungen, zum Beispiel für Verkehrswege, Gewerbegebiete oder Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA). Dabei werden die Flächen im Gemeindegebiet anhand bestimmter Kriterien bewertet und kategorisiert. Entscheidungsbäume sind durch ihre anschauliche Darstellung leicht verständlich, auch für Menschen ohne Fachwissen.

    Für die Stadt Abensberg ist der Entscheidungsbaum ein wichtiger Orientierungsgeber bei Standortfragen geworden. Er wurde vom Fachplaner gemeinsam mit der Kerngruppe entwickelt und mit Stadtratsbeschluss verabschiedet.

    Bei der künftigen Planung und Verortung von PV-FFA in der Kommune soll er eine Balance zwischen fachlichem Anspruch und praktischer Anwendbarkeit gewährleisten.

    Übersicht der Kategorien
    Kategorie Beschreibung
    Ausgenommene Flächen Wegen fehlender Lageeignung und Vorrang anderer Resorts werden diese Flächen nicht weiter betrachtet.
    Sehr hoher Raumwiderstand Durch rechtliche Verbote zu Naturschutzbelangen belegte Flächen. Erhebliche Umweltbeeinträchtigungen sind zu erwarten
    Hoher Raumwiderstand Auf diesen Flächen werden starke Auswirkungen auf die Schutzgüter und die Umwelt erwartet, die nur mit viel Aufwand auszugleichen sind.
    Mittlerer Raumwiderstand Es ist mit moderaten Umweltauswirkungen zu rechnen. Es gibt gegebenenfalls Bedarf an weiteren Prüfungen und Abwägungen.
    Geringer Raumwiderstand Leichte Auswirkungen auf die Umwelt, die in der Regel vertretbar sind oder durch wenig Aufwand ausgleichbar sind.
    Geringer Raumwiderstand mit Entwicklungspotential Neben geringer Wertigkeiten der Schutzgüter von Natur und Landschaft sind hier positive Umweltauswirkungen durch PV-Nutzung absehbar.

    Kriterien wie rechtlich gesicherte Schutzgebiete, besonders fruchtbare Böden oder wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen helfen, Flächen in unterschiedliche Kategorien einzuteilen.

  • K

    Tandemworkshop

    Im Tandemworkshop machten die Fachplanung und Kommunikationsprofis gemeinsame Sache. Dies ermöglichte der Kerngruppe einerseits, den aktuellen Stand zum Entscheidungsbaum und Landschaftsplan kennenzulernen. Andererseits eröffnete sich ein Diskussionsraum für die nächsten Schritte der Beteiligung.

    Im Ergebnis profitierte die Stadt von dieser Synergie sehr: Das Ablaufschema wurde gemeinsam angepasst, und ein Workshop zur Akteursbeteiligung geplant. Damit sollten relevante Ortskenntnisse in die Planung einfließen und die Schutzgutkarten zum Landschaftsplan validiert werden.

    Unser Ziel, einen aussagekräftigen Landschaftsplan, der in einen Flächennutzungsplan mündet, mit möglichen, vertretbaren Flächen für weitere Freiflächen-PV-Anlagen zu erarbeiten, ist vollumfänglich gelungen.

    Dr. Bernhard Resch, Erster Bürgermeister Stadt Abensberg
  • K

    Validierung Schutzgutkarten

    Die Akteursbeteiligung zur Validierung der Schutzgutkarten brachte die Interessenvielfalt der Stadt Abensberg an einen Tisch: Naturschutzverbände, Jagd- und Bauernverband, das Amt für ländliche Entwicklung, Jagdgenossen – sie alle hatten die Option, ihren Beitrag zu leisten. So wurde das Kartenwerk immer weiter optimiert.

    Aus dieser Vielstimmigkeit entwickelte sich so schrittweise eine Einstimmigkeit – auch im Stadtrat. Der gezielt definierte Prozess und die kontinuierliche Einbindung aller relevanten Akteure trugen ihre Früchte.

  • F

    Erstbeurteilung vorliegender Anfragen

    Die Kommunen stehen unter hohem Druck und erhalten viele Anfragen von Investoren und Betreibern von Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Eine umfassende Potentialanalyse ist dann oft nicht möglich. Hier braucht es alternative Wege, um Anfragen rasch zu beurteilen.

    Die Stadt Abensberg befand sich genau in dieser Lage. Es galt, drei angefragte Flächen zu bewerten, bevor der Entscheidungsbaum und die Flächenpotentialkarte fertiggestellt waren. Die drei Flächen wurden in tabellenartigen Steckbriefen gegenübergestellt un

    Selbst dieses Vorgehen setzt eine qualitativ hochwertige und umfassende Analyse aller Schutzgüter voraus, wie sie ein aktueller Landschaftsplan bietet.

    Flächenpotentialkarte

    • Nicht bewertet 50,4 %
    • Sehr hoher Raumwiderstand 12,38 %
    • Hoher Raumwiderstand 6,73 %
    • Mittlerer Raumwiderstand 21,23 %
    • Geringer Raumwiderstand 8,2 %
    • Geringer Raumwiderstand mit Entwicklungspotenzial
  • F

    Flächenpotentialkarte

    Für die zielführende Anwendung der Potentialanalyse ist entscheidend, dass aus naturschutzfachlicher Sicht geeignete Flächen in ausreichender Menge vorhanden sind. Räumlich sollten sie eine geeignete Flächengröße als Kulisse umschließen, damit dort PV-FFA in wirtschaftlich rentabler Größe errichtet werden können.

    Nach Anwendung des Entscheidungsbaums ergeben sich aus der Potentialanalyse folgende prozentuale Verteilungen für die Stadt Abensberg: Besonders geeignet sind im Stadtgebiet 9,3 % der Flächen (geringer Raumwiderstand). Davon kann auf 1 % durch PV-FFA sogar ein Entwicklungspotential für naturschutzfachliche Belange genutzt werden. Weitere 21 % entfallen auf Flächen mit einem mittleren Raumwiderstand. Auch diese Flächen könnten, nach Abwägung bei Aufstellung des Flächennutzungsplans, der Nutzung als PV-FFA zugeführt werden.

    Die Flächenpotentialkarte wird durch geeignete Darstellungen in den Landschaftsplan integriert.

  • F

    Rechtswirksam durch Integration in den Flächennutzungsplan

    Auf Basis der Potentialanalyse für Photovoltaik entscheidet die Stadt im Rahmen ihrer kommunalen Planungshoheit, welche Flächen im Flächennutzungsplan für Photovoltaik- Freiflächenanlagen dargestellt werden und damit Rechtswirksamkeit erhalten.

    Die Grenzen bei diesem Abwägungsprozess der Kommune liegen in den bestehenden rechtlichen Vorgaben. Flächen der Kategorien „Sehr hoher Raumwiderstand“ und „Hoher Raumwiderstand“ sind aufgrund ihrer besonderen Schutzwürdigkeit oder anderer rechtlicher Einschränkungen nicht oder nur eingeschränkt für die Nutzung als PV-FFA geeignet.

    Entscheidungsspielraum hat die Kommune bei den Flächen mit „Mittlerem Raumwiderstand“, die grundsätzlich auch für die Nutzung als PV-FFA vorgesehen werden können.