In Bayern stehen nach den vorliegenden Seevermessungen durch die 27 staatlichen Wasserspeicher (25 Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken sowie zwei gesteuerte Flutpolder) rund 160 Millionen Kubikmeter Rückhalteraum für den Hochwasserschutz zur Verfügung. Für die Niedrigwasseraufhöhung steht durch die 24 staatlichen Wasserspeicher mit Dauerstau ein Betriebsraum von insgesamt 180 Millionen Kubikmetern bereit.

Über das hydrologische Jahr 2024 gesehen erfüllten die staatlichen Wasserspeicher ihre Aufgaben zur Trinkwasserversorgung, Niedrigwasseraufhöhung und zum Hochwasserschutz uneingeschränkt. Eine Ausnahme stellt die Niedrigwasseraufhöhung durch die Trinkwassertalsperre Mauthaus dar, welche aufgrund umfangreicher Sanierungsmaßnahmen in 2024 nicht erfolgen konnte.

Prägend war in diesem Jahr das Hochwasserereignis Ende Mai, Anfang Juni 2024, von dem die 27 staatlichen Wasserspeicher in unterschiedlichem Umfang tangiert beziehungsweise mit Hochwasserrückhalt beaufschlagt waren (siehe Abbildung 2 und Tabelle 1). Schwerpunkte des Hochwasserrückhalts leisteten die staatlichen Wasserspeicher mit Hochwasserschutzfunktion in der Mitte und im Südwesten Bayerns. Beim Drachensee (Inbetriebnahme 2009) und dem Großen Brombachsee (Inbetriebnahme 1999) wurde mit 407,38mNN und 410,67mNN jeweils der höchste Einstau seit Errichtung dokumentiert. Die staatlichen Wasserspeicher im Norden Bayerns (Ellertshäuser See, Förmitztalsperre, Froschgrundsee, Goldbergsee, Trinkwassertalsperre Mauthaus) und im Südosten (Mertseespeicher, Rottauensee) waren von diesem Hochwasserereignis lediglich gering beaufschlagt.

Die staatlichen Wasserspeicher umfassen zwei Flutpolder, von denen der Flutpolder Weidachwiesen an der Iller im Einsatz war. Das Einsatzkriterium des Flutpolders Riedensheim an der Donau (Überschreitung von 2.200m3/s am Pegel Neuburg a. d. Donau) trat nicht auf, der Rückhalteraum wurde somit nicht geflutet.

Der Hochwasserrückhalt anhand der für Hochwasserbetrieb in den Betriebsvorschriften festgelegten Kriterien begann an den südwestlich gelegenen staatlichen Wasserspeichern bereits Ende Mai und endete Anfang Juni. Grüntensee und Überleitungssystem (Altmühlsee und Brombachsee) waren am längsten, bis Mitte Juni, im Hochwasserbetrieb.

Die nachfolgende Entleerung bzw. Abgabe aus den Rückhalteräumen erfolgte unter Beachtung der maximalen Absenkgeschwindigkeiten (Tragfähigkeit der Dammbauwerke) und der zulässigen Beaufschlagung der Unterlieger wiederum anhand der in den anlagenspezifischen Betriebsvorschriften festgelegten Kriterien. Eine zügige Entleerung ist generell notwendig und war bei diesem Ereignis von sehr hoher Bedeutung, da eine zweite Hochwasserwelle prognostiziert wurde und gebietsweise auftrat. An den staatlichen Wasserspeichern sind weder an Dammkörpern, Betriebseinrichtungen noch an Tosbecken relevante Beschädigungen entstanden.

Die Hochwasserschutzfunktion der staatlichen Wasserspeicher wurde bei diesem Hochwasserereignis erfolgreich erfüllt. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über das in den staatlichen Wasserspeichern und dem nicht staatlichen Wasserspeicher Forggensee zurückgehaltene Volumen, das in Summe rund 88 Mio.m3 betrug.

Rückhaltevolumen der staatlichen Wasserspeicher und des Forggensees beim Hochwasser Mai/Juni 2024

Anmerkung zur Tabelle: 1 Das Rückhaltevolumen wurde überschlägig mithilfe der Stauhöhe vor Beginn des Hochwassers und der maximal aufgetretenen Stauhöhe berechnet. Diese Berechnung beinhaltet keine instationäre Betrachtung.

Rückhaltevolumen der staatlichen Wasserspeicher und des Forggensees beim Hochwasser Mai/Juni 2024
Gewässer Normalstau bzw. Stauhöhe vor HW [mNN] max. Stauhöhe während HW [mNN] Rückhaltevolumen 1 [Mio. m3]
Sylvensteinspeicher 750,00 757,36 30,8
Grüntensee 876,31 881,09 8,4
Perlsee 488,79 491,84 1,1
Windachspeicher 625,00 629,95 2,3
Liebensteinspeicher 525,92 526,84 0,5
Surspeicher 464,20 470,16 0,9
Silbersee 476,21 476,98 0,4
Vilstalsee 398,79 400,03 1,3
Eixendorfer See 429,04 431,95 2,9
Rottachsee 850,02 850,72 2,1
Drachensee 405,04 407,38 2,6
Altmühlsee 415,05 415,44 1,8
Großer Brombachsee 409,86 410,67 6,9

Überleitung gesamt - Rückhaltevolumen: 8,7 [Mio. m3]

Flutpolder Weidachwiesen 705,99 710,74 2,2
Forggensee 780,28 781,89 23,5

Gesamt - Rückhaltevolumen: 87,7 [Mio. m3]

Die Betriebsräume der insgesamt elf staatlichen Wasserspeicher mit der Funktion Niedrigwasseraufhöhung waren Anfang November 2024 zu 63% bis 100% gefüllt, siehe Abbildung 2. Diese Volumina können für die Niedrigwasseraufhöhung in Anspruch genommen werden.

An der im Nordosten Bayerns gelegenen Trinkwassertalsperre Mauthaus werden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an den Grundablässen und der Hochwasserentlastung fortgeführt. Niedrigwasseraufhöhung kann aktuell nicht erfolgen und ist deshalb in 2 grau hinterlegt. Die Funktionen Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz erfolgten uneingeschränkt.

Der Ellertshäuser See wurde nach umfangreichen Baumaßnahmen seit Mitte Dezember 2023 wieder eingestaut. Das direkt anschließende Hochwasser und nachfolgende Zuflüsse konnten genutzt werden, um den Ellertshäuser See bis zum 08.02.2024 wieder auf sein Winterstauziel 333,5mNN aufzustauen, kurze Zeit später wurde das Sommerstauziel von 334,5mNN erreicht. Dabei wurde, auch während der gesamten Einstauphase, die Mindestabgabe an das Unterwasser abgegeben. Für das Jahr 2024 erfolgte die Niedrigwasseraufhöhung trotz weiterer Baumaßnahmen uneingeschränkt.

Die Bauarbeiten für die Anhebung des wasserseitigen Bermenweges und die Errichtung des neuen Entnahmeturms am Eixendorfer See wurden Mitte 2024 abgeschlossen. Nach Aufhebung des Teilabstaus Anfang Mai wurde das reguläre Stauziel (430,0mNN) bereits am 28. Mai erreicht. Eine oberflächennahe Entnahme von Seewasser kann nun über den Entnahmeturm erfolgen (epilimnischer Betrieb), um im Sommer der massenhaften Entwicklung von Cyanobakterien entgegenzuwirken.

Im hydrologischen Jahr 2024 versorgte das Überleitungssystem Donau-Main das Maingebiet über den Main-Donau-Kanal unter Mitwirkung des Rothsees planmäßig mit Donauwasser. Der Rothsee wurde im November und Dezember wieder um 5m abgestaut, um das übermäßige Wachstum invasiver Muscheln einzuschränken. Der Große Brombachsee wurde wie in den vergangenen Jahren ebenfalls vorsorglich auf ein niederes Stauniveau abgesenkt, damit etwaige Winterhochwasserereignisse abgepuffert werden können.

Die Betriebsräume der Trinkwassertalsperren Mauthaus und Frauenau waren Anfang November 2024 mit rund 74 beziehungsweise 87% ausreichend gefüllt und können uneingeschränkt zur Wasserlieferung an die Fernwasserversorger herangezogen werden.