Station 3: Wasseranlage und Sukzession

Die Außenanlage im südlichen Hof thematisiert auf idealtypische Weise die Gestaltung an der Nahtstelle von Architektur und Natur, wo sich naturnahe und bauliche Elemente und Formen aufs engste verzahnen und durchdringen.

Freistehende Kiefern auf Magerrasen im südlichen Innenhof Freistehende Kiefern vermitteln das Landschaftsbild der Lechheide

Die fast skulptural gestaltete Wasserbeckenanlage aus Sichtbeton ist eine verschachtelte, mäandernde Sequenz von Wasser- und Sumpfbecken mit unterschiedlichen Beckentypen: kleinere, größere, flachere, tiefere. Eine schmale Rinne nimmt das vom Dach kommende und über eine Zisterne zugeführte Wasser auf und verteilt es auf insgesamt vier Becken, die durch einen kleinen Höhensprung baulich völlig voneinander abgetrennt sind. In drei Becken begrenzt eine schotterbefüllte Gabione eine flachere Sumpfzone mit Röhrichtbewuchs, im westlichen Becken stockt die Vegetation nur in den beiderseits eingestellten Steinkörben. Die Befüllung mit Granitschotter unterstützt die Erhaltung einer guten Wasserqualität bei meist nur geringem Algenbesatz und erhöht die innere Oberfläche in den Becken, damit vielfältiges Wasserleben gute Standortbedingungen vorfindet.

Die Bepflanzung der Sumpfzone ist so konzipiert, dass sich ein üppiger, schilfartiger Vegetationssaum wie ein Schleier vor die Sockelzone des Gebäudes legt. Zugleich entwickelt eine solche Vegetation teilweise sehr hohe Verdunstungsleistungen, so dass im Sommer das Wasser luftbefeuchtend verdunstet wird und nur selten überläuft und dann im entlang der Becken leicht eingetieften Gelände versickert.

Die Zone zwischen Wasserbecken und Gebäude ist als kiesige Pionierbrache gestaltet. Außer den gliedernden Buchsheckenstreifen, die etwas Gartencharakter vermitteln, wurde keinerlei Vegetation aktiv angesiedelt, die Fläche hat sich selbst begrünt. Einige Kräuterarten wie Wilde Möhre und duftender Thymian vermitteln fast mediterranen Flair. Mitarbeiter haben in der gut besonnten Fläche, in "ihrem" Gärtchen vor dem Fenster auch schon Tomaten gezogen. Allmählich verbreiten sich Wildrosen, ihr Aufwuchs wird bei der Pflege reguliert, es gibt Standorte, auf denen sie die Fläche bereichern und mithelfen, ihren Charakter weiterzuentwickeln, und Orte, wo sie die Nutzung stören und dann beseitigt werden. Die natürliche Dynamik wird gesteuert, soll aber erhalten bleiben. Falls der Bewuchs flächiger wird, werden störende Pflanzen nicht mehr einzeln entfernt, sondern wird zur Mahd übergegangen. Die Häufigkeit der Pflegegänge liegt bei ein- bis zweimal im Jahr.

Vor dem Bau des vierten Gebäudeflügels ab 2010 lag an dessen Stelle der offene Übergang zu den Magerrasen und Brachflächen, die sich noch weit nach Süden hinzogen. An mehreren Stellen schaffen Holzstege als kleine Aufenthaltsbereiche einen Brückenschlag zwischen Gebäude und dieser einstmals deutlich landschaftlicheren Zone, man empfand die räumliche Situation, als ob das Gebäude an die Heidelandschaft "andocken" würde. Die Prägnanz dieser Situation ist nun durch den Hofcharakter etwas verloren gegangen, bleibt aber noch spürbar. Nur durch die starke Kontrastwirkung der verwendeten Gestaltungsmittel, Betonmauern und -becken, Holz- und Stahlstege einerseits, karge Sukzessionsflächen und Magerrasen andererseits konnte dieses interessante Spannungsverhältnis im Architektur-Natur-Dialog erreicht werden.

Die südlich der Wasseranlage liegende Wiese ist als Halbtrockenrasen angelegt worden und hat sich im Lauf der Jahre mit gutem Erfolg entwickelt. Durch den Neubau wurde die Fläche vorübergehend etwas beschnitten und ist derzeit ca. 1.200m2 groß. Auf den anstehenden kiesigen Baugrund wurde, in Anlehnung an den natürlichen Bodenaufbau der Haunstetter Niederterrasse 20 bis 60cm Rotlage (lehmig-kiesiger Unterboden) aufgetragen und dieser dann mit Heumulch der nahen Dürrenastheide im Frühsommer 1999 begrünt. Oberboden wurde nicht aufgebracht, die Oberbodenbildung sollte sich von selber über die Vegetationsentwicklung einstellen.

Der Untergrund ist nährstoffreicher und speichert besser Feuchtigkeit als der Kiesboden reiner Trockenrasen. Das Pflanzenwachstum ist hier deshalb deutlich stärker und die Vegetationsdecke schließt sich schneller. Zu Beginn wurde, dem Pflegeziel einer extensiven Mähwiese entsprechend, ein Mal im Jahr nach der Samenreife ab Mitte September gemäht. Als zwischenzeitlich einige Arten dabei waren, überhand zu nehmen und die Fläche begann, sich zu einer Art "Kleesteppe" zu entwickeln, wurde nach Bedarf ein zweiter Mähtermin eingeschoben und das Mähgut entfernt. Dieser Termin lag Ende Juni/Anfang Juli, wenn die stärkste Entwicklung an Blattmasse festzustellen war. Auf diese Weise konnten der Fläche effektiv Nährstoffe entzogen und Einfluss auf die Artenzusammensetzung genommen werden. Die pflegerische Feinsteuerung zeigte prompte Wirkung und das Artengefüge hat sich korrigiert. Heute ist auch diese Fläche als typischer arten- und blütenreicher Halbtrockenrasen zu bewerten. Es bleibt jedoch wichtig, die Dynamik innerhalb der Vegetation weiterhin zu beobachten und so von Jahr zu Jahr zu entscheiden, wie und wann die Fläche zu mähen ist, damit sie ihren gewünschten Charakter dauerhaft behalten bzw. weiterentwickeln kann. Neuere Einflüsse durch temporäre Verschattung, die vom neuen Gebäude ausgeht, sind noch nicht untersucht, werden aber voraussichtlich zu einer erneuten Artenverschiebung führen.

Die Wiederherstellung beschädigter Flächen im östlichen Bereich erfolgte im Jahr 2013 mit Heumulch der Schießplatz- und Dürrenastheide auf reinem Kies mit dem Ziel, einen Trockenrasen zu etablieren.

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