Auentypen

Auentypen

Auen sind natürlicherweise nicht überall gleich ausgeprägt. Bayern bietet eine große Vielfalt an Erscheinungsformen. Auentypen helfen, diese Vielfalt übersichtlich zu gliedern und Leitbilder für die Renaturierung zu entwickeln. Für die Typisierung von Auen gibt es verschiedene Ansätze, aber noch kein allgemein gültiges und anerkanntes System.

Auentypisierung nach Sedimenten

In den "Fließgewässerlandschaften in Bayern" (Bayer. Landesamt für Wasserwirtschaft 2002) werden die (größeren) Auen als eigene Landschaftseinheiten ausgewiesen und nach Art, Zusammensetzung und Entstehung ihrer Sedimente in vier Haupttypen unterschieden:

  • Grobmaterialauen
  • Sandauen
  • Feinmaterialauen
  • Moorauen.

Einen Überblick über die Verbreitung dieser Auentypen in Bayern gibt die folgende Tabelle:

Verbreitung der Auentypen in Bayern
Typ / Verbreitung Grobmaterial-Auen alpin / voralpin Grobmaterial-Auen Mittelgebirge Sandauen Feinmaterial-
Auen
überwiegend Alpine Fluss und Bachtäler

Voralpine Flusstäler

Donau

Bayerischer, Oberpfälzer Wald

Fichtelgebirge

Frankenwald

Molassebecken

Fränkisches Schichtstufen-
land

Lößregionen in Niederbayern und Maingebiet

Fränkisches
Schichtstufen-
land

teilweise Moränen-
hügelland (Alpenvorland)
Spessart

Rhön

Main

Moränen-
hügelland (Alpenvorland)

Iller-Lech-Platte

Main

Moränen-
hügelland (Alpenvorland)

Iller-Lech-Platte

Main

Mehr Informationen zu den Fließgewässerlandschaften siehe rechte Spalte.

Grobmaterialauen

Bei Grobmaterialauen handelt es sich um Auen, deren Sedimente im Durchschnitt kiesig und gröber sind. Sande sind je nach Einzugsgebiet in unterschiedlichen Mengen, aber untergeordnet beigemengt. Sie entstehen durch Aufschüttung und Verlagerung von grobem Gesteinsschutt. Häufige Umlagerung des Materials ist ein wesentliches Merkmal der Ausbildung von Grobmaterialauen.

Man findet Grobmaterialauen vor allem in den Alpen und den Grundgebirgsbereichen der Mittelgebirge. Sie ziehen sich aber auch wie Bänder aus den Alpen in die Vorländer hinein. Das Gesteinsmaterial des Geschiebes ist je nach Untergrund Gneis, Basalt, Diabase, Porphyr (Grundgebirge) sowie Dolomit und Kalk (Alpen).

Die Grobmaterialauen der Mittelgebirge haben durchschnittliche Gefälle von 2 bis 4 ‰. Die Gewässer fließen überwiegend einstromig in breiten und flachen Betten ab. Charakteristisch ist ein großer Strukturreichtum in Verbindung mit regelmäßigen morphologischen Veränderungen.

Die Grobmaterialauen der Alpen zeichnen sich durch mehr- oder vielstrormige Schotterbetten aus, mit einem ausgeprägten Kleinrelief, das durch starke Schwankungen bei der Wasserführung geprägt ist. Weite Bereiche der Schotterbetten fallen regelmäßig trocken und der Abfluss reduziert sich auf kleine, durch Grundwasser gespeiste Rinnsale. Die breiten Gewässerbetten werden oft von nur wenig höheren, älteren, genauso groben Aufschüttungen begleitet, die wegen ihrer enormen Durchlässigkeit extreme Trockenstandorte darstellen. Große Mobilität und zeitliche Veränderung sind wichtige Charakteristika dieses Lebensraumes.

Sandauen

Sandauen sind keineswegs auf Gebiete mit Sandsteinformationen beschränkt. Man findet sie im Schichtstufenland (Buntsandstein, Sandsteinkeuper), und auch in flacheren Strecken der Mittelgebirge, im Tertiären Hügelland und an den Fließgewässern der Iller-Lech-Platte.

Die Ablagerungen der Sandauen bestehen fast vollständig aus Quarzsanden, die aufgrund ihrer Härte auf langen Transportwegen erhalten bleiben. Sie haben ein großes Porenvolumen, das eine hohe Infiltrationsrate durch rasche Versickerung ermöglicht. Sandauen sind daher gute Grundwasserleiter, stellen aber, wenn das Grundwasser mehr als einen Meter tief liegt, Trockenstandorte dar.

Sandauen sind durch ein intensives, welliges Kleinrelief geprägt, häufig sind nach einem Hochwasser Sandbänke als Uferwälle zu beobachten. Die Bachbetten sind steilwandig und kastenförmig angelegt und vom Material her strukturarm. Deshalb ist der strukturbildende Einfluss der Vegetation durch Wurzelwerk und Totholz sehr groß. Die Mobilität der Sande führt zu einer raschen Verlagerung der Flussbetten durch Migration. Stark gekrümmte bis mäandrierende Gewässer sind typisch.

Sandauen, zumal fluviatil umgelagerte und ausgewaschene, bilden ein saures Milieu aus und sind von Natur aus sehr unfruchtbar. Dies unterscheidet sie von den anderen Auen, insbesondere von den Feinmaterialauen.

Feinmaterialauen

Feinmaterialauen sind in Bayern nur kleinräumig vorhanden. Ihr Vorkommen ist schwerpunktmäßig in den Regionen mit Lößböden bzw. Ton-, Mergelgesteinen (Gipskeuper und unterer lößbedeckter Keuper Frankens; Teile des Tertiären Hügellandes). Beispiele ausgeprägter, großer Feinmaterialauen findet man an der Altmühl und an der Aisch.

Die Sedimente der Feinmaterialaue bestehen überwiegend aus Schwebfracht, Ton und Schluff sowie wenigen beigemischten Sanden. Es handelt sich dabei um die ab- und ausgeschwemmten Feinpartikel der Böden im Einzugsgebiet, die bei Überflutung auf den Aueflächen abgesetzt werden. Das Feinmaterial wirkt wasserstauend.

Dieser Auentyp hat sich mit dem Ackerbau treibenden Menschen besonders stark entwickelt und verbreitet. Rodung, Ackerbau und dadurch hervorgerufene Abschwemmung der Böden hat einerseits zu außergewöhnlichen Abtragungsvorgängen auf den Flächen und andererseits zu starker Aufsedimentierung auf den Aueflächen geführt.

Feinmaterialauen weisen in der Regel ein nur sehr geringes Gefälle auf und sind in Senkungszonen und Rückstaubereichen mit Vermoorung verbunden. Ihre Oberflächen sind bretteben. Der Krümmungsgrad der Gewässer ist in der Regel sehr hoch, meistens mäandrierend. Tiefe, kastenförmige Betten mit steilwandigen, glatten Ufern sind typisch. Die Gewässer zeichnen sich durch hohe Schwebstoff- und sehr geringe Geschiebeführung aus. Eine gewisse Strukturvielfalt wird allenfalls durch Totholz erreicht.

Moorauen

Große Moore sind in Bayern vor allem im Alpenvorland im Staubereich der Faltenmolasse weit verbreitet. In den Mittelgebirgsbereichen sind nur kleinere Vorkommen vorhanden, die sich in erster Linie durch Versumpfung der Feinmaterialauen entwickelt haben. Vor allem im Bereich des tonigen, unteren und mittleren Keupers neigen die Auensedimente wegen des geringen Gefälles und der Staunässe zu Vermoorung. Daneben sind auch im Tertiären Hügelland und in den lößbedeckten Gäuflächen vermoorte Auen zu finden.

Moore sind nur in bestimmten Fällen Teil der Auen. Hochmoore ("Filze") werden durch Niederschläge gespeist und weisen im natürlichen Zustand nur Abflussbäche auf. Quellmoore werden ebenfalls nicht durchflossen. Von Gewässern durchzogen werden dagegen Nieder- bzw. Durchströmungsmoore, deren Torfe etwa aus Seggen oder Rohrkolben gebildet werden. Diese Moore können Teil der Auen sein und die Abflussdynamik ertragen. Große Teile dieser Niedermoore ("Moose") werden heute genutzt.

Bei den großen Moor-Flussauen des Alpenvorlandes handelt es sich meist um vom Grundwasser gespeiste Niedermoore. Diese haben sich in den großen Tälern mit oberflächennahem Grundwasser entwickelt, weil die sedimentären Auen nicht mehr überschüttet und weiter gebildet wurden (Sekundärauen).

Moorauen haben tiefe, kastenförmige Querprofile mit senkrechten Ufern, die fast immer bordvoll gefüllt sind. Bei minimalem Anstieg des Wasserspiegels setzt Überflutung ein, so dass sich Moor und Wasser verzahnen. Die Schwankungen des Wasserspiegels und deren Häufigkeit sind sehr gering. Die Gewässer fließen sehr langsam und geschiebefrei. Die Linienführung ist stark gekrümmt bis mäandrierend.

Bundesweite Auentypisierung

In einem Entwicklungsvorhaben des Bundesamtes für Naturschutz wurde anhand ausgewählter Beispiele eine Methodik zur Typisierung und Leitbildbeschreibung von großen Flussauen entwickelt.

Teilen