Klimabeobachtung - Naturkatastrophen

Starkregen, Hochwasser oder Stürme hat es schon immer gegeben. Aber erst die daraus entstehenden Schäden machen aus dem Naturereignis eine Naturgefahr oder sogar eine Naturkatastrophe. In den letzten Jahren sind in Bayern extreme Naturereignisse aufgetreten, die zu großen, teilweise verheerenden Schäden geführt haben. Durch den Klimawandel müssen wir in der Zukunft mit einer Zunahme extremer Unwetter und Naturkatastrophen rechnen. Auswertungen zum Auftreten von Starkregenereignissen, die Hochwasser verursachen können, belegen, dass in Bayern ihr Auftreten bis heute zugenommen hat. Klimamodelle zeigen, dass zukünftig im Winter die Niederschläge weiter zunehmen können. In den Alpen und anderen Gebirgsregionen können dadurch Georisiken wie Hangrutschungen oder Muren zunehmen.

Einzelne beobachtete extreme Naturereignisse der letzten 15 Jahre

1999 Pfingsthochwasser – Die Pegelstände von Iller, Lech, Isar und Donau sowie deren Zuflüsse stiegen in kürzester Zeit dramatisch an. Vielerorts entsprachen die Abflüsse einem mehr als 100-jährlichen Hochwasser. Das Pfingsthochwasser forderte fünf Todesopfer und verursachte 345 Millionen Euro an Sachschäden.

2002 August – Hochwasser Südbayern – Inn, Salzach, Isar, Regen und Donau und deren Zuflüsse waren betroffen. Einige Pegel im Regeneinzugsgebiet verzeichneten Abflüsse, die deutlich über einem 100-jährlichen Hochwasser lagen. In Zinnwald-Georgenfeld (Erzgebirge) gab es mit 312mm am 12.8.2002 einen Rekordwert der je in Deutschland gemessenen Tagesniederschlagsmenge. Deutschlandweit entstanden Schäden in Höhe von 11,6 Milliarden Euro.

2003 Januar – Hochwasser Nordbayern – An der Fränkischen Saale entsprach der Abfluss einem fast 200 jährlichen Hochwasser. Hitzewelle im Jahrhundertsommer – Sie war eine der schwersten Naturkatastrophen Europas der letzten 100 Jahre. Deutschlandweit brachen Waldbrände aus und die Temperaturen stiegen erstmals seit 1983 wieder auf über 40°C. In Deutschland starben an den Folgen der Hitzewelle etwa 3.500 Menschen.

2005 Augusthochwasser – An etwa 30 Pegeln in den Einzugsgebieten von Iller, Lech, Loisach und Isar wurden neue Rekordabflüsse gemessen, die als über 500-jährliche Ereignisse eingestuft werden. Durch rechtzeitige Hochwasserwarnung, vorausschauende Bewirtschaftung der Talsperren oder vorhandene und nachgerüstete Hochwasserschutzanlagen waren die eingetretenen Schäden mit etwa 172 Millionen Euro deutlich geringer als 1999.

2006 Ausgiebige Schneefälle führten Anfang des Jahres vor allem in Ostbayern zur größten Schneekatastrophe der letzten Jahrzehnte. Tagelang schaufelten Feuerwehrmänner und Soldaten Dächer frei, und doch stürzten manche ein.
Mai – Hochwasser Nordbayern – Besonders an den Pegeln im Einzugsgebiet des Weißen und Roten Mains traten außerordentlich hohe Wiederkehrintervalle, von deutlich mehr als 100 Jahre auf.

2007 Orkan Kyrill im Januar – Am stärksten von den Orkanböen betroffen war der Südosten Bayerns mit Böen von bis 202 km/h auf dem Wendelstein. Aber auch im Flachland wurden Orkanböen der Stärke 12 gemessen. Der Sturm forderte in ganz Deutschland 13 Menschenleben. Kyrill führte europaweit zu volkswirtschaftlichen Schäden von bis zu 10 Milliarden US-Dollar.
Am 21. Juli fielen im fränkischen Poxdorf innerhalb von nur sechs Stunden 160 Liter Regen pro Quadratmeter - mehr als doppelt so viel wie sonst im ganzen Monat. Es entstand ein Sachschaden von rund 100 Millionen Euro.

2010 Ein Steinschlag in Stein an der Traun im Januar forderte zwei Menschenleben.
Sturmtief Xynthia im Februar – Der Sturm richtete bundesweit große Schäden an. Mindestens vier Menschen wurden von umstürzenden Bäumen erschlagen.

2013 Junihochwasser – Die Wasserstände erreichten vielerorts neue Rekordstände, wie zum Beispiel in Passau, wo mit beinahe 13 Metern der höchste Donaupegel seit über 100 Jahren gemessen wurde. Insgesamt verursachte das Hochwasserereignis in Bayern Schäden in Höhe von rund 1,3 Milliarden Euro.

2016 Sturzfluten- und Hochwasserereignisse Mai/Juni – Bedingt durch außergewöhnliche Wetterlagen bildeten sich kleinräumige, ortsfeste Gewitterzellen. Verstärkt durch die teilweise schon stark durchfeuchteten Böden traten über Wochen verteilt viele lokal begrenzte Sturzfluten- und Hochwasserereignisse über nahezu ganz Bayern auf, die enorme Sachschäden verursachten und das Leben von sieben Menschen forderten. Besonders betroffen war die Stadt Simbach am Inn. Hier überschritten die Abflussmengen die Werte eines 1000-jährlichen Hochwassers.

2018 Im Trockenjahr 2018 wurde der Rekordwert in Bayern für das wärmste Jahr in der 139-jährigen Beobachtungsreihe (1881 bis 2019) erreicht. Dabei lag die Temperatur mit 9,9 °C deutlich über dem Mittelwert der Beobachtungsreihe mit 7,6 °C. Im Vergleich der Niederschläge mit dem Referenzzeitraum (1971 bis 2000) fiel das Jahr 2018 mit 757 mm Jahresniederschlag wesentlich trockener aus als im Referenzzeitraum mit 941 mm. Die hohen Niederschlagsdefizite und überdurchschnittliche Lufttemperaturen mit einhergehend hoher Verdunstung führten in weiten Teilen Bayerns zu extrem niedrigen Wasserständen und Abflüssen an den oberirdischen Gewässern.

Anpassung an Naturkatastrophen

Die bayerische Staatsregierung beschloss nach dem Pfingsthochwasser 1999 das Hochwasserschutz Aktionsprogramm 2020. Dies ist ein umfangreiches Programm zu einem nachhaltigen Hochwasserschutz in dessen Rahmen der Freistaat Bayern bis zum Jahr 2020 insgesamt 2,3 Milliarden Euro investieren wird.
Nach dem Junihochwasser 2013 hat der Freistaat die Fortschreibung zum Aktionsprogramm 2020plus beschlossen, u.a. mit einer Erhöhung der Investitionen auf insgesamt 3,4 Milliarden Euro, zeitlichen befristeten Personalaufstockungen an den Wasserwirtschaftsämtern und strategischen Neuausrichtungen.
Unter Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz wurde das Internet Portal "Naturgefahren" eingerichtet, in der landesweit die für das Naturgefahrenmanagement zuständigen Behörden und wichtige gesellschaftliche Gruppen vertreten sind. Im Internet Portal "Naturgefahren" sind Warn- und Informationsdienste fachübergreifend zusammengestellt.
Im Katastrophenschutz-Hilfeleistungssystem Bayern arbeiten Feuerwehren, freiwillige Hilfsorganisationen, Technisches Hilfswerk, Polizei, Bundeswehr und Bundespolizei eng mit den Katastrophenschutzbehörden zusammen.

Wenn wir vergangene Katastrophen besser aufarbeiten, können wir uns immer besser auf zukünftige extreme Situationen vorbereiten. Der Umgang mit Naturgefahren muss sich dabei auf wissenschaftlich gesicherte Analysen und Methoden stützen. Dazu gehört, dass

  • Risiken durch Naturgefahren in ihrer räumlichen und zeitlichen Entwicklung erkannt werden,
  • zuverlässige Vorhersage-, Frühwarn- und Informationssysteme zur Verfügung stehen und
  • Vorsorgestrategien eingesetzt werden, die auf einer umfassenden Risikobewertung basieren.

Die Entwicklung und Bereitstellung solcher Methoden erfordern einerseits die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und andererseits den engen Austausch zwischen Wissenschaft und operativem Katastrophenmanagement. Als ein konkretes Beispiel war das Bayerische Landesamt für Umwelt innerhalb des internationalen Projektes "AdaptAlp" zur Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen an alpine Naturgefahren beteiligt.

Oberstes Ziel muss es sein, unser Klima zu schützen, den Klimawandel einzudämmen und die Folgen des bereits bestehenden Klimawandels zu minimieren (Vorsorge, Anpassung). Auch müssen wir lernen, mit zunehmenden extremen Naturereignissen umzugehen – gänzlich schützen können wir uns davor aber nicht.

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