Die Nähe zu Gewässern hatte siedlungshistorisch viele Vorteile für den Menschen. Sie gewährleistete sowohl die Wasserversorgung als auch die Abwasserentsorgung. Flüsse boten zudem Schutz vor Feinden und dienten als Transportwege sowie als Quellen für Nahrung, Baumaterial und Energie.

Historisches Gemälde einer Dame mit Schirm, die am Ufer eines Flusses spazieren geht. Die Flussufer sind gesäumt von blühenden Gehölzen. Im Hintergrund einige Häuser in der Nähe des Gewässers. Frühlingsspaziergang an der Isarauen (Paul Müller, 1886)

Mit der medizinischen Entwicklung um 1800 rückte der hygienische Aspekt von Wasser in den Vordergrund. Man erkannte die Bedeutung des Badens für Sauberkeit und Gesundheit. Dadurch veränderte sich auch die Wahrnehmung natürlicher Gewässer, denn kaltes Flusswasser galt als besonders gesund. Im 19. Jahrhundert entstanden an vielen Orten entlang der bayerischen Gewässer Flussbäder für die Allgemeinheit. Die Treppen, Stege und Flöße der Badeanstalten ermöglichten allen Bevölkerungsschichten den Zugang zum Wasser.

Historische Aufnahme eines Freizeitbads an einem Fluss. Treppen führen ins Wasser und in einen vom restlichen Fluss durch einen Zaun abgetrennten Schwimmbereich. Viele Kinder und Erwachsene spielen und planschen im und am Wasser. Freizeitbad in der Amper, 1950er Jahre; Foto: Stadtarchiv Fürstenfeldbruck

Mit der Industrialisierung nahm die Verschmutzung der Gewässer besonders in den Städten stark zu. Der wirtschaftliche Aufschwung Mitte des 20. Jahrhunderts führte außerdem dazu, dass Landgewinnung, Schifffahrt, Wasserkraft und Hochwasserschutz wichtiger wurden. Viele Bäche und Flüsse wurden umgeleitet, begradigt und aufgestaut. Der umfangreiche Gewässerausbau und die Verschlechterung der Wasserqualität bedeuteten das Ende für die meisten Flussbäder. Die Befestigung der Ufer und die zum Teil gezielte Eintiefung machten die Gewässer unzugänglich und der Aufenthalt am Wasser wurde zunehmend unattraktiv. Die Gewässer als Erholungsraum verschwanden aus dem öffentlichen Bewusstsein.

Historische Aufnahme eines stark verbauten Bachs mit einem Absturz und einem begradigten Trapezprofil aus Beton. Neben dem Gewässer ein Gehweg und einige Häuser. Historischer Gewässerausbau des Hennigbachs; Foto: Markt Markt Schwaben

Seit den 1990er Jahren rücken Bäche und Flüsse im Rahmen wasserwirtschaftlicher Projekte wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Mit der naturnahen Gewässerentwicklung und der Verbesserung der Wasserqualität gewinnt auch ihr Wert für Freizeit und Erholung wieder an Bedeutung. Heute ist die Förderung einer naturverträglichen Nutzung von Fließgewässern und ihren Auen zentraler Bestandteil von staatlichen und kommunalen Renaturierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen.

Zwei Kinder stehen mit Gummistiefeln in einem flachen Bach und spritzen mit Wasser um sich. Im Hintergrund windet sich der Bach durch hohes Gras. Spaß an der renaturierten Sulz bei Neumarkt; Foto: Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. e.V.