Jedes Jahr am 5. Dezember, dem Weltbodentag, kürt ein bundesweites Fachkuratorium den Boden des Jahres für das kommende Jahr. Für 2026 wurden die Archivböden ausgewählt.
Böden erzählen Geschichte
Böden entwickeln sich sehr langsam und sind ein Ergebnis der jeweiligen Natur- und Kulturgeschichte. Bei ihrer Entstehung speichern sie Informationen aus vergangenen Perioden. So sind die einzelnen Schichten eines Bodens fast immer auch Zeugen der Vergangenheit.
Böden erinnern sich an
- Menschliche Aktivitäten, z.B. Siedlungen oder Bergbau
- Änderungen im Klima, z.B. Warm- oder Kaltzeiten
- Veränderungen in der Umwelt, z.B. Waldbrände oder vulkanische Aktivität
- Regionale Besonderheiten, z.B. seltene Ausgangsgesteine
Menschliche Einflüsse auf den Boden lassen sich durch Fundstücke, bei Grabungen und durch besondere Landschaftsstrukturen belegen. Dazu gehören zum Beispiel ehemalige Bergbaugebiete inklusive der Abraumhalden, Grabhügel oder auch alte Torfstiche.
Wie das Klima die Bodenbildung beeinflusst oder welche Rückschlüsse sich aus der Bodenentwicklung auf vergangene Klimaperioden ziehen lassen, verraten uns Aufschlüsse, die den Boden freilegen. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist der Eiszeitboden in der Kiesgrube Bobingen.
In einer spektakulären Bergungsaktion gelang es, dieses mit 6 Metern Länge einzigartige Bodenprofil aus der senkrechten Grubenwand herauszuschneidenDie Archivfunktion des Bodens für die Natur- und Kulturgeschichte wird auch im Bundesbodenschutzgesetzes (§ 2 Abs. 2 BBodSchG) gewürdigt. Böden, bei denen die Funktion als Archiv besonders ausgeprägt sind, sind damit gesetzlich geschützt.
Gesunde Böden erfüllen für Menschen, Tiere und Pflanzen noch weitere, lebenswichtige Funktionen: Die natürlichen Bodenfunktionen.
Der bayerische Boden des Jahres 2026: Farberden der Oberpfalz
Als Bayerischer Vertreter für den Boden des Jahres wurden die Farberden der Oberpfalz als besondere Archivböden ausgewählt. Der genaue Standort wird im Frühjahr 2026 bekannt gegeben und der Boden des Jahres mit einer Prämierungsveranstaltung gewürdigt. Vor Ort werden dann anhand eines Lackprofils und einer Infotafel der Bodenaufbau und die Besonderheiten der Farberde erläutert und öffentlich zugänglich gemacht.
Der Farberden der Oberpfalz
Die in der Oberpfalz vorkommenden Farberden sind Böden, die aus stark verwitterten Ablagerungen der Oberkreide entstanden sind. Die intensiven Farben sind ein Ergebnis besonders intensiver Verwitterung unter den vor ca. 90 Millionen Jahren herrschenden tropischen Bedingungen. Sie sind also "Zeuge" einer längst vergangenen Klimaepoche.
Kulturgeschichtlich spielten die Farberden in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der Region. Das erste Vorkommen wurde 1859 beim Bau der Ostbahn von Nürnberg nach München im Raum Neukirchen-Rosenberg entdeckt. Danach etablierte sich in den nächsten Jahrzehnten der wirtschaftliche Abbau der Ockervorkommen. Der beschwerliche Abbau verlief untertage durch die sogenannten Farbgräber. Die gewonnenen Erden wurden in Farbmühlen gemahlen und danach weiterverarbeitet. Entstanden sind bekannte Farbtöne wie das Neukirchner Gelb oder das Amberger Gelb. Die Ära des Farbabbaus endete in den 1970er Jahren.
Die ehemaligen Farberde-Abbaustellen der Oberpfalz sind in der Geologischen Karte von Bayern 1:25.000 als rotes Quadrat markiert. Zum Beispiel auf dem Kartenblatt 6435 Pommelsbrunn.




