Die Alpenbiotopkartierung
Die Alpenbiotopkartierung (ABK) wird im bayerischen Alpenraum zwischen Berchtesgaden und Lindau durchgeführt. Die Abgrenzung zur Flachlandbiotopkartierung erfolgt anhand der alpinen biogeografischen Region.
Ein einzigartiger, aber auch fragiler Lebensraum
Aufgrund der klimatischen und geologischen Besonderheiten sowie des gebirgigen Reliefs sticht der Alpenraum durch einen unverwechselbaren, eigenständigen Charakter heraus. Ihn prägen eine äußerst großflächige und reichhaltige Natur mit vielen Tier- und Pflanzenarten, die im restlichen Bayern nicht vorkommen. Oft sind diese Arten auf eine bestimmte Höhenlage mit einzigartigen klimatischen Bedingungen beschränkt. Einige von ihnen sind nur selten anzutreffen oder vom Aussterben bedroht.
Der überwiegende Anteil der Biotope in den bayerischen Alpen ist natürlicherweise entstanden – ohne Zutun des Menschen. Hierzu gehören beispielsweise die alpinen Rasen, die Flach-, Hoch- und Übergangsmoore, Latschen- und Grünerlengebüsche oder die Fels- und Geröllbiotope. Sie sind das Ergebnis der extremen Standortbedingungen der Alpen. Viele der Biotope und deren Artenvielfalt sind allerdings auch das Ergebnis einer jahrhundertelangen traditionellen Bewirtschaftung. Hierzu zählen beispielsweise die Alpenmagerweiden und die Bergmähwiesen.


Der bayerische Alpenraum ist heutzutage zunehmenden Flächenbeanspruchungen durch Siedlung, Verkehr oder Freizeitaktivitäten ausgesetzt. Viele Lebensräume, wie die alpinen Rasen oberhalb der Baumgrenze, reagieren sehr sensibel auf Umweltveränderungen und es wird ein verlässliches Grundlagenwissen benötigt, um Eingriffe des Menschen zu beurteilen und zu bewerten. Die Alpenbiotopkartierung schließt hierfür Wissenslücken, gibt Argumentationshilfen und trifft nachvollziehbare Fachaussagen für Gemeinden, Behörden, Verbände und private Grundeigentümer.
Eine umfangreiche Datenerhebung
Bereits in den 1970er Jahren wurde im Alpenraum eine erste Kartierung der Biotope durchgeführt. Diese erfolgte im kleinen Maßstab von 1:50.000. Zwischen 1991 und 2008 fand dann eine umfassende Alpenbiotopkartierung im deutlich größeren Maßstab von 1:5.000 statt. In diesem langen Zeitraum wurden alle 4.200 Quadratkilometer des bayerischen Alpenanteils in zehn Landkreisen kartiert, von den Tälern bis zu den Gipfelregionen.
Die Alpenbiotopkartierung stellt hohe Anforderungen an die Fachleute, die vom Landesamt für Umwelt (LfU) mit den Kartierungen betraut werden. Dies liegt am anspruchsvollen Gelände und an der einzigartigen Vegetation, die sich je nach Höhenlage unterscheidet. Im Gegensatz zur Kartierung von Biotopen im Flachland werden bei der Alpenbiotopkartierung auch große Waldflächen erfasst.
Wussten Sie schon, dass...
- ... die ABK wegen ihres lückenlosen Umfangs wertvoll für die Erforschung der Alpen ist? Die Artnachweise lieferten neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Vegetationskunde.
- ... besonders seltene oder bemerkenswerte Pflanzenarten in den Archiven der Bayerischen Staatssammlung hinterlegt wurden.
- ... das Kartieren der Alpen eine schweißtreibende Angelegenheit ist? Nicht selten müssen die entlegensten Winkel aufgesucht und die höchsten Gipfel des Hochgebirges erklommen werden.
- ... knapp 30% der bayerischen Alpen als Biotop erfasst sind und rund 30% der erhobenen Arten in der Roten Liste Bayern als gefährdet eingestuft werden?