Lebensraum Quelle: Monitoring im Klimawandel

Natürliche Quellen eignen sich in besonderem Maß zur Beobachtung mittel- und langfristiger Klimaveränderungen. Um verlässliche Aussagen zu den Auswirkungen des Klimawandels treffen zu können, wurde im Rahmen des Vorhabens "Quellen in bayerischen Nationalparken als Zeiger des Klimawandels" eine einheitliche Untersuchungsmethodik für ganz Bayern erarbeitet. Gemeinsam mit seinen Partnern erprobt das BioZ im Vorhaben "Lebensraum Quelle: Monitoring im Klimawandel" den 2019 fertiggestellten Leitfaden nun außerhalb der Nationalparkkulisse und ermöglicht so eine gesamtbayerische Trendanalyse.

Lebensraum mit stabilen Standortfaktoren

Als örtlich begrenzte Bereiche, an denen Grundwasser an die Oberfläche tritt, sind Quellen Teil des Wasserkreislaufs einer Region. Niederschlagswasser regnet oder schneit in einem Einzugsgebiet ab, versickert im Boden, durchströmt den Gesteinskörper über Grundwasserleiter und tritt an Quellen wieder an die Oberfläche. Dieser unterirdische Weg kann Wochen, Monate oder gar Jahrzehnte dauern. Dabei puffern die mächtigen überdeckenden Bodenschichten und die teilweise sehr feinporigen Gesteinskörper Einflüsse von außen ab. Dadurch bleiben Grund- und Quellwasser weitgehend unbeeinflusst von saisonalen und auf Einzeljahre beschränkten Wetterereignissen und weisen vergleichsweise stabile physikalisch-chemische Parameter auf.

Quellen zur Erforschung des Klimawandels nutzen

Diese natürliche Stabilität machen sich die Forscherinnen und Forscher im Projekt "Lebensraum Quelle: Monitoring im Klimawandel" zunutze. Werden Veränderungen der physikalisch-chemischen Bedingungen im Quellwasser beobachtet, lässt dies auf anhaltende Klimaveränderungen schließen. Die Untersuchung von Quellen erlaubt damit einen klareren, von kurzfristigen und saisonalen Wettereignissen ungetrübten, Blick auf mittel- und langfristige Umwelttrends.

Gleichzeitig werden Quellen von hochspezialisierten und sensiblen Tier- und Pflanzenarten besiedelt, deren Vorkommen an das Vorherrschen relativ stabiler Standortfaktoren gebunden ist. Ändern sich die physikalisch-chemischen Parameter, zum Beispiel aufgrund der globalen Erwärmung, kann sich das in einer veränderten Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften widerspiegeln. Deshalb kommt auch der Beobachtung der Quellflora und -fauna eine wichtige Bedeutung zu.

Messung der Schüttung einer abfließenden Quelle. Wissenschaftliche Messung in einer Quelle; Foto: Eva Schubert, LBV

Um Aussagen für ganz Bayern treffen zu können, finden verschiedene hydrogeologische Teilräume Berücksichtigung. Insgesamt werden im Vorhaben 21 Quellen in der bayerischen Rhön, im Spessart, im Steigerwald und im Fichtelgebirge untersucht. Weitere mit derselben Methodik untersuchte Quellen befinden sich im Nationalpark Bayerischer Wald und im Nationalpark Berchtesgaden. Folgende Parameter werden erfasst:

  • Struktur der Quelle
  • Schüttung
  • Luft- und Wassertemperatur mithilfe von Datenloggern
  • pH-Wert
  • Elektrische Leitfähigkeit
  • Fauna
  • Flora

Projektlaufzeit BioZ: 04/2021 bis 12/2032

Projektpartner: Biosphärenreservat Rhön, Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), Stadt Lohr, Bayerische Staatsforsten

Bearbeiter: Dr. Sebastian Vogel
Tel: 09772/68994-9002

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