Regenwassermanagement

Niederschlagswasser wurde in erster Linie als Gestaltungselement und nicht, wie meist üblich, als möglichst schnell zu beseitigender Störfaktor betrachtet. Sein Weg im Gelände wurde, wo sinnvoll möglich, so ausgestaltet, dass sich die Verweildauer an oder nahe der Oberfläche verlängert, der Abfluss bzw. die Versickerung sich verzögert und es erst allmählich ins Grundwasser gelangt. Damit kann es für die Verbesserung des Mikroklimas und Bodenlebens aktiviert werden und zur Lebensraumvielfalt beitragen. Regenwasserbewirtschaftung entlastet Kanalisation und Fließgewässer und unterstützt den natürlichen Wasserkreislauf vor Ort.

Betoniertes Wasser- und Sumpfbecken im südlichen Innenhof Wasser- und Sumpfbecken für Regenwasserbehandlung

Das Regenwassermanagement in den Außenanlagen des LfU umfasst drei Bausteine:

  1. Breitflächige Versickerung des Niederschlagswassers von allgemeinen Belagsflächen.
  2. Muldenversickerung im Parkplatz: Zuführung von Oberflächenwasser zu zwischen den Stellplatzreihen angeordneten langen Mulden mit bewachsenem Bodenfilter.
  3. Regenwasserbewirtschaftung von Dachflächenwasser aus Sammelbecken und Versickerungen.

Das Niederschlagswasser fast aller Dachflächen wird in die Regenwasserbewirtschaftung eingeleitet, die nach einem Kaskadenprinzip aufgebaut ist. Jedem der Ost-West-orientierten Gebäudeflügel ist südseitig eine Wasserbehandlungsanlage vorgelagert, bei der Elemente der Kaskade variiert und in verschiedener Weise gestaltet werden.

Sickermulde für Dachflächenwasser mit Birkenhain im nördlichen Innenhof Sickermulde für Dachwasser

Die Kaskade besteht aus

  • Dachbegrünung: Niederschlagswasser von begrünten und teilweise auch nicht begrünten Dachflächen durchläuft den Begrünungsaufbau, wird dort bereits zu 50 bis 70% zurückgehalten und von der Vegetation wieder verdunstet. Abfließendes Wasser hat bereits eine erste Reinigungsstufe durchlaufen (Bodenfilter).
  • Zisterne: Abfließendes Wasser wird je Gebäude einer unterirdischen Zisterne zugeführt, zwischengespeichert und von dort weiterverteilt. Es kann optional als Gartenwasser entnommen werden. Im Sommerhalbjahr wird es in Wasserbecken gepumpt, während der Frostperiode läuft es über in eine unterirdische Rigolenversickerung. Die Zisternen sind also Schaltelemente für einen Sommer- und Winterbetrieb und bilden die Schnittstelle zur innenliegenden Gebäudeentwässerung.
  • Wasserbecken: Sie kommen vor als lediglich kleine Verteiler für die nachgelagerte Versickerung, als großvolumige Wasserspeicher oder als differenzierte, teils stark strukturierte Beckenanlagen mit offenen Wasserflächen und bepflanzten Zonen oder Sumpfbeeten. Mit Freispiegel läuft das Wasser über in Sickermulden.
  • Sickermulden: Je nach Art und Größe des vorgelagerten Wasserbeckens handelt es sich um sehr weiträumige flache Mulden, teils zwischen Gehölzbewuchs eingebettet, oder um kaum mehr wahrnehmbare flache Geländemulden, in denen das wenige Restwasser, das aus der Kaskade überläuft, versickert wird.

Jährlich fließen ca. 5.500m3 Regenwasser von den Dachflächen ab. Das Kaskadensystem aus Zisterne, Becken und Mulden hat ein Gesamtspeichervolumen von ca. 710m3, davon entfällt knapp die Hälfte auf Wasserbecken. Durch Bepflanzungen in den Becken gibt es eine Röhrichtfläche von ca. 185m2 mit einer rechnerischen Verdunstungsleistung von bis zu 3-4m3 pro Tag. Die langjährige Beobachtung hat gezeigt, dass insbesondere aus struktur- und pflanzenreichen Becken nur noch sehr wenig Wasser überläuft. Nur bei wirklichen Starkregenereignissen werden sichtbare Wassermengen in die Sickermulden eingeleitet, die Kapazitätsgrenze wurde bislang nie erreicht. Die vielen Stationen auf dem langen Weg des Wassers durch das System führen insgesamt zu einer spürbaren Verzögerung des Abflusses und zu einer gleichmäßigen Verteilung auf Atmosphäre und Grundwasser.

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