Verlauf des Niedrigwassers 2021 im Grundwasser
Die mittlere Niederschlagsmenge im Jahr 2021 summierte sich in Bayern auf rd. 950mm (Nordbayern 820mm, Südbayern 1.117mm). Gegenüber dem 30-jährigen Mittel der Jahre 1971 bis 2000 entspricht dies einem Niederschlagsüberschuss von rund 13mm bzw. +1%. Entsprechend hat sich im Jahr 2021 das vorhandene Defizit aus den Vorjahren (insbesondere der Trockenjahre 2015 und 2018) nicht weiter erhöht. Dies hatte zur Folge, dass sich die Messwerte an vielen Grundwassermessstellen und Quellen im Jahresverlauf insgesamt nicht weiter verringerten. Gerade während der vergleichsweise feuchten Monate Mai bis August stellte sich an vielen Messstellen auch eine vorübergehende Entspannung der Situation ein.
Zur Beschreibung der bayernweiten Grundwasserstandsentwicklung im Jahresverlauf können die tagesaktuellen Daten des Niedrigwasser-Informationsdienstes (NID) herangezogen werden. Der NID umfasst derzeit rund 580 Messstellen, die entweder dem oberflächennahen Grundwasser (einschließlich Quellen) oder tieferen Grundwasserleitern zugeordnet sind. Auf Basis einer statistischen Einteilung erfolgt für jede Messstelle mit einer mindestens fünfjährigen Messreihe eine Klassifikation der aktuellen Niedrigwassersituation (kein Niedrigwasser; niedrig; sehr niedrig; neuer Niedrigstwert). Betrachtet man den zeitlichen Verlauf des Messstellanteils, der innerhalb des NID als mindestens niedrig eingestuft war, so ergibt sich die in Abbildung 1 dargestellte und im Weiteren näher beschriebene Entwicklung im Verlauf des Jahres 2021.
Vorbemerkung zur Grafik
Die y-Achse zeigt den relativen Anteil der NID-Messstellen im oberen Grundwasserstockwerk mit Einstufung Niedrigwasser. Die x-Achse zeigt den zeitlichen Verlauf über die Monate Januar 2021 bis Dezember 2021.
Im langjährigen Vergleich war das Jahr 2021, nach vier zu trockenen Jahren in Folge, ein durchschnittliches Niederschlagsjahr. Nach dem Trockenjahr 2020 wurde der Höhepunkt der Niedrigwasserphase Mitte Januar, mit 79% der Messstellen mit Einstufung niedrig oder sehr niedrig, erreicht. Als Folge der ergiebigen Niederschlagsperiode Ende Januar bzw. Beginn Februar konnten sich die Grundwasserstände an vielen bayerischen Messstellen vorübergehend etwas erholen. Nach wie vor wiesen aber rund 28% der Messstellen niedrige Grundwasserstände auf. Aufgrund eines erneut zu trockenen Frühjahres (Monate März und April) erhöhte sich in der Folge der Anteil der Grundwasserstände mit niedrigen oder sehr niedrigen Messdaten auf rund zwei Drittel der betrachteten Messstellen. Im Anschluss wirkten sich die meist deutlich überdurchschnittlich feuchten Monate Mai bis August positiv auf die Grundwasserverhältnisse aus. So waren Anfang September lediglich nur noch 13% der Messstellen als niedrig oder sehr niedrig klassifiziert. Besonders deutlich auf die sommerlichen Niederschläge reagierten die überwiegend schnell regenerierende Grundwasservorkommen entlang der Fließgewässer sowie Grundwasservorkommen mit geringer Überdeckung. Die an vielen fließgewässerfernen Grundwassermessstellen beobachtete abnehmende Tendenz der Grundwasserstände hat sich hingegen oftmals weiter fortgesetzt.
Auf Grund der folgenden, teils sehr trockenen, Herbstmonate September bis November erhöhte sich der Anteil niedriger Grundwassermessstellen auf zwischenzeitlich rund 40%. Ergiebige Niederschläge im Dezember führten anschließend in vielen Fällen wieder zu steigenden Grundwasserständen, so dass erstmals seit 2017 der Anteil niedriger Grundwassermessstellen zum Jahresende < 20% betrug.
Die Grundwassermessstellen der tieferen Grundwasserstockwerke weisen bereits seit dem Trockenjahr 2015 mehrheitlich niedrige Grundwasserstände auf. Auf Grund der überwiegend sehr langsam stattfinden Regenerierungsprozesse zeigten sie lediglich eine geringe Reaktion auf die Niederschläge im Jahr 2021. Mehrheitlich wurden demnach an den Messstellen der tieferen Grundwasserstockwerke auch im Jahr 2021 niedrige oder sehr niedrige Grundwasserstände registriert.
Betrachtet man die 346 Grundnetz-Messstellen, die mindestens seit dem Jahr 2000 in Betrieb sind, so wurden an auffallend vielen Grundwassermessstellen neue Niedrigstwerte (NNW) in den vier vergangenen Jahren 2018 (66-mal), 2019 (33-mal), 2020 (42-mal) und 2021 (74-mal) registriert. Die anhaltende mehrjährige Niedrigwassersituation im Grundwasser in Bayern setzt sich weiterhin in starker Ausprägung fort. Die teils ausgeprägten Niederschläge der Sommermonate 2021 führten demnach zu keiner nachhaltigen Erholung der Grundwasserstände.
Für die Trockenjahre 2003 und 2015 zeigen heute nur noch 23 bzw. 18 Grundwassermessstellen einen Niedrigstwert. Das heißt, die Grundwasserstände liegen seit 2018 vielfach auf einem niedrigeren Niveau als 2003 und 2015. Für die genannten Zahlen liegt die Auswertung der Messzeitreihen von 2000 bis 2021 zu Grunde. Messwerte vor diesem Zeitabschnitt wurden, sofern vorhanden, nicht berücksichtigt.