Die Nähe zu Gewässern hatte siedlungshistorisch viele Vorteile für den Menschen. Sie gewährleistete sowohl die Wasserversorgung als auch die Abwasserentsorgung. Flüsse boten zudem Schutz vor Feinden und dienten als Transportwege sowie als Quellen für Nahrung, Baumaterial und Energie.
Mit der medizinischen Entwicklung um 1800 rückte der hygienische Aspekt von Wasser in den Vordergrund. Man erkannte die Bedeutung des Badens für Sauberkeit und Gesundheit. Dadurch veränderte sich auch die Wahrnehmung natürlicher Gewässer, denn kaltes Flusswasser galt als besonders gesund. Im 19. Jahrhundert entstanden an vielen Orten entlang der bayerischen Gewässer Flussbäder für die Allgemeinheit. Die Treppen, Stege und Flöße der Badeanstalten ermöglichten allen Bevölkerungsschichten den Zugang zum Wasser.
Mit der Industrialisierung nahm die Verschmutzung der Gewässer besonders in den Städten stark zu. Der wirtschaftliche Aufschwung Mitte des 20. Jahrhunderts führte außerdem dazu, dass Landgewinnung, Schifffahrt, Wasserkraft und Hochwasserschutz wichtiger wurden. Viele Bäche und Flüsse wurden umgeleitet, begradigt und aufgestaut. Der umfangreiche Gewässerausbau und die Verschlechterung der Wasserqualität bedeuteten das Ende für die meisten Flussbäder. Die Befestigung der Ufer und die zum Teil gezielte Eintiefung machten die Gewässer unzugänglich und der Aufenthalt am Wasser wurde zunehmend unattraktiv. Die Gewässer als Erholungsraum verschwanden aus dem öffentlichen Bewusstsein.
Seit den 1990er Jahren rücken Bäche und Flüsse im Rahmen wasserwirtschaftlicher Projekte wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit der naturnahen Gewässerentwicklung und der Verbesserung der Wasserqualität gewinnt auch ihr Wert für Freizeit und Erholung wieder an Bedeutung. Heute ist die Förderung einer naturverträglichen Nutzung von Fließgewässern und ihren Auen zentraler Bestandteil von staatlichen und kommunalen Renaturierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen.