Abfluss
Das Abflussgeschehen im Jahr 2019 wird wesentlich durch das im vorangegangenen außergewöhnlichen Trockenjahr 2018 aufgebaute Wasserdefizit in den Grund- und Bodenwasserspeichern sowie das anschließende in weiten Teilen Bayerns ebenfalls zu trockene Jahr 2019 mit extremen Hitzeperioden geprägt. Ausnahme bildet der Alpenbereich mit höheren Niederschlägen sowie umfangreichen Schneerücklagen im Winter 2018/2019, die den Abfluss mit Schneeschmelzwasser auch in Trockenwetterphasen stützen.
Mittlerer Jahresabfluss
Bei der Betrachtung des Jahresabflusses 2019 im Vergleich zum langjährigen mittleren Abfluss zeigt sich bayernweit eine große Spannbreite von ca. 30 bis 140% sowie eine deutliche räumliche Zweiteilung. Dabei beträgt der Jahresabfluss an den Fließgewässern im Alpenbereich selbst sowie an den größeren Fließgewässern, die einen wesentlich Alpenanteil im Einzugsgebiet aufweisen (wie Inn, Isar, Iller, Salzach), vielfach Werte von 100 bis 120% des langjährigen Mittels, im Alpenbereich z. T. sogar 120 bis 140%. Im Großteil Bayerns hingegen liegen die Werte unterhalb des langjährigen Mittels. Nördlich der Donau sowie in Niederbayern sind verbreitet Werte von nur 60 bis 80% zu verzeichnen. In Franken, der nördlichen Oberpfalz sowie im südlichen Niederbayern werden z.T. sogar nur 30 bis 60% des langjährigen mittleren Jahresabflusses erreicht. Das Jahr 2019 zählt in diesen Bereichen zu einem der abflussärmsten Jahre seit Beobachtungsbeginn und ist einzuordnen in die Reihe der Trockenjahre 2018, 2003 und 1976.
Niedrigwasserabfluss
Auch bei der Betrachtung der Tagesabflüsse spiegelt sich die unterschiedliche Betroffenheit durch Niedrigwasser wider. Wie beim Jahresabfluss zeigt sich auch hier eine Zweiteilung in Bayern. Während an den Fließgewässern mit alpinem Einzugsgebiet der niedrigste Tagesabfluss im Jahr 2019 den langjährigen mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) nicht unterschreitet, z.T. sogar doppelt so hoch ist, liegen in Franken und im östlichen Bayern die Abflüsse deutlich darunter und werden als sehr niedrig eingestuft. Oftmals beträgt der niedrigste Tagesabfluss weniger als 50%, im äußersten Nordosten Bayerns sogar nur weniger als 20% des langjährigen mittleren Niedrigwasserabflusses. Ausnahme bildet hier die Rednitz/Regnitz durch die Aufhöhung der Abflüsse durch die Donauüberleitung.
In den stark von Niedrigwasser betroffen Bereichen werden die Niedrigwerte der Trockenjahre 2018, 2003 oder 1976 häufig erreicht bzw. unterschritten. An vielen Pegeln liegt der niedrigste Tagesabfluss im Bereich des niedrigsten bisher gemessenen Tageswertes (NQ).
Abflussentwicklung im Jahresverlauf
Beispielhaft für Bayern ist die Abflussentwicklung über das Jahr in Tageswerten sowie in Monatswerten für die Pegel Kemmern/Main (Einzugsgebiet 4.224 km2) in Abb.3a und 3b sowie Kelheim/Donau (23.031 km2) in Abb.4a und 4b dargestellt. In Abb.5 werden für beide Pegel die prozentualen Abweichungen zu den langjährigen Monatsmitteln dargestellt.
An den Pegeln Kemmern/Main sowie Kelheim/Donau kann auch die Zweiteilung Bayerns im Abflussgeschehen aufgezeigt werden. Für das Jahr 2019 beträgt der Abfluss am Pegel Kemmern/Main nur 71% des langjährigen Mittels, am Pegel Kelheim/Donau mit einem Anteil Alpen- und Alpenvorlandbereich im Einzugsgebiet immerhin 94%. Am Pegel Kemmern/Main liegen die Abflüsse nur im März über dem langjährigen Monatsmittel. Im April sowie Juni bis September liegen die Werte sogar mehr als 50% unter den langjährigen Monatsabflüssen. Am Pegel Kelheim/Donau ist das Bild ausgeglichener, hier liegen die Abflüsse im Januar, März, Mai und Oktober über den sonst für die Monate üblichen Abflüssen, im April und Juli mit 30 bzw. 37% deutlich darunter. Am Pegel Kemmern/Main wird der MNQ über nahezu 3 Monate von Ende Juni bis Ende September deutlich unterschritten. Am Pegel Kelheim/Donau sinkt der Abfluss nur Ende Juli und Ende September kurzzeitig in den Bereich von MNQ ab.
Im Folgenden wird anhand dieser Pegel monatsweise das Abflussgeschehen in Bayern beschrieben:
Die Schneefälle Anfang Januar und in der Folge Tauwetter und Regen führen bayernweit in der ersten Monatshälfte zu erhöhten Abflüssen und Hochwasser. Dennoch bleiben die mittleren monatlichen Abflüsse an den meisten Gewässern aufgrund der trockenen Vormonate unter dem langjährigen Monatsmittel. Am Pegel Kemmern/Main liegt der Wert bei 91%. An den durch Hochwasser besonders betroffenen Flussgebieten wie dem Oberlauf der Tauber, der südlichen Regnitz, der Wörnitz, der Altmühl sowie den kleineren südlichen Donauzuflüssen (wie Zusam, Paar, Vils) werden die höchsten Abflüsse im Jahr registriert. Die monatlichen Abflüsse liegen hier z.T. deutlich über denen des langjährigen Mittels. So liegt in der Folge am Pegel Kelheim/Donau der Monatsabfluss 20% über dem sonst für Januar üblichen Wert. Aufgrund der Trockenperiode in der 2.Monatshälfte sinken die Abflüsse bis zum Monatsende ab. Im Zeitraum 10.-14.Februar lassen Regen und Schneefälle die Abflüsse kurzzeitig ansteigen. Die nahezu bayernweit anschließende 17-tägige Trockenperiode führt wieder zu einem Absinken der Wasserstände. Die monatliche Abflussbilanz im Februar am Pegel Kemmern/Main liegt 30% unter dem langjährigen Februarmittel, am Pegel Kelheim/Donau 8%. Die in der ersten Märzhälfte durchziehenden Tiefdruckgebiete sorgen bayernweit für Niederschläge und ansteigende Abflüsse. Die stärksten Niederschläge fallen am 15.03. In weiten Teilen nördlich der Donau sowie an der unteren Donau kommt es zu Hochwasser. Besonders vom Hochwasser betroffen sind die Einzugsgebiete des Regens sowie der Ilz im Bayerischen Wald (siehe Kapitel Hochwasser). Hier werden die höchsten Abflüsse im Jahr verzeichnet, so auch am Pegel Kemmern/Main. Die anschließende bayernweite 14-tägige Trockenperiode (mit Ausnahme des alpinen Raums) führen wieder bis zum Monatsende zu einem Absinken der Wasserstände. Der März ist 2019 am Pegel Kemmern/Main der einzige Monat, in dem der mittlere Abfluss mit 4,5% über dem langjährigen Monatsmittel liegt. Am Pegel Kelheim/Donau wird der langjährige Monatsmittelwert mit 13,3% überschritten.
Der trockene April sorgt vor allem in den durch eine 25-tägige Trockenperiode besonders betroffenen Bereichen in Mittel- und Oberfranken sowie der Oberpfalz für kontinuierlich abnehmende Abflüsse. Diese Abnahme zeigt sich besonders deutlich am Pegel Kemmern/Main. Am Pegel Kelheim/Donau sorgt die Schneeschmelze in den Alpen für ein weniger starkes Absinken der Abflüsse. Geringe Niederschläge gegen Ende des Monats lassen die Abflüsse leicht ansteigen. Am 29. und 30.04. sorgen Starkregen in den Staulagen der Ostalpen für stark ansteigende Abflüsse. Der monatliche Abfluss für April fällt am Pegel Kemmern/Main mit nur 34% des langjährigen Mittels und am Pegel Kelheim mit nur 70% sehr gering aus. Vom 01. bis 18.Mai führen Niederschläge immer wieder zu leichten Abflussanstiegen. Die im Zeitraum 19.-21.05. ergiebigen, in Schwaben und Oberbayern auch extremen, Dauerregenfälle führen verbreitet zu hohen Abflüssen und vor allem im westlichen sowie südlichen Bayern zu Hochwasser. Von Hochwasser besonders betroffen sind die Bodenseezuflüsse, Iller, Lech, Isar und die Donau selbst (siehe Kapitel Hochwasser). Am Pegel Kelheim/Donau wird der MHQ überschritten, und der höchste Abfluss im Jahr 2019 registriert. Die im Zeitraum 27. bis 29.05. kleinräumigen Starkregenfälle südlich der Donau sowie im Bayerischen Wald sorgen in den betroffenen Gebieten wieder für kurzfristige deutliche Anstiege, so auch am Pegel Kelheim/Donau zu sehen. Am Pegel Kelheim/Donau liegt der Monatsabfluss 8% über dem langjährigen Abfluss im Mai. Am Pegel Kemmern/Main haben die Abflüsse sich etwas erholt. Der Abfluss liegt aber 6% unter dem Monatsmittel. Im Juni sorgen (gewittrige) Starkniederschläge nur lokal kurzfristig für Anstiege. Im Zeitraum 20.-22.06. kommt es in einem Streifen von den Alpen bis zum südlichen Donauvorland zu Dauerniederschlägen und dort zu einer kurzfristigen Erholung der Abflüsse. Die hohen Temperaturen sorgen im Juni in den Hochlagen der Alpen, insbesondere in den Tiroler Hochlagen, für eine intensive Schneeschmelze. In der Folge kommt es am Inn sogar zu Hochwasser (siehe Kapitel Hochwasser). Am Pegel Kelheim/Donau hingegen sinken die Abflüsse ab. Der Trend wird ab und zu durch kurzfristige Anstiege unterbrochen. Der Monatsabfluss liegt leicht im Bereich des langjährigen Mittels. Im nordöstlichen Bayern, von Oberfranken bis zum nördlichen Niederbayern, sind im Juni hingegen kaum Niederschläge zu verzeichnen, so dass hier die Abflüsse drastisch zurückgehen. Am Pegel Kemmern/Main sinken die Abflüsse gegen Monatsende unter MNQ ab. Der Monatsabfluss beträgt nur 48% des langjährigen Monatsmittels.
In der ersten Hälfte des Julis wechseln sich Hochdruckwetter mit Tiefdruckeinfluss ab. Der Kaltfrontdurchgang am 12. und 13.07. mit gewittrigen Starkniederschlägen vor allem im Bereich der Alpen, des Bayerischen Waldes sowie des östlichen Mittelfrankens führt kurzfristig zu einem Abflussanstieg. Im Zeitraum 14.-26.07. sorgt eine Trockenperiode einhergehend mit hohen Lufttemperaturen (besonders ausgeprägt im nördlichen Franken und der Oberpfalz) für stark absinkende Abflüsse und vielfach zu den niedrigsten Abflüssen im Jahresverlauf. Im Zeitraum vom 27. bis 31.07. treten gewittrige lokale Starkniederschläge vor allem im Westen Bayerns auf. An den Alpen kommt es zu länger anhaltenden Niederschlägen. Am Pegel Kelheim/Donau steigen hierdurch die Abflüsse am Monatsende an, am Pegel Kemmern/Main bleiben sie auf dem niedrigen Niveau. Die ausgeprägte Trockenperiode spiegelt sich im geringen Abfluss mit nur 62% des sonst üblichen Abflusses für diesen Monat am Pegel Kelheim/Donau wider. Am Pegel Kemmern/Main hat sich die Niedrigwassersituation aus dem Vormonat weiter verschärft. Hier werden nur 28% des langjährigen Monatsmittels registriert. Vom 01. bis 20.August führt der Durchzug von Kaltfronten vor allem im Südosten Bayerns immer wieder zu (Stark-)Niederschlägen, während Unterfranken die geringsten Niederschläge aufweist. Am Pegel Kelheim/Donau sind die 3 Frontendurchgänge gut zu sehen, während am Pegel Kemmern/Main nur das Ereignis vom 06./07.08. zu einem kurzfristigen Anstieg oberhalb vom MNQ führt. Die ab dem 21.08. einsetzende Trockenperiode zusammen mit hohen Lufttemperaturen lassen die Abflüsse besonders in Franken wieder bzw. weiter absinken. Der monatliche Abfluss am Pegel Kemmern/Main liegt 64% unter dem langjährigen Augustmittel. Am Pegel Kelheim/Donau hingegen haben sich die Abflüsse erholt und der Monatsabfluss liegt nur einige Prozent darunter. Dieser Trend setzt sich in den 3 ersten niederschlagsarmen Septemberwochen fort. Unterbrochen wird dies nur durch ein Starkregenereignis an den Alpen am 01.09. sowie Dauerregen am 08. und 09.09. mit Schwerpunkten in Oberfranken, der Oberpfalz sowie am Bodensee. Am Pegel Kelheim/Donau sowie am Pegel Kemmern/Main kann man dies erkennen. Die bayernweite Trockenperiode vom 10. bis 21.09. verschärft vor allem die Niederwassersituation in Franken weiter. Die niedrigsten Abflüsse im Jahr 2019 werden an vielen Pegeln in diesem Zeitraum registriert. Vom 24. bis 30.09. bringen Tiefausläufer Regen und lassen die Abflüsse etwas ansteigen. Am Pegel Kemmern/Main liegt der Abfluss bis zu diesem Zeitpunkt 3 Monate in Folge (nur mit kurzen Unterbrechungen) deutlich unter MNQ. Der monatliche Abfluss am Pegel Kemmern/Main beträgt nur 33% des langjährigen Septembermittels, am Pegel Kelheim/Donau 83%.
In der ersten Oktoberhälfte kommt es bei wechselhaftem Wetter immer wieder zu Niederschlägen, vor allem im Bereich der Alpen, des Bayerischen Waldes sowie Spessart und Odenwald, die dort für höhere Abflüsse sorgen. Am Pegel Kelheim/Donau liegt der Abfluss in der ersten Monatshälfte deutlich über MQ. Die daran anschließende Trockenphase (16.-26.10.) lässt die Abflüsse wieder absinken. Ende Oktober kommt es vor allem im Bereich Oberallgäu und südliches Oberbayern zu kräftigen Niederschlägen, die auch am Pegel Kelheim/Donau zu einem Anstieg über MQ führen. Am Pegel Kelheim/Donau liegt im Gegensatz zum Vormonat der Abfluss 7,5% über dem langjährigen Oktobermittel, am Pegel Kemmern/Main dagegen 40% darunter. Aufgrund der Niederschläge Anfang November steigen die Abflüsse an. In der anschließenden Trockenperiode (16.-27.11.) sinken die Abflüsse wieder ab (Ausnahme Teile Unter- und Oberfrankens sowie alpine Lagen), um Ende November aufgrund der (Stark-)Regenfälle beim Durchzug des Ex-Hurrikans Sebastian wieder kurzzeitig anzusteigen. Aufgrund der insgesamt geringen Niederschläge beträgt der Monatsabfluss am Pegel Kemmern/Main nur 58% des langjährigen Novemberabflusses, am Pegel Kelheim/Donau 90%. In den ersten Dezembertagen sinken die Abflüsse bayernweit. Durch die Niederschläge im Zeitraum 6. bis 12.12., vor allem in Franken und an den Alpen, steigen diese wieder an. In den Mittelgebirgen und in den Alpen bildet sich eine Schneedecke aus. Kräftige Niederschläge vom 13. bis 15.12. mit Schwerpunkt in Franken zusammen mit der Schneeschmelze führen vor allem im Bereich von Rhön, Frankenwald sowie Fichtelgebirge zu höheren Abflüssen. Am Pegel Kemmern/Main ist dies mit Abflüssen deutlich über MQ deutlich zu sehen. Am Pegel Kelheim/Donau ist dieser Anstieg weniger deutlich ausgeprägt. Aufgrund der Trockenphase vom 16. bis 22.12. gehen die Abflüsse bayernweit wieder zurück, bevor sie dann aufgrund der Niederschläge, vor allem am 25.12, wieder kurzfristig ansteigen. Durch die ergiebigen Niederschläge im Bereich des Oberen Main haben sich die Abflüsse am Pegel Kemmern/Main etwas erholt, dennoch liegt der monatliche Abfluss 10% unter dem langjährigen Dezemberwert. Auch am Pegel Kelheim/Donau liegt dieser 10% darunter.