Schiefer aus dem Schallersbruch bei Ludwigsstadt

Vertreter des Gesteins des Jahres 2019 in Bayern

Bayerns Repräsentant für das Gestein des Jahres 2019 ist der über 40 Meter tiefe, trichterförmige Schallersbruch am Eisenberg bei Ludwigsstadt im Landkreis Kronach. Der ehemalige Schieferbruch liegt am Geopfad Eisenberg, welcher 2008 vom Naturpark Frankenwald/Geopark Schieferland und der Stadt Ludwigsstadt sowie ehrenamtlichen Naturfreunden der Region konzipiert und angelegt wurde. Über die errichtete Aussichtsplattform erhält man einen grandiosen Blick in das große, von Menschenhand geschaffene, Bruchloch. Der Schallersbruch ist durch seine besondere Trichterform, Tiefe und der Aussichtsplattform einzigartig und wird deshalb ausgezeichnet.

Luftaufnahme des 'Schallersbruch'. Luftaufnahme des Geotops "Schallersbruch"

Vom Schlamm zum "Blauen Gold"

Während des Erdaltertums (vor etwa 320 bis 540 Millionen Jahren) war das Gebiet des heutigen Frankenwaldes und Vogtlandes die meiste Zeit von einem Meer bedeckt. Feinste Schwebeteilchen lagerten sich am Meeresboden als Tonschlamm ab. Mit der Zeit stieg der Druck durch die überlagernden Schichten an. Der Tonschlamm wurde "ausgepresst" und es entstand Tonstein. Dabei wurden die ehemals kugelförmigen Körnchen zu plattigen, länglichen Tonmineralen gepresst.

Während der Variszischen Gebirgsbildung, vor etwa 300 Millionen Jahren, wurden die Tonsteine enormen seitlichen Druck ausgesetzt. Dabei regelten sich die länglichen Tonkristalle, welche flach in der Schichtfläche lagen, senkrecht zum Druck ein und es entstand die typische Schieferung des Gesteins. Doch nur an wenigen Stellen bildeten sich dabei die Eigenschaften des Gesteins in der Art heraus, dass es zur Verwendung als Dachschiefer geeignet ist. Dachschiefer, auch "Blaues Gold" genannt, war ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region.

Die meisten Dachschiefer entstanden vor etwa 350 Millionen Jahren im Erdzeitalter Karbon. Es gibt in Bayern aber auch Schiefer, die älteren Erdzeiten (Devon, Ordovizium) zugeordnet werden.

Schieferbergbau in Bayern

Das einzige aktive Schieferbergwerk Süddeutschlands befindet sich in Lotharheil bei Geroldsgrün (Frankenwald). Schiefer wurde in Bayern auch früher nur in Oberfranken abgebaut. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann der Schieferbergbau im Frankenwald zuerst bei Ludwigsstadt etwas später um Dürrenwaid und Eisenbühl (Landkreis Hof). Die Blütezeit des Schieferbergbaus in Bayern war im 19. Jahrhundert. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts waren die goldenen Zeiten für das "blaue Gold" in Oberfranken und damit in Bayern zu Ende.

Die Zentren des früheren Abbaus lagen in Bayern vor allem im Raum Ludwigsstadt, aber auch bei Geroldsgrün, Eisenbühl und Tiefengrün. Am Eisenberg bei Ludwigsstadt gab es über die Jahrhunderte mehrere Schieferbrüche. Der Erste war der Oertelsbruch, den sogar Alexander von Humboldt 1792 besuchte und der heute als einer von Bayerns Schönsten Geotopen prämiert ist. Weitere Zeugen des Schieferbergbaus am Eisenberg sind der Schallersbruch, der Liebesbruch, Prinzregent und der Friedensbruch (früher Fregesbruch). Weiter östlich im Frankenwald wurde in Geroldsgrün durch Lothar Faber, Inhaber der Bleistiftfabrik A.W. Faber, die Grube Lotharheil gegründet, in der heute noch Schiefer gewonnen wird. Von Marxgrün bis Eisenbühl wurden in mehreren Brüchen Tonschiefer abgebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde bei Tiefengrün Dachschiefer in Gruben abgebaut. Kleinere Schieferbrüche, die nur lokale Bedeutung erreichten, gab es beispielsweise im südlichen Landkreis Hof (Raum Schwarzenbach a.d. Saale, Martinlamitz, Rehau). Die genaue Lage der Orte kann man im UmweltAtlas Bayern recherchieren.

Ausführliche Beschreibungen zur Entstehungszeit und Verbreitung von Schiefer in Bayern kann man in der Geologica Bavarica Nr. 86 (rechte Spalte) nachlesen.

Kartenausschnitt aus dem UmweltAtlas Bayern mit den Schieferabbaugebieten in Oberfranken. Übersicht der Schieferabbaugebiete in Bayern (Frankenwald)

Fakten zum Schallersbruch

Rund um den Eisenberg gibt es viele Zeugen des einst blühenden Schieferbergbaus. Der Schallersbruch wurde 1889 von Heinrich Schaller, Bäckermeister und Besitzer eines Dampfsägewerkes mit Kistenfabrik, aus Ludwigsstadt gegründet. Die bergamtliche Bezeichnung des Betriebes lautete "Vertrau auf Gott". Im Volksmund wurde der Bruch aber schnell nach seinem Besitzer und Gründer, Heinrich Schaller, "Schallersbruch" genannt.

Anfangs wurde der Abbau übertage betrieben, später auch untertage. Am 04. Februar 1909 meldete der Besitzer seinen Betrieb beim Bergamt ab. Die Firma "Fränkisch-Thüringische Schieferbergwerke GmbH Lehesten" führte den Betrieb noch bis zum 03. April 1912 fort, meldete aber schon am 08. August 1912 dem Bergamt, dass der Betrieb gänzlich eingestellt wurde. Bis zu 20 Arbeiter bauten dort jährlich 400 Tonnen Schiefer ab. Der Schallersbruch hat heute eine Tiefe von 44 Metern. Wandert man den Geopfad Eisenberg entlang, überquert man beeindruckende Schieferhalden, die von einem blühenden Abbau zeugen.

Schieferprodukte aus Ludwigsstadt

Der Schieferbeißer ist ein kleines, aus blauem Jeansstoff genähtes, Monster, mit drei weißen, rotumrandeten Zähnen, zwei Augen und zwei langen Ohren. Er sitzt zwischen vielen Schiefertafeln. Der Schieferbeißer ist das Maskottchen des Schiefertafel Museums in Ludwigsstadt. Hier sitzt er inmitten von Schiefertafeln im Museum

Die Gewinnung und Verarbeitung von Dach- und Griffelschiefer um Ludwigsstadt war lange Zeit von großer Bedeutung und prägt heute noch die heimische Lebenskultur. Mit Schiefer verkleidete Häuser gehören in dieser Region zum äußeren Erscheinungsbild. Schiefer aus Ludwigsstadt wurde allerdings nicht nur zur Dacheindeckung und Fassadenverkleidung verwendet.

Die Region um Ludwigsstadt war nach dem Ende des Schieferbergbaus lange Zentrum der Schiefertafel- und Griffelherstellung. Beginnend als einfaches Hausgewerbe im 19. Jahrhundert wurden schnell Fabriken gebaut, welche die Schiefertafeln aus Ludwigsstadt in die ganze Welt schickten. Das Aus der Schiefertafeln kam gegen Ende der 1960er-Jahre. 1989 schloss die letzte Schiefertafelfabrik in Ludwigsstadt. Eine hervorragende Dokumentation der Technik und Geschichte der Schiefertafel- und Griffelproduktion bietet heute das Schiefermuseum in Ludwigsstadt.

Schieferhalden – Zeugen des Bergbaus

Detailbild mit kleinen, zum Teil mit moosbewachsenen Schieferplatten. Unbrauchbares Schiefermaterial zum Teil mit Moos bewachsen

Ausgedehnte Halden sind heutige Relikte vom ehemaligen Schieferbergbau. Denn bei der Schiefergewinnung entsteht sehr viel unbrauchbares Material (Abraum), welches man unweit vom Abbauort entsorgt. Somit häufen sich nach einiger Zeit gewaltige Halden auf. Sie sind heute noch deutlich sichtbar, da sie nur langsam von der Natur zurückerobert werden. Sie sind dennoch Lebensraum für seltene Pflanzen und Tierarten und werden als Biotope geschätzt und beschützt.

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