Wolf, Canis lupus

Vorkommen

Wölfe waren ursprünglich über die gesamte nördliche Halbkugel der Erde verbreitet. Durch die Jagd wurden sie überall in Europa zurückgedrängt. Um 1850 galt Deutschland als wolfsfrei. Seit der Wolf in den meisten Ländern geschützt wird, nehmen die Bestände allmählich wieder zu.

Derzeit leben in Europa zwischen 15.000 und 20.000 Wölfe. Die größten Populationen gibt es in der Balkan Population (ca. 4.000 Tiere), der Karpaten Population (ca. 4.000 Tiere), der Baltischen Population (ca. 3.600 Tiere) und der Iberischen Population (ca. 2.500 Tiere). Die Italienische Population umfasst zwischen 1.000 – 2.000 Tiere, die Zentraleuropäischen Tieflandpopulation sowie die Karelische Population je etwa 1.000, die Alpen Population etwa 400 - 550 und die Skandinavische ca. 430 Tiere. Die genaue Zahl der wildlebenden Wölfe kann jedoch nur geschätzt werden, da viele Nachweise über automatische Fotofallen generiert werden und Wölfe sich optisch nur selten voneinander unterscheiden lassen.

In Deutschland leben seit 1996 wieder Wölfe, im Jahr 2000 konnte das erste Mal Reproduktion nachgewiesen werden. Die in Deutschland beheimateten Wölfe entstammen größtenteils der Zentraleuropäischen Tieflandpopulation. Hin und wieder werden jedoch im Süden Deutschlands abwandernde Wölfe aus der Alpenpopulation nachgewiesen.

Gezählt werden können die Territorien und wie diese besetzt sind. Im Monitoringjahr 2019/20 wurden 128 Rudel, 35 Paare und 10 territoriale Einzeltiere in Deutschland nachgewiesen.

Auf der Suche nach einem geeigneten Territorium können gerade junge Rüden sehr weite Strecken wandern und so jederzeit überall in Bayern auftauchen. Findet sich ein geeignetes Territorium so kann sich eine Wolf dauerhaft ansiedeln.

Lebensweise

Wölfe leben bevorzugt in Rudeln, die sich als Familienverband aus den Elterntieren und ihren Nachkommen des aktuellen Jahres und der letzten zwei bis drei Jahre besteht. Eine umkämpfte Rangordnung wie man sie aus der Haltung von Wölfen in Gefangenschaft kennt, gibt es bei freilebenden Wölfen nicht. Paarungszeit ist Ende Februar bis Mitte März, nach gut zwei Monaten Tragezeit werden durchschnittlich 4 bis 6 Junge geboren. Mit 6 bis 7 Monaten sind diese bereits fast so groß wie die Eltern und Jährlinge (Jungwölfe im zweiten Lebensjahr) und laufen mit den anderen Rudelmitgliedern mit. Im Alter von 10 bis 22 Monaten verlassen die Jungwölfe das elterliche Territorium und suchen nach einem Geschlechtspartner und einem eigenen Territorium. Die Geschlechtsreife wird mit knapp 2 Jahren erreicht.

Der Wolf hat ein breites Nahrungsspektrum. Es reicht von Aas über Kleinsäuger bis zu großen Huftieren. Diese sind in Mitteleuropa bei Wildtieren vor allem Reh, Rotwild und Wildschwein. Ein Wolf nutzt die für ihn am leichtesten zugängliche Nahrung. Deshalb bevorzugt er, wenn möglich, weniger wehrhafte Beutetiere (Jungtiere oder alte, kranke und schwache Tiere). Auch unzureichend geschützte Nutztiere können so zur Beute werden.

Portrait

  • Schulterhöhe
    60 bis 90 cm.
  • Gewicht
    männlich 25 bis 47 kg, weiblich 22 bis 36 kg.
  • Alter
    in Gefangenschaft bis 16 Jahre, im Freiland meist deutlich weniger.
  • Fell
    bräunlicher, gelblicher oder rötlicher Grundton mit Grauanteil. Der Rücken ist meist dunkler gefärbt als die Bauchseite. Die Unterseite der Schnauze und die Kehle sind hell, die Rückseiten der Ohren rötlich gefärbt. Hinter den Schulterblättern weist das Rückenfell häufig einen hellen Sattelfleck auf, der durch eine dunkle Sattellinie nach hinten begrenzt ist. Die Schwanzspitze ist meist schwarz.
  • Schwanz
    Kürzer als bei einem Schäferhund, im Winterfell recht buschig behaart.

Jedes Rudel nutzt ein eigenes Territorium, dessen Größe von der verfügbaren Nahrung abhängt. In Mitteleuropa liegen die in Studien ermittelten Reviergrößen oft zwischen 100 bis 350 km2.

Wölfe sind grundsätzlich vorsichtig und meiden Menschen. In dicht besiedelten Kulturlandschaften wie Deutschland kommt es dennoch vor, dass Wölfe an Dörfern vorbeilaufen oder Streusiedlungen durchqueren. Da Wölfe überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind, geschieht dies meistens während der Dunkelheit. Vereinzelte Sichtungen von Wölfen tagsüber im Siedlungsbereich sind möglich. Ähnliches Verhalten kennt man auch von Rehen und Füchsen.

 

Seit der erneuten Anwesenheit von Wölfen in Deutschland hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben. In den letzten 50 Jahren sind in Europa neun Fälle von tödlichen Angriffen auf Menschen bekannt geworden, fünf davon durch tollwütige Tiere.
Zum Vergleich: In Deutschland starben 2007 bis 2009 durch Insektenstiche 45 Menschen, seit 1989 gab es 40 Todesfälle durch Hunde.

Begegnung mit einem Wolf

Der Wolf reagiert auf den Anblick von Menschen vorsichtig, aber er ergreift nicht immer sofort die Flucht. Oft zieht sich das Tier langsam und gelassen zurück. Falls doch eine Begegnung stattfinden sollte, sind folgende Regeln zu beachten:

  • Haben Sie Respekt vor dem Tier.
  • Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie mehr Abstand möchten, ziehen Sie sich langsam zurück.
  • Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten.
  • Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig deutlich bemerkbar.
  • Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.
  • Füttern Sie niemals Wölfe - die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen.

Wolf und Nutztiere

Der Wolf nutzt die für ihn am leichtesten zugängliche Nahrung. Deshalb gilt es, vor allem Schafe und Ziegen auf extensiv genutzten Flächen zu schützen. Schutzmaßnahmen sind Zäunung, Behirtung und der Einsatz von Herdenschutzhunden. Das Landesamt für Umwelt (LfU) und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) entwickeln und erproben gemeinsam entsprechende Maßnahmen. Zur Unterstützung der Weidetierhalter wurde die "Förderrichtlinie Investition Herdenschutz Wolf" entwickelt.

Bei einem Verdacht auf einen Riss durch einen Wolf wenden Sie sich unverzüglich an das LfU (siehe "Hinweise melden"). Ausführliche Informationen zum Schutz von Nutztieren und zum Vorgehen bei möglichen Nutztierrissen finden Sie in unserem Flyer "Der Wolf in Bayern - Informationen für Nutztierhalter".

Rechtliche Situation und Zuständigkeit

Der Wolf ist aufgrund seiner Einstufung im Anhang IV der europäischen Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie der EU im Bundesnaturschutzgesetz besonders und streng geschützt (§ 7 (2) Nrn. 13 und 14 BNatSchG). Es gelten Zugriffs-, Stör-, Besitz- und Vermarktungsverbote (§ 44 (1, 2) BNatSchG). Ausnahmen von diesen Schutzbestimmungen sind nur im Einzelfall und unter bestimmten Voraussetzungen möglich, zum Beispiel zur Abwehr erheblicher wirtschaftlicher Schäden (§ 45 (7) BNatSchG). Eine Ausnahme darf nur zugelassen werden, wenn zumutbare Alternativen nicht gegeben sind und sich der Erhaltungszustand der Population einer Art durch den Abschuss nicht verschlechtert. Darüber hinaus wäre ein Abschuss zulässig, wenn sich ein Wolf für den Menschen gefährlich verhielte und eine konkrete Gefahr für Leib oder Leben bestünde.

Der Wolf unterliegt dem Naturschutzrecht. Die Zuständigkeit für die Umsetzung der naturschutzrechtlichen Regelungen liegt bei den Naturschutzbehörden.

Die Erstbegutachtung bei Rissereignissen erfolgt durch einen vom LfU bestellten, speziell geschulten Gutachter (i.d.R. ein Mitglied des Netzwerks große Beutegreifer). Begutachtungen durch andere Personen werden bei der Bewertung des Ereignisses in Hinblick auf mögliche Schadensersatzansprüche, die Erfassung im Monitoring, die Ausweisung von Förderkulissen oder als Grundlage für etwaige Entnahmeverfahren grundsätzlich nicht berücksichtigt. Bei Feststellung von Manipulationen des Fundorts, beispielsweise durch vorangegangene Parallelbeprobung, haben die amtlich bestellten Gutachter das Recht, die weitere Untersuchung abzubrechen. Der Fall gilt dann als nicht bestätigter Hinweis. Diese Vorgehensweise ist notwendig, um eine einheitliche, fachlich hochwertige und mit anderen Ereignissen vergleichbare Begutachtung zu gewährleisten.

Aktuelle Arbeiten

Derzeit wird intensiv an Lösungen für ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf gearbeitet. Schwerpunkte sind:

  • Herdenschutz und Prävention
  • Umsetzung des Aktionsplans Wolf.

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