Das INTERREG V-A Projekt protectBats

Identifizierung lokaler Aussterbeursachen der Kleinen Hufeisennase im Bayerisch-Tirolerischen Alpenraum

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Fledermäuse hängen in einem Dachstuhl. Die Fledermausart Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) in einer Wochenstube vom Gebälk hängend, sie ist in Bayern auf der Roten Liste als "stark gefährdet" eingestuft, in Österreich als "gefährdet"; Foto: Anton Vorauer

Mit der Größe eines Daumens gehört die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) zu den kleinsten europäischen Fledermäusen. Sie ist in den Anhängen II und IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU gelistet und ist damit streng geschützt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es bei der Kleinen Hufeisennase zu katastrophalen Bestandsrückgängen. Im bayerisch-tirolerischen Alpenraum verschwanden etwa die Hälfte der 100 bekannten Vorkommen.

Das Projekt protectBats sollte die Frage klären, in wie weit Umweltchemikalien ursächlich für die Bestandsrückgänge sind. Hierzu wurden die aktuellen Wochenstuben der Kleinen Hufeisennase im Bayerisch-Tiroler Alpenraum dokumentiert und das Vorkommen von Schwermetallen und Organochlorpesitizden untersucht.

Es wurde gezeigt, dass die Bleikonzentrationen im Kot der Fledermäuse an den Standorten, an denen die Fledermäuse verschwunden waren, um mehr als den Faktor 10 signifikant erhöht waren. Auch Cadmium war in den ausgestorbenen Kolonien in dreifach höheren Konzentrationen nachweisbar als in den noch existierenden Kolonien.

Blei bewirkt bei Säugetieren eine Störung des Nervensystems, was sich bei Fledermäusen unter anderem in Flug- und Koordinationsstörungen zeigt. Die gefundenen Substanzen sind zum einen durch die Verwendung von Blei (genauer Tetraethylblei) als Antiklopfmittel in Benzin bis in die späten 80er Jahre in die Umwelt eingetragen worden, aber auch durch Verunreinigungen in Kunstdüngern oder über Rückstände in alten Lacken in die Umwelt gelangt. Gerade Blei reichert sich über die Nahrungskette in Lebewesen an und kann so schädliche Konzentrationen in den Lebewesen erreichen.

Neben den nachgewiesenen Schwermetallen wurden auch Organochlorpestizide in der Innenraumluft der untersuchten Standorte gefunden. Dabei handelte es sich vor allem um Lindan, ein mittlerweile verbotenes Holzschutzmittel, das sich ebenfalls über die Nahrungskette anreichert, sehr schlecht biologisch abbaubar ist und die Fortpflanzung schädigt.

Neben den Erkenntnissen über den Einfluss von Umweltchemikalien auf den Fledermausbestand wurde der Habitatsverlust im Projekt als weitere Ursache für den Rückgang der Fledermauskolonien ausgemacht.

Publikationen

Darüber hinaus wurde im Projekt eine Broschüre mit Empfehlungen zum Schutz der Kleinen Hufeisennase erarbeitet und veröffentlicht:

Projektpartner

Die Federführung des Projektes lag bei der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck mit dem Lehrstuhl für Molekulare Ökologie. Projektpartner aus Österreich sind die Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich.

Projektpartner aus Bayern waren die Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Südbayern, die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Garmisch-Partenkirchen und das Bayerische Landesamt für Umwelt.

Die Ergebnisse des Projekts werden in die weiteren Forschungsarbeiten der Universität Innsbruck, Lehrstuhl für Molekulare Ökologie einfließen und dienen den Projektpartnern zum langfristigen Fledermausschutz insgesamt.

Finanzierung

Das Projekt (TIR 19) wurde durch das EU-Programm INTERREG V-A Österreich/Bayern 2014-2020 finanziert. Kofinanziert wurde das Projekt durch die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.

Projektmanagement

Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Lehrstuhl für Molekulare Ökologie

Kontakt

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