Mittels genetischer Daten auf die Größe der Populationen schließen
Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) breitet sich zunehmend in Bayern aus. Um Erkenntnisse über die Verbreitung des Fischotters zu erhalten und die Bestände genauer zu erfassen, startet das LfU eine bayernweites Monitoring. Ab Herbst 2025 soll zusammen mit verschiedenen Akteuren eine breit aufgestellte Datenerhebung durchgeführt werden. Es wird hierbei überwiegend auf die Suche nach indirekten Nachweisen gesetzt.
Es werden die unterschiedlichsten Gewässerlandschaften (Flüsse, Bäche, Seen, Teiche …), sowie zahlreiche Brücken und weitere Bauwerke am Gewässer nach Spuren des Fischotters abgesucht, wobei möglichst frische Fischotterlosung (Fischotterkot) eingesammelt wird. Denn nur frische Losung kann genetisch analysiert werden und ermöglicht die Bestimmung einzelner Individuen, des Geschlechts sowie der Verwandtschaftsverhältnisse zwischen nachgewiesenen Tieren. Letztendlich können anhand dieser Daten Modellierungen vorgenommen und die Populationsgröße ermittelt werden.
Ergänzend werden in den kommenden Jahren Schwerpunktkartierungen in festgelegten Regionen durchgeführt, um Erkenntnisse zur regionalen Populationsdynamik des Fischotters zu erhalten.
Die gesammelten Daten fließen gleichzeitig in die Erstellung des Berichts zur Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH) ein, einem Abkommen der Europäischen Union zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen auf europäischer Ebene.
So lassen sich Fischotter nachweisen
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten einen Fischotter nachzuweisen. Als direkte Nachweise zählen Sichtbeobachtungen des Fischotters, hinzu kommen Fotonachweise und Aufnahmen von Wildkameras. Das LfU sammelt auch Daten zu tot aufgefundenen Fischottern. Diese Daten fließen in ein Totfundmonitoring ein. Deshalb ist es wichtig, dass Totfunde möglichst schnell der Unteren Jagd- oder Naturschutzbehörde des örtlichen Landkreises, sowie zusätzlich an das LfU gemeldet werden.
Indirekte Nachweismöglichkeiten, die auf eine Anwesenheit des Fischotters schließen lassen, können Fischotter-Kot, die sogenannte Losung, Pfotenspuren, auch Trittsiegel genannt, oder Scharrhaufen sein. Derartige Nachweise sind relativ einfach unter Brücken zu finden, da Fischotter dort die trockenen Bereiche nutzen, um ihr Revier zu markieren. Je nach Untergrund hinterlassen sie unterschiedliche Markierstellen. Bei sandigem Untergrund werden bevorzugt Scharrhaufen gebildet und oftmals darauf markiert. Aber auch Trittsiegel sind im Sand oder Schlamm gut erkennbar. Fischotter haben bei gut sichtbaren Trittsiegeln immer fünf Ballenabdrücke.
Bei steinigem Untergrund wird der Fischotter Loung absetzen, um zu markieren. Dies kann aber auch als Analdrüsensekret erfolgen (ein Sekret ohne Nahrungsreste). In der Losung befinden sich immer Bestandteile seiner Beute, wie beispielsweise Gräten, Schuppen oder Krebsüberreste.

Bayernweites Fischottermonitoring
Was gilt es bei der Suche nach dem Fischotter zu beachten und wie läuft das Monitoring ab?
Wer kann mitmachen?
Jeder kann mitmachen und Nachweise melden! Um sich an der Sammlung von frischer Fischotterlosung beteiligen zu können, ist allerdings eine detaillierte Einweisung notwendig sowie spezielles Material zur Probennahme.
Was suchen wir?
Wir suchen nach indirekten Nachweisen des Fischotters, insbesondere nach Losung (Kot mit festen Nahrungsbestandteilen) und nach Analdrüsensekret (ADS, gallertartige Losung ohne feste Nahrungsbestandteile). Es gibt aber auch weitere Nachweise wie beispielsweise Scharrhaufen und Trittsiegel.
Wann suchen wir?
Der Untersuchungszeitraum läuft von November 2025 bis März 2026. In diesem Zeitraum sind Fischotterlosungen am einfachsten auffindbar.
Wie häufig suchen wir?
Insgesamt mindestens an zwei Tagen im Untersuchungszeitraum; aber mindestens jeweils ein Tag je Untersuchungsdurchgang, also ein Tag zwischen November und Dezember (Untersuchungsdurchgang 1) und ein Tag zwischen Januar und März (Untersuchungsdurchgang 2). Es kann gerne häufiger gesucht werden, wobei der Mindestabstand zwischen zwei Untersuchungsdurchgängen ca. vier Wochen betragen sollte. Bei jedem Untersuchungsdurchgang sollten möglichst dieselben Probenorte aufgesucht werden.
Wo suchen wir?
Fischotter markieren gerne an markanten Stellen entlang von Fließgewässern, unter Brücken oder in Teichgebieten auf den Dämmen zwischen Teichen oder angrenzendem Fließgewässer. Brücken an eher breiten Fließgewässern werden oftmals nicht als Markierstellen genutzt. Somit eher schmalere Fließgewässer oder Zuflüsse aussuchen und Brücken die auf jeden Fall an mindestens einer Seite einen trockenen Bereich (oftmals aus Beton, Ufersteinen oder Sand) haben. Es sollten mehrere hintereinanderliegende Brücken abgesucht werden, sowie weitere markante Stellen am Fließgewässer (z.B. Baumstämme, Flusseinmündungen, Fischaufstiegsanlagen) und an Teichen (z.B. Dämme, Teichein- und -auslauf).
Was nehmen wir mit?
Frische Fischotterlosung mit sowie ohne Nahrungsbestandteilen (ADS) soll im dafür zur Verfügung gestellten Probensammelmaterial gesichert und aufbewahrt werden.
Weitere Nachweise (u.a. alte Fischotterlosung, Trittsiegel, Sichtungen, Fotos sowie Videos) können gerne mit Beleg direkt über Karla.Natur oder per E-Mail an das Funktionspostfach gemeldet werden.
Möchten Sie uns auch gerne beim Monitoring unterstützen?
Schreiben Sie uns eine E-Mail an das Funktionspostfach Fischotter
Wir senden Ihnen weitere Informationen zur Probennahme und Probengefäße zu!