Systematik der Flechten

Die Einteilung der Flechten entspricht der Systematik der Pilze. Man unterscheidet grob die Art der Sporenentwicklung in Schläuchen (Schlauchpilze = Ascomycetes) und an kleinen Ständern (Ständerpilze = Basidiomycetes). Einige Arten bringen gar keine sexuellen Fortpflanzungsstadien hervor. Die überwiegende Mehrzahl der Flechten gehört zu den Schlauchpilzen, die in der Bevölkerung durch die Becherlinge bekannt sein könnten. Die Fruchtkörper dieser Flechten sind kleine Schüsselchen (Asci) in denen der Pilz seine Sporen entwickelt und entlässt. Die Algen werden vom Pilz chemisch daran gehindert sich zu vermehren.

Neben der sexuellen Form der Vermehrung gibt es bei den Flechten eine sehr effektive Form der vegetativen Vermehrung durch Bruchstücke oder speziell gebildeten Päckchen aus Hyphen und Algen (Soredien). Die Gruppe der "Gallertflechten" enthält Cyanobakterien (früher Blaualgen genannt) als Symbiosepartner. Ihr Äußeres ist düster gefärbt.

Blaualgenflechten Blaualgenflechten haben ein düsteres Äußeres (Synalissa symphorea); Foto: Oliver Dürhammer

Wir teilen heute die Flechten aus praktischen Gründen immer noch nach äußeren Merkmalen in Strauch-, Laub- und Krustenflechten ein. Diese völlig "unsystematische" Art der Einteilung lässt aber auch den Laien teilhaben an der Formenvielfalt dieser Organismen und dient der Erleichterung des Einstiegs in die Wissenschaft der Lichenologie.
Neben anatomischen Unterschieden muss sich der Flechtenforscher auch mit der Chemie der Inhaltsstoffe der Organismen auseinander setzen. Einige Gruppen sind ohne spezielle chemische Farbreaktionen nicht zu unterscheiden (Tüpfelreaktion). Daher trägt man beim Bestimmen von Flechten im Gelände auch immer ein Täschchen mit Reagenzien mit sich herum, mit denen man vor Ort schon die wichtigsten Unterscheidungsreaktionen durchführen kann. Im Labor kann dann mittels Dünnschichtchromatographie das gesamte Spektrum der so genannten sekundären Inhaltsstoffe untersucht und zur Bestimmung heran gezogen werden.

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