Abfluss

Das Abflussgeschehen im Jahr 2018 wird durch hohe Abflüsse im Januar und Dezember, aber noch mehr durch die bayernweite ausgeprägte Niedrigwassersituation in Folge der von Februar bis November herrschenden Trockenheit bestimmt. Im Rahmen des Jahresberichtes wird hier ein erster Überblick zum Abflussgeschehen 2018 gegeben. Detailliertere Auswertungen zum Trockenjahr 2018 folgen in anderen Publikationen.

Mittlerer Jahresabfluss

Die langanhaltende Trockenheit von Februar bis November spiegelt sich im geringen Jahresabfluss des Kalenderjahres 2018 wider (Abb.1). Bayernweit (mit einzelnen Ausnahmen) liegt der Jahresabfluss unterhalb des langjährigen Mittels. Der Jahresabfluss beträgt 80-100%, im Bereich der östlichen und nördlichen Mittelgebirge sowie in einem Streifen vom Allgäu zum Bayerischen Wald 60-80% des langjährigen Mittels. An einigen Pegeln sind nur 40-60% des langjährigen Jahresabflusses zu verzeichnen. Insgesamt liegt die Spannweite bei ca. 40-120% des langjährigen Mittels. Der Jahresabfluss 2018 ist einzuordnen in die Reihe der Trockenjahre 2003 und 1976. Der vor allem ungewöhnlich abflussstarke Januar und z.T. Dezember sorgen dafür, dass das Kalenderjahr 2018 nicht das abflussärmste Jahr seit Beginn der Beobachtung ist.

Niedrigwasserabfluss

Nicht nur bei Betrachtung des Gesamtjahresabflusses, sondern auch speziell bei Betrachtung der Tagesabflüsse zeigt sich die Auswirkung der Trockenheit auf das Abflussgeschehen. An den gewässerkundlichen Pegeln werden im Kalenderjahr 2018 über lange Zeiträume (siehe Abflussgeschehen im Jahresverlauf) niedrige Abflüsse registriert, vielfach auch sehr niedrige (d.h. der langjährige mittlere Niedrigwasserabfluss (MNQ) wird unterschritten). Dabei werden im Laufe des Jahres 2018 nahezu bayernweit Abflüsse unterhalb des MNQ gemessen (Abb.2). In Oberfranken, in der Oberpfalz, in Niederbayern, im westlichen Mittelfranken sowie im Allgäu liegen die niedrigsten Tagesabflüsse bei weniger als 50% des langjährigen Niedrigwasserabflusses.

Die Niedrigwerte der Trockenjahre 2003 oder 1976 werden häufig erreicht bzw. unterschritten. An vielen Pegeln liegt der niedrigste Tagesabfluss im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ). NQ ist der niedrigste Tagesabfluss in der betrachteten Zeitspanne. Einzelne Pegel an kleineren Fließgewässern fallen trocken.

Abflussentwicklung im Jahresverlauf

Beispielhaft für Bayern ist die Abflussentwicklung über das Jahr in Tageswerten sowie in Monatswerten für die Pegel Kemmern/Main (Einzugsgebiet 4.224km2) in Abb.3a und b sowie Kelheim/Donau (23.031km2) in Abb.4a und b dargestellt. In Abb.5 werden für beide Pegel die prozentualen Abweichungen zu den langjährigen Monatsmitteln dargestellt.

Im Folgenden wird anhand dieser Pegel monatsweise das Abflussgeschehen in Bayern beschrieben:

Das Jahr 2018 beginnt mit ungewöhnlich hohen Abflüssen. Bereits seit November 2017 führten durchziehende Tiefdruckgebiete mit hohen Niederschlagsmengen vor allem in Nordbayern immer wieder zu erhöhten Abflüssen und Hochwasser. Dies setzte sich über den Jahreswechsel (30.12.2017-01.01.2018) in den Januar fort. So ist am 01.01. vor allem das westliche Mittelfranken mit von Hochwasser betroffen. Die durch das Tief Burglind (03.-04.01.) mitgeführten bayernweit ergiebigen Niederschläge und einhergehendes Tauwetter führen zu hohen Abflüssen und verbreitet zu Hochwasser. An vielen Pegeln werden die höchsten Abflüsse im Jahr 2018 registriert (siehe Kapitel Hochwasser). Vom 16.01.-23.01 kommt es aufgrund weiterer ergiebiger Niederschläge und Tauwetter erneut zu erhöhten Abflüssen. Besonders betroffen von Hochwasser ist das Einzugsgebiet der Oberen Donau. Hier liegen die Abflussmaxima z.T. über denen Anfang Januar, so auch am Pegel Kelheim/Donau (Abb.4b). Insgesamt werden ungewöhnlich hohe Abflüsse für diesen Monat mit 186% am Pegel Kemmern/Main und 223% am Pegel Kelheim/Donau des langjährigen Monatsmittels registriert. Der vor allem in Nordbayern zu trockene Februar lässt in der Folge die Abflüsse deutlich absinken, so dass der mittlere Abfluss im Februar am Pegel Kemmern/Main wieder im Bereich des langjährigen Mittels für Februar liegt. Am Pegel Kelheim/Donau liegen die Abflüsse im Mittel noch 20% über den für diesen Monat typischen Werten. Niederschläge und Schneeschmelze lassen die Abflüsse im März zeitweise etwas ansteigen, aber der insgesamt zu trockene März führt zu niedrigen Abflüssen mit 64% des langjährigen Monatsmittels am Pegel Kemmern/Main und 85% am Pegel Kelheim/Donau.

Im April und im Mai verursachen hohe Lufttemperaturen und ausbleibende Niederschläge am Pegel Kemmern/Main sinkende Abflüsse. Hier liegen die monatlichen Abflüsse am Pegel Kemmern/Main 36 bzw. 41% unter den langjährigen Mittelwerten für April bzw. Mai. Am Pegel Kelheim/Donau hingegen steigen die Abflüsse dem nivo-pluvialen Abflussregime folgend durch die Schneeschmelze in den Alpen wieder leicht an. Allerdings sind auch hier in diesen Monaten Defizite im langjährigen Vergleich mit 18% im April und 15% im Mai im Vergleich zu den langjährigen Monatsmittelwerten zu verzeichnen. Ausnahme bilden im April und Mai örtlich gewittrige Starkniederschläge, die lokal für kurzzeitige Anstiege im Abfluss führen und z.T. auch zu Hochwasser und Sturzfluten (zum Beispiel am 13.04. in Unterfranken an der Kahl). Der Abwärtstrend bei den Abflüssen setzt sich im Juni am Pegel Kemmern/Main fort. Ende des Monats liegen die Abflüsse im Bereich des MNQ. Die flächenhaften, gewittrigen Starkniederschläge vom 11.06. bis 13.06 lassen verbreitet die Abflüsse kurzzeitig ansteigen. Südlich der Donau und an der Donau kommt es zu einer zwischenzeitlich deutlichen Erholung der Abflüsse, so auch am Pegel Kelheim/Donau. Anschließend nehmen auch hier die Abflüsse deutlich ab und liegen Ende Juni auch im Bereich des MNQ. Am Pegel Kemmern fließt nur noch die Hälfte des für Juni üblichen Abflusses ab, am Pegel Kelheim 70%.

Im Juli und im August verschärft sich die Niedrigwassersituation. Die Abflüsse sinken weiter langsam ab und bleiben auf dem sehr niedrigen Niveau unterhalb des MNQ. Die monatlichen Abflüsse liegen deutlich unter den langjährigen Monatsmitteln. Am Pegel Kemmern/Main fließt weniger als die Hälfte des sonst üblichen Abflusses, im August sogar nur 30%. Am Pegel Kelheim/Donau werden im Juli und im August weniger als 50% der Abflüsse gemessen. Ende August werden verbreitet die niedrigsten Abflüsse im Jahresverlauf registriert. Im September bleiben die Abflüsse auf sehr niedrigem Niveau im Bereich des MNQ und unterhalb. Kleinere Niederschlagsereignisse sorgen für kurzzeitig leichte Anstiege. Am Pegel Kemmern/Main beträgt der Abfluss nur 32% des langjährigen Mittels, am Pegel Kelheim/Donau 60%.

Im Oktober und im November verharren die Abflüsse weiterhin auf sehr niedrigem Niveau und sinken zum Teil weiter ab. So nehmen die Abflussdefizite im langjährigen Vergleich zu. Im Oktober beträgt der Abfluss am Pegel Kemmern/Main nur noch 25% des langjährigen Monatsmittels und im November sogar nur 18%. Am Pegel Kelheim beträgt der Abfluss im Oktober 60% und im November ca. 50% des Monatsmittels. Mit dem Wechsel der Wetterlage Anfang Dezember und dem Durchzug von Tiefdruckgebieten steigen die Abflüsse in den Bereich des MQ an beiden Pegeln an und die Niedrigwasserphase wird beendet. In der 3. Dezemberdekade um Weihnachten kommt es vor allem im Süden und im Bayerischen Wald zu Hochwasser. Dadurch wird das Defizit am Pegel Kemmern /Main reduziert. Es werden 52% des sonst üblichen Abflusses im Dezember registriert. Am Pegel Kelheim/Donau liegt der monatliche Abfluss mit etwa 5% sogar leicht über dem langjährigen Monatsmittel.

Abfluss am Pegel Kemmern/Main - Gegenüberstellung der Monatsmittelwerte 2018 (dunkelblau) und der langjährigen Monatsmittelwerte der Jahre 1931-2011 (hellblau). Abb.3b: Abfluss am Pegel Kemmern/Main - Gegenüberstellung der Monatsmittelwerte 2018 (dunkelblau) und der langjährigen Monatsmittelwerte der Jahre 1931 bis 2011 (hellblau) in m3/s (Rohdaten)
Abfluss am Pegel Kelheim/Donau – Gegenüberstellung der Monatsmittelwerte 2018 (dunkelblau) und der langjährigen (hellblau) Monatsmittelwerte der Jahre 1924-2009 (Rohdaten). Abb.4b: Abfluss am Pegel Kelheim/Donau – Gegenüberstellung der Monatsmittelwerte 2018 (dunkelblau) und der langjährigen (hellblau) Monatsmittelwerte der Jahre 1924 bis 2009 (Rohdaten)

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