Landschaftspflegeversuch: Borstgrasrasen in der Langen Rhön

Borstgrasrasen prägen das Erscheinungsbild der Rhön und vieler anderer Mittelgebirge. Sie wachsen auf nährstoffarmen, sauren Böden und sind durch extensive landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Artenreiche Borstgrasrasen sind Lebensraum für viele seltene Pflanzenarten und gelten heute als bedroht. Eines der bedeutendsten Vorkommen befindet sich im Naturschutzgebiet Lange Rhön. Im Projekt erprobt das BioZ in Kooperation mit der Wildland-Stiftung Bayern und der Universität Kassel die Wirksamkeit verschiedener Pflegevarianten für ihren langfristigen Erhalt.

Charakteristische Arten

Seine Bezeichnung verdanken die Borstgrasrasen oder auch Borstgrasweiden dem Borstgras (Nardus stricta), das seinem Namen alle Ehre macht. Die harte und starre Grasart dominiert die Bestände. Während die Zusammensetzung der Arten standortabhängig variiert, lassen sich typische Zeigerarten nennen. Neben dem Borstgras gehören dazu zum Beispiel Hunds-Veilchen (Viola canina), Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica), Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica), Gewöhnliches Kreuzblümchen (Polygala vulgaris), Harzer Labkraut (Galium saxatile), Blutwurz (Potentilla erecta) und Raritäten wie die Echte Arnika (Arnica montana).

Gewöhnliches Katzenpfötchen im Borstgras. Eingebettet ins Borstgras findet sich das Gewöhnliche Katzenpfötchen, wie die Arnika ist es in der Roten Liste Bayerns als gefährdet eingestuft

Gefährdung von Borstgrasrasen

In der Vergangenheit wurden Borstgrasrasen durch Aufforstung oder Umwandlung in intensiver nutzbares Grünland stark dezimiert. Heute bereiten insbesondere der hohe atmosphärische Stickstoffeintrag und die Aufgabe der Nutzung Probleme für viele lebensraumtypische Arten. Im nationalen FFH-Bericht 2019 wird der Erhaltungszustand der artenreichen Borstgrasrasen in der kontinentalen sowie der alpinen Region als ungünstig bis unzureichend bewertet. Außerdem wird für beide Regionen ein sich verschlechternder Gesamttrend dieses Graslandtyps festgestellt. Dabei gehen in der kontinentalen geografischen Region die Bestände insbesondere in tieferen Lagen deutlich zurück. Die Europäische Union hat diesen Natura-2000-Lebensraumtyp deshalb als "prioritär" eingestuft und seiner Erhaltung damit einen besonders hohen Stellenwert eingeräumt.

Auf die richtige Pflege kommt es an

Einige der maßgeblichen Gefährdungsfaktoren für Borstgrasrasen können durch ein angepasstes Pflegekonzept beeinflusst werden. Im Projekt untersucht das BioZ gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern, wie sich verschiedene Pflegevarianten auswirken. Verglichen werden Beweidung, einschürige bzw. zweischürige Kreisel- und Balkenmahd, Brennen und diverse Pflegekombinationen wie beispielsweise Mahd in Verbindung mit Beweidung.

Bewirtschafter mäht Borstgrasrasen mit dem Balkenmäher. Mahd stellt die derzeit gängigste Pflegemethode der Borstgrasrasen im NSG Lange Rhön dar

Die Untersuchung der Vegetation und des Bodens wird durch die Universität Kassel durchgeführt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Abnahme bzw. Zunahme von Magerkeits- und Nährstoffzeigern und auf der Struktur des Bodens, da charakteristische Borstgrasrasenarten wie die Echte Arnika auf offene Bodenstellen angewiesen sind. 2020 hat das BioZ die Erhebungen um einen faunistischen Schwerpunkt erweitert. Um Aussagen über die Nahrungsverfügbarkeit für bodenbrütende Vögel treffen zu können, werden Insekten auf dem Boden und in der Vegetation erfasst. Die Proben werden im Hinblick auf Biomasse, Zahl der Individuen einer Art sowie Artenvielfalt ausgewertet.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines angepassten Landschaftspflegekonzepts für die Lange Rhön. Darüber hinaus soll der Versuch übertragbare Erkenntnisse für die Borstgrasrasen anderer Mittelgebirge liefern.

Projektlaufzeit BioZ: 04/2020 bis 04/2025

Projektpartner: Wildland-Stiftung Bayern, Universität Kassel

Bearbeiter: Dr. Sebastian Vogel,
Tel: 09772/68994-9002

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