Erosion

Erosion entsteht, wenn Wasser und Wind die Bodenmatrix abspülen oder auswehen. Das ist ein natürlicher Prozess. Aber: Wir nutzen unsere Böden intensiv und oft falsch - das beschleunigt die Erosion massiv. Zusätzlich verstärkt der Klimawandel mit Starkniederschlägen und trockenen Sommern die Erosion.

Bodenbildung ist ein langsamer Prozess. Dagegen verläuft Erosion sehr schnell und zerstört die begrenzte Ressource Boden und die Bodenfunktionen dauerhaft.
Bis sich 1 Meter Boden gebildet hat, vergehen Jahrhunderte bis Jahrtausende. Noch länger dauert die Verwitterung oder Sedimentation der Ausgangsgesteine für die Bodenbildung.

Erosion durch Wasser

Teerstraße mit abgespülter Bodenmatrix vom angrenzenden Acker nach Starkniederschlägen Starkniederschläge spülen Bodenmatrix vom Acker auf eine Straße

Ursachen

Erosion durch Wasser entsteht, wenn Wasser oberflächlich auf Böden abfließt und wertvollen Boden abspült. Unbewachsene Böden sind der Erosion durch Wasser schutzlos ausgesetzt. Das Wasser fließt in Furchen zusammen, die immer tiefer und breiter werden. Stark geneigte, lange und ungegliederte Hänge begünstigen die Erosion durch Wasser. In Bayern sind vor allem hügelige Landschaften gefährdet oder schon betroffen, die intensiv landwirtschaftlich genutzt werden.

Auch die Korngrößen entscheiden, wie leicht oder schwer Böden erodieren. Böden aus Löss oder Lösslehm - wie in vielen bayerischen Gäulandschaften - haben eine besonders hohe Natürliche Ertragsfähigkeit (die Begriffe Natürliche Ertragsfähigkeit und Bodenfruchtbarkeit werden häufig synonym verwendet) und sind leicht zu bearbeiten. Das liegt unter anderem an dem hohen Anteil von mittleren Korngrößen wie Feinsand oder Schluff. Bei intensiver oder falscher Nutzung, nach langer Austrocknung und ohne schützende Vegetationsdecke erodiert Wasser die Böden aus Löss oder Lösslehm besonders leicht.

Folgen

"Onsite-Schäden" entstehen auf der betroffenen Fläche. Denn: Bodenmatrix, die an den Oberhängen fehlt, lagert sich an den Unterhängen oder in Mulden wieder ab. An den Oberhängen werden die Böden immer flachgründiger, den Pflanzen fehlt der humusreiche Oberbodenhorizont und der Wurzelraum. An Unterhängen und in Mulden wird die Vegetation begraben und der Boden verschlämmt. Erosion zerstört die begrenzte Ressource Boden und die Bodenfunktionen auf der gesamten Hanglänge.

Trübe Flüsse, Schlamm auf der Straße, im Keller und in der Kanalisation. Das sind Beispiele für "Offsite-Schäden" der Erosion durch Wasser. Solche Offsite-Schäden liegen abseits und unterhalb der Flächen, auf denen Wasser die Böden erodiert.

Schutzmaßnahmen

  • Hänge gezielt gliedern, verkürzen und eine Vegetationsdecke belassen.
  • Hecken, Terrassen, Ackerrandstreifen oder Baumreihen stoppen oberflächlich abfließendes Wasser.
  • Auf landwirtschaftlich genutzten Hängen quer zur Neigung den Boden bearbeiten. Denn: Furchen, die der Neigung folgen, sammeln Wasser und verstärken die Erosion an Hängen massiv.
Hecken aus Gehölzen trennen die Getreideäcker voneinander und gliedern die Hänge Hecken trennen die Äcker voneinander und gliedern die Hänge

Erosion durch Wind

Wenn Wind die Bodenmatrix ausbläst und durch die Luft (äolisch) transportiert, sprechen Bodenkundlerinnen und Bodenkundler von Erosion durch Wind. Meistens werden dabei die mittleren Korngrößen der Bodenmatrix wie Feinsand und Schluff ausgeblasen.

Ursachen

Erosion durch Wind gefährdet vor allem schwach aggregierte Böden. Denn: Ein gut entwickeltes Gefüge mit stabilen Aggregaten hält die Bodenmatrix zusammen. Wie gefährdet Böden für Erosion durch Wind sind, hängt vor allem von den Korngrößen und dem Humusgehalt ab. So sind zum Beispiel sandige Böden mit viel Feinsand und einem losen besonders gefährdet.

Ausgetrocknete Böden ohne Vegetationsdecke sind der Winderosion besonders schutzlos ausgesetzt. Flächen, auf denen Wind ungehindert Geschwindigkeit aufnehmen kann, können die Erosion ebenfalls verstärken.

Folgen

Zu den Onsite-Schäden zählt der Verlust der ausgeblasenen, mittleren Korngrößen. Staubfahnen, die den Verkehr behindern und die Luft belasten sind Offsite-Schäden der Erosion durch Wind.

Schutzmaßnahmen

  • Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen schützen Zwischenfrüchte, Mulchsaaten oder dicht aufwachsende Hauptkulturen sowie die Verwendung von organischem Dünger (zum Beispiel Mist) vor zu starker Austrocknung.
  • Hecken und Baumreihen sind natürliche Hindernisse für Wind und bremsen die Geschwindigkeit.

Wieviel Boden wird in Bayern abgetragen?

Um die Erosion oder Bodenabtrag durch Wasser zu messen wird die Allgemeine Bodenabtragsgleichung (ABAG) verwendet. Die Ergebnisse werden im Erosionsatlas Bayern in Karten dargestellt. Bodenkundler berechnen mit der ABAG den mittleren, langjährigeren Bodenabtrag durch Wasser. Dazu fließen sechs Faktoren in die Gleichung ein:

A = R x K x L x S x C x P

  • A mittlerer, langjähriger Bodenabtrag (Tonnen pro Hektar und Jahr)
  • R Regenfaktor (Häufigkeit und Intensität erosiver Niederschläge)
  • K Bodenfaktor (Erosionsanfälligkeit der Böden)
  • S Hangneigungsfaktor (Steilheit der Flächen)
  • L Hanglängenfaktor (Flächen mit mehr oder weniger gliedernden Landschaftselementen)
  • C Bewirtschaftungsfaktor (Grad der Bodenbedeckung während der Vegetationsperiode)
  • P Erosionsschutzfaktor (Maßnahmen zum Erosionsschutz)

Erosionsatlas Bayern

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erarbeitet Karten zur Erosionsgefährdung von Ackerflächen, die Sie online recherchieren können.

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