Boden des Jahres 2018: Alpiner Felshumusboden

Der alpine Felshumusboden wurde vom Kuratorium Boden des Jahres gewählt, um darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Boden für den Natur- und Kulturraum der Alpen eine wichtige Bedeutung hat.

Denn: alpine Felshumusböden speichern viel Wasser.
Wie ein Schwamm können sie das Vielfache ihres Eigengewichts an Niederschlagswasser aufsaugen und festhalten. Das hohe Rückhaltevermögen des Bodens schützt vor Erosion bei Starkregen und hilft, den Abfluss des Regenwassers zu verzögern. Auch die Pflanzen erhalten so genug Wasser. Zudem speichert der Humus erhebliche Mengen an Kohlenstoff.

  • Er trägt entscheidend dazu bei, die Stabilität der Hänge und den Wasserrückhalt zu gewährleisten.
  • Der Humusvorrat der Felshumusböden stellt sicher, dass die Vegetation mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird.

Was ist ein Felshumusboden?

Der Felshumusboden ist in Gebirgen anzutreffen, innerhalb Deutschlands vor allem im bayerischen Alpenraum. Er besteht aus zwei Bereichen, die in der bodenkundlichen Fachsprache als Horizonte bezeichnet werden. Fester Fels bildet dabei den Untergrund (C-Horizont) . Auf diesem sammeln sich abgestorbene Pflanzenteile, überwiegend Blätter und Nadeln, sodass eine Humusauflage entsteht (L-Horizont und O-Horizont). Details zu den Horizonten finden Sie in der Broschüre und im Faltblatt (rechte Spalte).

Zur Bildung solcher Böden sind besondere Standortbedingungen notwendig, wie sie in den höheren Lagen von Gebirgen oft gegeben sind: kurze Vegetationszeiten, lange Kältephasen und eine oft schwer zersetzbare Pflanzenstreu. Aufgrund dieser besonderen Bedingungen sind nur wenige Organismen in der Lage, die Pflanzenreste in Humus und anorganische Stoffe umzuwandeln (Humifizierung und Mineralisierung). So entsteht im Verlauf der Zeit über dem felsigen Untergrund eine Humusauflage, die mehrere Dezimeter mächtig werden kann.

Gefährdung des Natur- und Kulturraums Alpen

Die sensiblen alpinen Felshumusböden werden vor allem durch Erosionsprozesse gefährdet. Sturmereignisse, Waldbrände, Kahlschlag nach Schädlingsbefall oder auch die Versiegelung verstärken diese. Im schlimmsten Fall werden Geröll- und Schlammlawinen (Muren) ausgelöst und Überschwemmungen in den Tälern verursacht. Touristische Nutzung, aber auch intensive Beweidung können dazu führen, dass Böden verletzt und verdichtet werden und Bodenmaterial aus Tritt- und Fahrrinnen abgeschwemmt wird. Beides verringert das Rückhaltevermögen für Niederschläge.

Mit dem Klimawandel können einerseits die Starkniederschläge zunehmen, andererseits die Sommertemperaturen ansteigen. Dem alpinen Felshumusboden kommt daher beim Wasserrückhalt und Erosionsschutz eine große Bedeutung zu. Die steigenden Temperaturen fördern den Humusabbau und setzen Kohlendioxid frei. Dieses verstärkt wiederum als Treibhausgas den Klimawandel.

Besonders stark wirkt sich eine Entwaldung oder starke Auflichtung aus. Auch übermäßiger Verbiss durch Schalenwild, der die Walderneuerung beeinträchtigt, ist kritisch. Denn ungeschützter Boden wird schneller durch Erosion abgetragen. Auch kann sich die Humusauflage nicht erneuern. Selbst bei ungestörten Bedingungen dauert es hier etwa 1.000 Jahre, bis sich eine 30 Zentimeter mächtige Humusauflage entwickelt.

Das zeigt: Boden ist eine kostbare und endliche Ressource. Ein schonender Umgang mit Alpenböden ist daher unverzichtbar. Dazu kann jede und jeder Einzelne durch verantwortungsvolles Handeln beitragen.

Vorkommen und Verbreitung der alpinen Felshumusböden

Alpenrosen Eine typische Pflanze der subalpinen Stufe – die Bewimperte Alpenrose auf Karbonatgestein

Am weitesten verbreitet sind alpine Felshumusböden in der hochmontanen und in den subalpinen Stufen. In den bayerischen Alpen beginnen die subalpinen Stufen in circa 1.300 Meter Höhe und reichen durchschnittlich bis zu einer Höhe von 2.000 Metern. In den nördlichen Kalkalpen sind in dieser Höhenlage vor allem Fichtenwälder und Latschenkiefern (Legföhren) zu finden. Diese sogenannte Krummholzzone bildet den Übergang vom geschlossenen Wald zu den alpinen Rasen (alpine Stufe). In den östlichen bayerischen Alpen bilden teilweise Zirben-Lärchen-Wälder die Waldgrenze.

Die subalpinen Stufen wurden stark vom Menschen und seinen Nutztieren beeinflusst. Auf den früheren, heute kaum mehr genutzten Hochalmen (Hochleger) haben sich dadurch die typischen Alpenrosen-Fluren entwickelt. Kleinräumige Vorkommen von alpinen Felshumusböden und den nah verwandten Skeletthumusböden (Böden mit Humusauflagen über Schuttmassen, Blockhalden und Steinhalden) finden sich zudem in anderen Höhenlagen auf Bergsturzmaterial, Steinhalden und größeren Vorsprüngen in Felswänden.

Auch in Tallagen können Felshumusböden vorkommen. Auf den rund 3.500 Jahre alten Bergsturzgebieten am Eibsee unterhalb der Zugspitze und am Hintersee im Berchtesgadener Land haben sich Felshumusböden auf größeren Flächen entwickelt. Diese Vorkommen liegen in Kaltluftsenken, in denen es ähnlich lange Kältephasen wie in höheren Lagen gibt.

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